Das Weihnachtsfest stand auch 2021 im Zeichen der pandemiebedingten Abstandsgebote. Doch Gottes Nähe bleibt. In diesen Tagen pilgern viele Gläubige – Familien mit Kindern, Ehepaare, Menschen allen Alters, Einsame und Suchende – in ihre Pfarrkirche für Augenblicke der Besinnung. Sie besuchen die Krippen, schauend, staunend und anbetend, auch grübelnd, zweifelnd, rat- und sprachlos.

Das, was die Menschen von innen her bewegt, tragen sie vor Gott. Dazu gehören auch Fragen, ganz persönliche Sorgen und Ängste. Wir alle dürfen dies – buchstäblich unmaskiert – dem menschgewordenen Gott darbringen. Wenn wir hinaus in Kirche und Welt schauen, so vergegenwärtigen wir uns viele Nöte und Kümmernisse. Das umstrittene Reformprogramm der katholischen Kirche in Deutschland, der „Synodale Weg“, scheint etwa wie aus der Zeit gefallen zu sein. Achselzucken löst dies bei Suchenden aus. Ein mir bekannter Agnostiker bezeichnete diese Veranstaltung und ihre Inszenierung als Ausdruck einer „Parallelgesellschaft“. Auch erinnere ich mich an ein Gespräch mit einem Theologieprofessor aus Oppeln, dem ich im Herbst 2019 auf einer Hochzeitsfeier begegnet war. Auf seine Frage „Was ist eigentlich das Ziel des Synodalen Wegs?“ konnte ich nur sagen: „Ich weiß es nicht.“ 

Für Irritation und Verwunderung sorgte im Jahr 2021 auch, dass sich der Vatikan bemüßigt sah, den liturgischen Frieden, den Benedikts Motu Proprio „Summorum Pontificum“ 2007 gestiftet hat, aufzukündigen. Autoritative Eingriffe wie die mit „Traditionis custodes“ verbundenen Restriktionen und Auflagen werden die Neuevangelisierung kaum befördern, aber Spaltungen vertiefen oder sogar verursachen. Einfach gläubige Katholiken – dem „Vetus Ordo“ wie dem „Novus Ordo“ verbunden –, die mitten in der Kirche zu Hause und im Credo verwurzelt sind, verstehen Akte wie diese nicht. Gleichwohl werden sie auch deswegen nicht die Treue zur Kirche aller Zeiten und Orte aufgeben.

Was wird uns das Neue Jahr bringen? Wir wissen alle nicht, worauf wir im Jahr 2022 weltlich zugehen, und auch jene, die glauben, dass sie es wissen, wissen nicht mehr als wir. Niemand kann verlässlich sagen, welche ökonomischen und politischen Folgen die Corona-Pandemie noch haben wird. Niemand kann vorhersehen, ob die Frage nach Gott wieder in der Kirche aufkommt und die Ausrichtung auf die Neuevangelisierung alle Strukturdebatten verdrängt.

Sollten wir vielleicht persönlich Vorsätze für 2022 fassen? Dies mag ein jeder für sich entscheiden. Ich habe für den Tag und die Stunde eine Idee: Vielleicht mögen Sie in der Weihnachtszeit mit nach Bethlehem gehen? Dann sehen wir uns bestimmt, als Glieder der Familie Gottes verbunden im Glauben der Kirche, an der Krippe des Herrn. Was mich in diesen Tagen bewegt, finde ich in den ersten drei Strophen von Friedrich Spees Lied „Zu Bethlehem geboren“ ausgedrückt:

 

„Zu Bethlehem geboren

ist uns ein Kindelein.

Das hab ich auserkoren,

sein eigen will ich sein.

Eja, eja, sein eigen will ich sein.

 

In seine Lieb versenken

will ich mich ganz hinab;

mein Herz will ich ihm schenken

und alles, was ich hab.

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Eja, eja, und alles, was ich hab.

 

O Kindelein, von Herzen

dich will ich lieben sehr

in Freuden und in Schmerzen,

je länger mehr und mehr.

Eja, eja, je länger mehr und mehr.“

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