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Kardinal Pell hat eine Frage an Kardinal Becciu: "Wofür wurde das Geld überwiesen?"

Kardinal George Pell

Mit Blick auf Korruptionsvorwürfe gegen Kardinal Angelo Becciu und das Gerichtsverfahren im Vatikan, in dem der Verdacht auf Geldwäsche und andere Verbrechen geklärt werden soll, hat sich der ehemalige Wirtschaftspräfekt des Vatikans zu Wort gemeldet.

"Ich habe eine Frage an Kardinal Becciu", sagte Kardinal George Pell gegenüber Joan Frawley Desmond vom National Catholic Register, einer katholischen Zeitung und Nachrichtenpartner von CNA Deutsch mit Sitz in den USA. "Wird er uns einfach sagen, wofür das Geld geschickt wurde?"

Als Kardinal George Pell sich 2018 von seinem Amt als erster Präfekt des Wirtschaftssekretariats beurlauben ließ und nach Australien zurückkehrte, um sich gegen Vorwürfe "sexuellen Missbrauchs" vor Gericht zu wehren, war er der ranghöchste Kirchenvertreter, der in einen jahrzehntelangen weltweiten Skandal verwickelt schien, der die Opfer erschüttert und die moralische Glaubwürdigkeit der Kirche erschüttert hat: Die Missbrauchs- und Vertuschungskrise.

Nach seiner Verurteilung im Jahr 2018 verbrachte der australische Prälat 402 Tage im Gefängnis, größtenteils in Einzelhaft, bevor sein Schuldspruch im Jahr 2020 vom höchsten australischen Gericht aufgehoben wurde.

Während seiner Inhaftierung durfte der ehemalige Erzbischof von Melbourne (1996-2001) und Sydney (2001-2014) keine heilige Messe feiern, was ihn dazu zwang, sich tief in seinen Glauben und sein Gebetsleben zu vertiefen. Der stete Zustrom von Briefen von Freunden und Wohltätern, die ihm Gebete, geistlichen Beistand und Lesestoff anboten, ermutigte ihn jedoch.

Während er mit seinen Anwälten daran arbeitete, gegen seine Verurteilung Berufung einzulegen, begann der Kardinal mit einem Tagebuch, in dem er die plötzlichen Einschränkungen seines Tagesablaufs, seine Betrachtungen wie Lektüre der Heiligen Schrift und seine Reaktionen auf die sich entwickelnden Ereignisse in Rom festhielt, einschließlich der Beweise für die problematischen Immobilieninvestitionen des Staatssekretariates in London.

Die anschließenden Enthüllungen über schwere finanzielle Korruption auf höchster Ebene, die zu einem laufenden Prozess im Vatikan führten, warfen auch die Frage auf, ob Kurienvertreter, die sich dem Drängen des Kardinals auf eine externe Prüfung aller vatikanischen Finanzen widersetzt hatten, dazu beitrugen, seinen Fall überhaupt vor Gericht zu bringen.

Dabei geht es, so Kritiker, um Summen im Wert von 2,3 Millionen australischen Dollar (rund 1,45 Millionen Euro), die der Vatikan nach Australien geschickt haben soll – und über die noch keine Rechenschaft abgelegt wurde.

Im Interview mit dem Register betont Pell, dass er – wie andere Experten – Vorbehalte hat, was das angestrengte  Verfahren der vatikanischen Justiz gegen Becciu und andere Beschuldigte betrifft. 

Was den Prozess im Vatikan angeht, bin ich mir in keiner Weise sicher. Ich weiß nicht, was da los ist. Ich bin nicht einmal ganz sicher, dass er stattfinden wird. Er könnte aus rechtlichen Gründen scheitern.

Es besteht kein Zweifel daran, dass 2.300.000 [australische Dollar] vom Vatikan nach Australien überwiesen wurden. Kardinal Becciu hat das bestätigt.

Wir haben gerade die verfügbaren Aufzeichnungen des [vatikanischen] Prozesses erhalten, und es sieht so aus, als ob Msgr. [Alberto] Perlasca, [der langjährige Investmentmanager des Vatikans], im Verhör sagte, dass das Geld an die Bischofskonferenz in Australien für meine rechtliche Verteidigung geschickt worden sei. Das ist definitiv nicht wahr. Wir haben bei der Bischofskonferenz nachgefragt, sie haben nichts erhalten. Wir haben mit Sicherheit nichts erhalten.

Ich habe also eine Frage an Kardinal Becciu: "Würde er uns einfach sagen, wofür das Geld überwiesen wurde?" Und wenn es nichts mit mir zu tun hat oder für völlig unschuldige Zwecke bestimmt ist, gut, dann wäre ich sehr zufrieden, und wir können mit unserem Leben weitermachen.

Becciu, der seine Unschuld beteuert, hat auch bestritten, dass Geld aus dem Vatikan für den Zweck überwiesen worden sei, den Prozess gegen seinen Rivalen Pell zu beeinflussen.

Auf die Frage, was Pell über den Londoner Immobilienskandal wusste, as er Präfekt war, erklärt der Australier: "Ich wusste nicht sehr viel, als ich nach Hause ging. Wir wussten, dass der Staatssekretär uns keinen Zugang zu seinen Unterlagen gewähren und die Rechnungsprüfer nicht hineinlassen wollte. Wir wussten auch, dass sie bei der Londoner Immobilie einen Buchungsfehler gemacht hatten, der dazu führte, dass die Immobilie verschleiert wurde. Das haben wir aufgedeckt". Pell fährt fort: "Aber wir wussten nichts von dem Debakel, das sich abzeichnete."

Der Kardinal bestätigt, dass er kurz davor war, den umstrittenen London-Deal aufzudecken: "Hätte man die Prüfer hereingelassen, hätte man uns hereingelassen, wäre dies eines der ersten Dinge gewesen, die sie aufgedeckt hätten. Der [Vatikan] hätte nicht so viel Geld verloren", sagt Pell gegenüber dem Register.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Wir hätten niemals dem ausdrücklich im Vertrag festgehaltenen Geschäft zugestimmt, bei dem sie Millionen für die 30.000 Aktien bezahlt haben, von denen sie glaubten, dass sie ihnen das Eigentum an dem [Londoner] Gebäude verschaffen würden. Tatsächlich blieben 1.000 Aktien übrig, die alle Stimmrechte hatten, und soweit ich weiß, mussten sie [weitere] 15 Millionen Euro zahlen, um diese Aktien zu erhalten".

Während seiner Amtszeit als Präfekt habe er nicht nur versucht, die Aufsicht über die vatikanischen Finanzen zu professionalisieren, betont Pell.

"Nicht nur das, wir haben auch die Methodik geändert, um sie an die westlichen Geschäftspraktiken anzupassen. Das bedeutet, dass informierte Menschen, die Zugang zu den Informationen haben, beurteilen können, wo der Vatikan finanziell steht. Bevor wir auftauchten, war das nicht möglich. Nur ein oder zwei Personen hatten vielleicht einen vollständigen Überblick" über die Finanzen des Vatikans.

So habe man 1,3 Milliarden Euro entdeckt, die nicht in den Haushalten aufgeführt waren. "Sie befanden sich auf separaten Konten für schlechte Zeiten. Es mag für einen unschuldigen Zweck gewesen sein, aber es wurde nicht deklariert", so Pell in dem Interview.

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