17. November 2018
In früheren Jahren ging der Priester in Begleitung eines Ministranten – oder mit dem Küster – in Chorkleidung von der Kirche kommend zum Haus des Schwerkranken, um diesen mit den Sakramenten zu "versehen".
Man sprach von einem Versehgang.
Der Ministrant trug ein Licht und eine kleine Schelle oder Glocke, um Entgegenkommende auf die Gegenwart des Allerheiligsten aufmerksam zu machen, die sich eifrig niederknieten und sich bekreuzigten. Manche begleiteten den Geistlichen zum Sterbenden.
Bereits das Konzil von Nizäa (325) wies auf die Notwendigkeit hin, vor dem Tod die Kommunion zu empfangen, sie galt als viaticum (Wegzehrung). Seit dem 12.Jahrhundert bilden der Empfang der heiligen Kommunion, das Bußsakrament und die letzte Ölung den Versehgang. Dabei sollte die letzte Beichte die Taufunschuld wiederherstellen.
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Der Priester sollte zeitig genug gerufen werden damit der Versehgang so zeitig erfolgen kann, dass der Todkranke noch bei Bewusstsein war. Als der Priester die Krankenstube betreten hatte, segnete er mit einem Buchsbaumzweig, der in einer Schale mit Weihwasser neben dem Kruzifix und zwei brennenden Kerzen auf dem Tisch stand, den Sterbenden, das Zimmer und die Anwesenden. Dann wurden diese hinausgeschickt und dem Sterbenden die letzte Beichte abgenommen. Währenddessen beteten die Angehörigen in einem anderen Zimmer meistens den Rosenkranz.
Nach der Beichte kamen sie wieder das Sterbezimmer. Bei der nun folgenden "letzten Ölung" tauchte der Priester seinen Daumen in geweihtes Öl und salbte betend Stirn, Augen, Nase, Ohren, Schulter, Hände und Füße des Sterbenden. Dann legte der Priester ihm die Kommunion, den Leib Christi, als Wegzehrung (viaticum) auf die Zunge.
(Diese Handlung erinnert an den uralten Brauch, als den Toten eine Münze als Wegegeld auf die Zunge gelegt wurde, damit der Fährmann die Toten in einem Boot über den Totenfluss brachte, wo sie ins Reich des Hades, des Herrschers der Unterwelt, gelangten.)
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil wollten viele Vertreter der Kirche den Sterbenden und den Angehörigen nicht mehr zumuten, das vermeintliche Bedrohliche, das angeblich mit der "Letzten Ölung" verbunden war, zu ertragen. Nun sprach man von der Krankensalbung, die man auch häufig empfangen darf und soll. Ob dies noch dem Sinn der Wegzehrung auf dem letzten Stücklein des Lebens entspricht?
Familienangehörige und oft auch die Nachbarn beteten nach den liturgischen Handlungen noch weiter zusammen. Nachdem der Priester das Haus verlassen hatte, konnte man an der Laterne die der Ministrant trug, erkennen, ob der Sterbende die Sakramente noch empfangen konnte oder nicht. Wenn dieser bereits das Bewusstsein verloren hatte, brannte die Laterne auch auf dem Rückweg. Waren sie aber mit der verlöschten Laterne auf dem Rückweg zur Kirche, dann hatte der Kranke die Sterbesakramente bei vollem Bewusstsein empfangen können.
Als Sterbegebete waren vor allem die sieben Bußpsalmen bekannt. Sie wurden immer gebetet; ebenso der Rosenkranz. Wenn der Priester das Sterben des Todgeweihten erkannte, sprach er das Gebet "Vor dem Verscheiden":
Proficiscere, anima christiana, de hoc mundo,
In nomine Dei Patris omnipotentis, qui te creavit,
In nomine Iesu Christi Filii Dei vivi, qui pro te passus est,
In nomine Spiritus Sancti, qui in te effusus est;
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Hodie sit in pace locus tuus
et habitatio tua apud Deum in sancta Sion,
cum sancta Dei Genitrice Virgine Maria,
cum sancto Ioseph, et omnibus Angelis et Sanctis Dei.
Ad auctorem tuum,
qui te de limo terrae formavit, revertaris.
Tibi itaque egredienti de hac vita sancta Maria,
Angeli et omnes Sancti occurrant. […]
Redemptorem tuum facie ad faciem videas
et contemplatione Dei potiaris in saecula saeculorum.
Amen.
+
Brich auf, christliche Seele, von dieser Welt,
im Namen Gottes, des allmächtigen Vaters, der dich erschaffen hat,
im Namen Jesu Christi, des Sohnes des lebendigen Gottes, der für dich gelitten hat,
im Namen des Heiligen Geistes, der über dich ausgegossen worden ist.
Heute noch sei dir in Frieden deine Stätte bereitet,
deine Wohnung bei Gott im heiligen Zion,
mit der heiligen Jungfrau und Gottesmutter Maria,
mit dem heiligen Josef und mit allen Engeln und Heiligen Gottes.
Du kehrst zurück zu deinem Schöpfer,
der dich aus dem Lehm der Erde gebildet hat.
Mögen dir, wenn du dieses Leben verlässt, die heilige Maria,
die Engel und alle Heiligen begegnen.
Mögest du deinen Erlöser schauen von Angesicht zu Angesicht
und dich der Erkenntnis Gottes erfreuen in Ewigkeit.
Amen.
+
Nach dem Hinscheiden sprach er mit den Trauernden folgendes Gebet:
Subvenite sancti Dei,
occurrite angeli Domini:
suscipientes animam eius:
offerentes eam in conspectu Altissimi.
Suscipiat te Christus qui vocavit te
et in sinum Abrahae angeli deducant te.
Requiem aeternam dona ei, Domine,
et lux perpetua luceat ei.
+
Antwortvers:
Kommt herzu, ihr Heiligen Gottes,
eilt ihm (ihr) entgegen, ihr Engel des Herrn,
nehmt auf seine (ihre) Seele
und führt sie hin vor das Antlitz des Allerhöchsten.
Verse:
Christus nehme dich auf, der dich berufen hat,
und in Abrahams Schoß sollen Engel dich geleiten.
Herr, gib ihm die ewige Ruhe,
und das ewige Licht leuchte ihm.
+
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— CNA Deutsch (@CNAdeutsch) November 12, 2017
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Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten des Autors wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.