29. März 2020
Kult, die Verehrung Gottes, ist dynamisch. Kein Wunder, wird jede Ausdrucksform der Beziehung von denen geprägt, die sie leben. Alles andere wäre Folklore. Tradition unterscheidet sich aber grundlegend: "Die Tradition ist eine Ausdehnung des Wahlrechts. Tradition heißt, der unbekanntesten aller Klassen - unseren Vorfahren - Stimmen zu geben. Tradition ist die Demokratie der Toten", schreibt G.K. Chesterton.
Jede Epoche hat der kirchlichen Tradition Wertvolles hinzugefügt, besonders bei der Heiligenverehrung: Menschen finden sich und ihre Nöte im Leben der Heiligen wieder und rufen diese in passenden Lagen an. Der Sensus Fidelium wirkte, so dass viele Patronate, aber auch Patronatsverschiebungen, für uns heute schwer nachzuvollziehen sind und lokale Ausprägungen haben.
Die berühmten 14 Nothelfer im Berchtesgadener Land sind zum Beispiel andere als in Franken: Nikolaus ersetzt dort Erasmus.
Ebenso sind Heilige zu beobachten, die in bestimmten Zeiten besonders verehrt, dann aber in Vergessenheit geraten sind. Die Hl. Korona gehört dazu: Durch ihren Namen als Patronin in Geldangelegenheiten – besonders der Schatzsucher – verehrt und im Spätmittelalter eine der populärsten Heiligen mit teils magischem Missbrauch, haben nur wenige Überreste der Verehrung dieses Mädchens aus dem 2. Jh. zu uns überlebt, besonders in Ostbayern und Österreich.
Korona begegnet uns an verschiedenen Orten als Patronin verschiedener Anliegen: Für Holzbauern offenbar in Gaißach bei Bad Tölz; gegen Extremitätenleiden – wegen ihres Martyriums – in Niederbayern; und ganz kurios: gegen Kreuzweh bei der Hopfenernte in Koppenwall sowie gegen Viehseuchen in Niederösterreich.
Eine Patronin gegen Seuchen?
An vielen Orten zugleich ist in diesen Tagen des Coronaerregers die Verehrung der Hl. Korona unter neuen Voraussetzungen entflammt, in Pfarreien und Gemeinschaften; das Wiederfinden dieser Zeugin für Christus trägt sogar ökumenische Züge, da die Ostkirche sie auch verehrt; das Bistum Passau ruft sie neben der Heiligen Mutter Gottes und den Bistumsheiligen an.
Für einen gläubigen Menschen geschieht nichts aus Zufall: Das Geschehen in der Welt ist in Gottes Ratschluss aufgehoben und wir in Seine Hand eingeschrieben. Unserem Vater im Himmel kann unser Leid angesichts der Pandemie nicht egal sein, die vielen Toten und Kranken um deretwillen wir zu Ihm im Namen Christi schreien.
Dass der Name des Virus den Namen einer von Gottes Heiligen trägt, lässt sie heute zum Gesicht des Leidens der Menschen werden. Sie tritt bittend mit uns vor Gottes Angesicht. Und kein Gebet (mit Fürsprache) verhallt bei Ihm, dem Herrn, ungehört. Das hat Er uns versprochen.
Heilige Korona – bitte für uns. Amen.
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