22. Juni 2024
Treue zum Evangelium Jesu Christi und zur Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte kennzeichnet die in säkularen Medien und auch von Inhabern von Lehrstühlen der Theologie im Land der Reformation angefochtene Erklärung Dignitas infinita, in der die „Würde des Leibes“ als gleichrangig mit der Würde der Person gesehen wird.
Der Mensch ist das Geschöpf und Ebenbild Gottes, der Leib hat Anteil an der „Würde des Seins“: „An diese Wahrheit gilt es besonders bezüglich der Frage der Geschlechtsumwandlung zu erinnern. Der Mensch besteht untrennbar aus Leib und Seele, und der Leib ist der lebendige Ort, an dem sich das Innere der Seele entfaltet und manifestiert, auch durch das Netz menschlicher Beziehungen. Seele und Leib, die das Wesen der Person ausmachen, haben somit Anteil an der Würde, die jeden Menschen kennzeichnet.“ Der Leib ist also nicht etwas, was der Mensch beliebig verändern darf.
Besonders in der „geschlechtlichen Beschaffenheit“ ist der Leib mit „persönlichen Bedeutungen“ ausgestattet: „Denn im Leib erkennt sich jeder Mensch als von anderen gezeugt, und es ist durch ihren Leib, dass Mann und Frau eine Liebesbeziehung aufbauen können, die wiederum fähig ist, andere Personen zu zeugen.“ Die „Achtung der natürlichen Ordnung der menschlichen Person“ ist geboten.
Papst Franziskus spreche davon, dass das Menschsein zu behüten, zu akzeptieren und zu respektieren sei, genauso, wie der Mensch erschaffen sei: „Daraus folgt, dass jeder geschlechtsverändernde Eingriff in der Regel die Gefahr birgt, die einzigartige Würde zu bedrohen, die ein Mensch vom Moment der Empfängnis an besitzt.“
Geschlechtsumwandlungen sind damit auszuschließen, wenngleich „eine Person mit bereits bei der Geburt vorhandenen oder sich später entwickelnden genitalen Anomalien sich für eine medizinische Behandlung zur Behebung dieser Anomalien entscheiden kann“. Bekräftigt wird, dass eine solche „Operation keine Geschlechtsumwandlung in dem hier beabsichtigten Sinne darstellen“ würde.
Mit Dignitas infinita bekräftigt die römisch-katholische Kirche, „dass die Achtung der Würde der menschlichen Person unabhängig von allen Umständen in den Mittelpunkt des Einsatzes für das Gemeinwohl und jeder Rechtsordnung gestellt wird“. Festgehalten wird: „Die Achtung der Würde jedes einzelnen Menschen ist nämlich die unverzichtbare Grundlage für die Existenz jeder Gesellschaft, die den Anspruch erhebt, sich auf ein gerechtes Recht und nicht auf Macht zu gründen. Auf der Grundlage der Anerkennung der Menschenwürde werden die grundlegenden Menschenrechte gewahrt, die jedem zivilisierten Zusammenleben vorausgehen und zugrunde liegen.“ Die Menschenwürde müsse geschützt werden, ebenso seien die Staaten verpflichtet, „jene Bedingungen zu gewährleisten, die notwendig sind, damit sie sich in der ganzheitlichen Förderung der menschlichen Person entfalten kann“.
Abschließend heißt es: „Auch heute, angesichts so vieler Verletzungen der Menschenwürde, die die Zukunft des Menschengeschlechts ernsthaft bedrohen, ermutigt die Kirche zur Förderung der Würde jeder menschlichen Person, unabhängig von ihren körperlichen, geistigen, kulturellen, sozialen und religiösen Eigenschaften. Sie tut dies in der Hoffnung und in der Gewissheit der Kraft, die vom auferstandenen Christus ausgeht, der die ganzheitliche Würde eines jeden Menschen in ihrer ganzen Fülle offenbart hat. Diese Gewissheit wird in den Worten von Papst Franziskus zu einem Appell: ‚Jeden Menschen dieser Welt bitte ich, diese seine Würde nicht zu vergessen; niemand hat das Recht, sie ihm zu nehmen.‘“
Die Würde des Menschen ist unantastbar – von der Empfängnis bis zum letzten Atemzug, damit einher geht das gebotene Engagement für den unbedingten Lebensschutz. Ganz im Sinne des Evangeliums und der Lehre der Kirche äußerte sich die heilige Mutter Teresa bei der Verleihung des Friedensnobelpreises am 10. Dezember 1979. Ihr Bekenntnis wurde zum Stein des Anstoßes und zum Zeichen des Widerspruchs.
Furchtlos stand sie vor den Augen der Welt für den Schutz des menschlichen Lebens ein: „Ich habe eine Überzeugung, die ich Ihnen allen mitteilen möchte: Der größte Zerstörer des Friedens ist heute der Schrei des unschuldigen, ungeborenen Kindes. Wenn eine Mutter ihr eigenes Kind in ihrem eigenen Schoss ermorden kann, was für ein schlimmeres Verbrechen gibt es dann noch, als wenn wir uns gegenseitig umbringen? Sogar in der Heiligen Schrift steht: ‚Selbst wenn die Mutter ihr Kind vergessen könnte, ich vergesse es nicht.‘ Aber heute werden Millionen ungeborener Kinder getötet, und wir sagen nichts. In den Zeitungen lesen wir dieses und jenes, aber niemand spricht von den Millionen von Kleinen, die empfangen wurden mit der gleichen Liebe wie Sie und ich, mit dem Leben Gottes. Und wir sagen nichts, wir sind stumm. Für mich sind die Nationen, die Abtreibung legalisiert haben, die ärmsten Länder. Sie fürchten die Kleinen, sie fürchten das ungeborene Kind. Und das Kind muss sterben, weil sie dies eine Kind nicht mehr haben wollen – nicht ein Kind mehr – und das Kind muss sterben. Und ich bitte Sie hier im Namen der Kleinen: Rettet das ungeborene Kind, erkennt die Gegenwart Jesu in ihm!“
In der Erklärung Dignitas infinita erkennen wir einen wertvollen und wichtigen Beitrag, in der Wesentliches zur verbindlich gültigen Morallehre der Kirche dargelegt und erläutert ist. Verkündet werden kann die Lehre der Kirche, die auf dem Evangelium Jesu Christi und dem Zeugnis der Heiligen fußt, durch jeden Einzelnen von uns, ob Kleriker oder Weltchrist, durch sein Wort und sein persönliches Beispiel. Die Morallehre der Kirche ist ein kostbarer Schatz, der uns anvertraut ist. Wir können und dürfen immer mehr in sie hineinwachsen, sie besser verstehen und glaubwürdig leben. Vorbild können uns die Heiligen sein, wie Mutter Teresa, Johannes Paul II., Vinzenz von Paul oder Franz von Assisi. In diesem Sinne führte Benedikt XVI. am Ende seiner Enzyklika Deus caritas est aus: „Die Heiligen sind die wahren Lichtträger der Geschichte, weil sie Menschen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe sind.“ In ihnen ist die Morallehre der Kirche gegenwärtig, in ihnen hat sie Gestalt gewonnen.
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