16. April 2021
Ist Papst emeritus Benedikt der "Bayerische Rettungsanker" der Theologie? Oder eher ein Auslöser von Erdbeben? | Warum Papst Franziskus die "große Theresa" als außergewöhnliche Frau schätzt | Zwei Meldungen aus Frankreich| Und ein Blick hinter die Kulissen eines Kunstdiebstahls in einem österreichischen Benediktinerkloster.
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Was meinen Sie? Hat die Kirche zu viele ihrer theologischen Eier in einen bayerischen Osterkorb gelegt? Diese Frage stellt Pater Raymond de Souza in einer Würdigung der Person Joseph Alois Ratzingers zum heutigen 94. Geburstag des Papa Emeritus.
Die Frage drängt sich auf, da der emeritierte Papst Benedikt XVI. - am Karsamstag geboren und am selben Tag im neu eingesegneten Osterwasser getauft - sein Wiegenfest feiert, zu dem auch CNA Deutsch herzlich gratuliert.
Mit dem Tod von Pater Hans Küng, 93, in der Osteroktav, verabschiede sich, so Pater De Souza, die Generation, zu der Joseph Ratzinger gehört. Ratzinger, der Bayer, und der Schweizer Küng waren um die 30 theologische Wunderkinder, beide Teil der "Rheinischen Allianz" europäischer Theologen, die das Werk des Zweiten Vatikanischen Konzils maßgeblich prägen wollten – und zum Teil auch prägten.
The Rhine Flows Into the Tiber – Der Rhein fließt in den Tiber – war der Titel eines der berühmtesten Bücher über das Zweite Vatikanische Konzil, und Kardinal Ratzinger floss weiter als jeder andere und wurde bei seiner Wahl zum Papst im Jahr 2005 sozusagen selbst zum Tiber.
Das gegenwärtige theologische Chaos in Deutschland, wo der als "verbindlich" angekündigte "Synodale Weg" die Möglichkeit eines Schismas heraufbeschwöre, lade dazu ein, der deutschen Theologie, einer der einflussreichsten Kräfte im kirchlichen Leben des vergangenen Jahrhunderts, erneut Aufmerksamkeit zu schenken, schreibt De Souza im "National Catholic Register". 60 Jahre lang, von seiner Priesterweihe 1951 bis zu seiner Abdankung im Jahr 2013, stand Joseph Ratzinger im Zentrum dieser Bewegung. In der Tat wurde er so etwas wie ein Anker in stürmischer See. Nach seiner Abdankung begann das Boot zu treiben.
Am späten Abend seines Lebens kann der bayerische Rettungsanker als die singuläre, generationenübergreifende Antwort der Kirche auf die Reformagenda der deutschen Theologie verstanden werden, schreibt der Priester weiter. Wird diese Reform katholisch sein, zurückkehrend zur großen und weiten Tradition, oder protestantisch, abweichend von ihr?
Das ist der spannende Horizont am 16. April 2021. Für Kardinal Gerhard Ludwig Müller ist Benedikt ein "Kirchenlehrer der Zukunft", wie er in einem heute auf "Kath.net" veröffentlichten Interview mit Lothar Rilinger sagt.
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Aus aller Welt werden im Kloster Mater Ecclesiae die Glückwünsche eintreffen – und den Papa emeritus die Gebete zahlloser Gläubiger begleiten; von Papst Franziskus bis in die Peripherien der Weltkirche im Jahr 2021.
Bis heute spürt man seine Präsenz, diskutieren Katholiken die Nachbeben der Erschütterungen, die Benedikt am 11. Februar 2013 auslöste. An diesem Tag gab der Papst während eines Konsistoriums – auf Latein – bekannt, dass er zum 28. Februar 2013 "auf das Amt des Bischofs von Rom, des Nachfolgers Petri" verzichten werde. Er sei "zur Gewissheit gelangt", dass seine Kräfte nicht mehr geeignet seien, "in angemessener Weise den Petrusdienst auszuüben".
"Es war eine schwierige Entscheidung. Aber ich habe es nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, und ich denke, ich habe das Richtige getan. Einige meiner etwas 'fanatischen' Freunde sind immer noch verärgert, sie würden meine Entscheidung nicht akzeptieren. Ich denke an die Verschwörungstheorien, die darauf folgten: Manche sagten, es sei wegen des Vatileaks-Skandals, manche sagten, es sei wegen eines Komplotts der Schwulenlobby, manche sagten, es sei wegen des Falls Richard Williamson. Sie wollen nicht an eine bewusst getroffene Wahl glauben. Aber mein Gewissen ist rein".
Der Papst aus Bayern zog sich zurück zu einem Leben im Gebet im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Von dort meldet sich Benedikt bei Gelegenheit zu Wort; zuletzt mit seiner Sorge um die Gefahr eines Schismas in Deutschland vor wenigen Tagen – eine Sorge, die er bekanntlich mit seinem Nachfolger und vielen anderen Katholiken teilt.
Unterdessen hat Papst Franziskus in einer Videobotschaft die heilige Teresa von Avila als Lehrerin des Gebets gewürdigt. Der Pontifex sprach bei einer Veranstaltung zum 50. Jahrestag der Erhebung der heiligen Ordensgründerin zur Kirchenlehrerin. Die spanische Mystikerin – auch bekannt als "große Theresa" – ist eine von vier Frauen, die diesen Titel der Kirchenlehrerin erhalten haben – und eine wichtige Lehrerin für Katholiken in unserer Zeit: Das machte Papst Franziskus bei der ihr gewürdigten Konferenz klar, die den Titel "Mujer excepcional" trug – außergewöhnliche Frau. Franziskus sagte: "Die heilige Teresa lehrt uns, dass der Weg, der sie zu einer außergewöhnlichen Frau und zu einer Bezugsperson durch die Jahrhunderte machte, der Weg des Gebetes, all jenen offen steht, die sich demütig dem Wirken des Geistes in ihrem Leben öffnen".
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Zwei Meldungen aus Frankreich machten gestern weltweit Schlagzeilen: Zum einen besuchte zum zweiten Jahrestag des Feuers, das Teile der Kathedrale Notre Dame zerstörte, Präsident Emanuel Macron zum ersten Mal den Wiederaufbau – er sei beeindruckt, wie viel bereits geleistet worden sei. Dennoch werde es einige Jahre dauern, bis das 850 Jahre alte Gotteshaus fertig renoviert ist.
Und dann entschied ein französisches Berufungsgericht in Lyon, dass es kein weiteres Verfahren gegen Kardinal Philippe Barbarin geben wird. Wer dem Fall bei CNA Deutsch gefolgt ist, wird wissen, dass der ehemalige Erzbischof von Lyon Anfang 2020 vom Vorwurf der Nichtanzeige sexuellen Missbrauchs freigesprochen worden war. Mehr zu den Hintergründen des komplexen Falls, der nichts für schwache Gemüter ist, lesen Sie auf unserer Homepage.
Blicken wir zum Abschluss noch nach Oberösterreich, und hinter die menschlichen Kulissen von Nachrichten, wie wir sie bei CNA Deutsch täglich bringen: Ein Mönch des berühmten Benediktinerstifts Kremsmünster ist am Donnerstagh wegen des Diebstahls von Gemälden, Kupferstichen, Büchern und Kerzenständer im Wert von 35.000 Euro zu acht Monaten bedingter Haft verurteilt worden, meldete "die Agentur "Kathpress". Das Urteil ist nicht rechtskräftig, da der Mönch – ehemaliger Kustos des Klosters – ebenso wie die Staatsanwaltschaft um Bedenkzeit gebeten haben.
Was sich hinter der Meldung jedoch abzeichnet, ist ein menschliches Drama, wie es eben auch und gerade in einem Kloster abspielen kann. Der Benediktiner war offenbar so unglücklich über seine Abberufung als Kustos des Klosters, dass er vor drei Jahren insgesamt rund 70 Kunstgegenstände aus dem oberösterreichischen Kloster entwendet und in der Garage eines Händlers abgestellt hat – nicht um sie zu verkaufen, so der Pater vor Gericht: Er sei einfach depressiv gewesen und habe die schönen Gegenstände zwischenlagern wollen, um sie wieder zu holen, wenn er im Kloster "wieder ein Büro" habe.
Nun bleibt dem Benediktiner offenbar seine Mönchszelle – was vielleicht auch der besser Ort für Reue und Bekehrung ist, als jede andere Zelle. Möge ihm die große Theresa dabei eine Hilfe sein.
Das war der CNA Deutsch Podcast am Freitag 16. April 2021. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und einen guten Start in die neue Woche. Wir hören uns.
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— CNA Deutsch Podcast (@CNAde_PODCAST) November 29, 2019
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