Talkshows im Fernsehen haben ihre eigenen Gesetze. Der Bischof von Limburg hat, wie heute "katholisch.de", das aus Kirchensteuermitteln von der Bischofskonferenz finanzierte Internetportal, berichtet, am Sonntag an der ARD-Sendung "Anne Will" teilgenommen. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz meldete sich mit markanten Statements über den emeritierten Papst: "Er muss sich äußern, und er muss sich über seine Berater hinwegsetzen und im Grunde den schlichten, einfachen Satz sagen: 'Ich habe Schuld auf mich geladen, ich habe Fehler gemacht, ich bitte die Betroffenen um Verzeihung.' Anders geht das nicht."

Wer mit "seine Berater" gemeint ist, bleibt offen, aber dass ein römisch-katholischer Bischof sich offenbar als geeigneter Berater für den emeritierten Papst hier empfiehlt, der Lebenswelt und Lebenswirklichkeit hierzulande besser einzuschätzen weiß, wird dem Leser offenkundig. Auf der Homepage der Tagesschau werden noch weitere Äußerungen präsentiert: "'Ich traue es ihm zu - wenn er es schafft, sich von Beratern zu distanzieren. Das ist nun wirklich eine Schwäche von Benedikt XVI., von Joseph Ratzinger, sich nicht immer mit den besten Beratern zu umgeben.'" Woher nur mag Bischof Bätzing das wissen? Wem dienen solche Statements? 

Andrea Tornielli, Direktor von Vatican Media, hat vor wenigen Tagen bereits erklärt: "Einige der Vorwürfe waren bereits seit mehr als zehn Jahren bekannt und wurden bereits von wichtigen internationalen Medien veröffentlicht. Insgesamt gibt es vier beanstandete Fälle, und sein Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, hat angekündigt, dass der emeritierte Papst nach Abschluss der Prüfung des Gutachtens eine ausführliche Stellungnahme abgeben werde. In der Zwischenzeit jedoch ist die von Benedikt XVI. immer wieder bekräftigte Verurteilung dieser Verbrechen nachdrücklich zu betonen, und man sollte daran erinnern, was seit seinem Pontifikat in den letzten Jahren in der Kirche getan wurde. … Die Rekonstruktionen des Münchner Gutachtens, das wohlgemerkt keine gerichtliche Untersuchung, geschweige denn ein endgültiges Urteil darstellt, werden zur Bekämpfung der Pädophilie in der Kirche beitragen können, wenn sie sich nicht auf die Suche nach bloßen Sündenböcken und Pauschalurteilen beschränken. Nur wenn sie diese Risiken vermeiden, können sie zu einer Suche nach Gerechtigkeit in der Wahrheit und zu einer kollektiven Gewissenserforschung über die Fehler der Vergangenheit beitragen."

An Stringenz, Deutlichkeit und Präzision mangelt es hier nicht. Nüchterne Ausführungen wie diese würde ich mir auch von der deutschen Bischofskonferenz wünschen. Dass Benedikt XVI. und der Vatikan Ratgeber aus dem Land der Reformation benötigen, die sich aus der Kirchenprovinz Deutschland öffentlich äußern, scheint also zweifelhaft zu sein. 

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.  

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