Madrid - Dienstag, 2. August 2016, 12:10 Uhr.
Videospiele und Religionsunterricht verbinden – darauf setzt ein Priester der Marianisten und Informatiker, Pater Daniel Pajuelo, der Erfolge mit dem Projekt "Erziehungsraum Minecraft" verzeichnet, das nun auch in Kolumbien durchgeführt wird.
Minecraft ist ein bekanntes "Open-World-Spiel", das als eine Art virtuelles Lego bezeichnet werden kann, bei dem die Spiele eine Vielzahl von Dingen, wie Gebäude und Szenarien, bauen und so eine Online-Realität erschaffen.
"Im September des vergangenen Jahres habe ich begonnen, Minecraft im Fach Religion zu verwenden; ich dachte schon seit längerer Zeit daran und war mir bewusst, dass es großes Potential besitzt, um die Phantasie der Kinder anzuregen" erklärt Pater Pajuelo zu CNA.
In diesem Projekt brachte der Priester seine Schüler dazu, mit einem Pfarrer zu sprechen und die verschiedenen Bereiche einer katholischen Pfarrei kennenzulernen. Danach mussten die Kinder ihre eigene Pfarrkirche in der Welt von Minecraft nachbauen – so getreu wie möglich.
"Nach ein paar Monate nahm Microsoft Kontakt mit mir auf. Ich wusste damals noch nicht, dass dieses Unternehmen das Videospiel Minecraft gekauft hatte. Sie wollten eine Unterrichtsversion entwickeln, die dieses Jahr im Juni auf den Markt gekommen ist. Wir waren, ohne es zu wissen, ein paar Monate früher dran" erzählt der Priester.
Dies führte auch dazu, dass Satya Nadella, der Generaldirektor von Microsoft, einem der größten Unternehmen weltweit, eine von Pater Pajuelo gehaltene Religionsstunde in der Amoròs-Schule in Madrid (Spanien) besucht hat.
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Das neuartige Projekt ist grenzüberschreitend und ist nun in Kolumbien angekommen.
"Die kolumbianische Stiftung ´Todos somos gamers´ (Wir sind alle Spieler) hat mich kontaktiert, damit ich mitarbeite, Minecraft zu nutzen, um 800 Kindern zu helfen, die im Waisenhaus von Bogotá leben. Die Vereinigung Hogares Luz y Vida (Heime aus Licht und Leben), die das Waisenhaus leitet, möchte dies durch das Projekt Ciudad Esperanza (Stadt der Hoffnung) tun" erläutert er. Am Anfang erschien das Projekt zu kompliziert, aber nach und nach nimmt es Gestalt an.
"Die Vereinigung Hogares Luz y Vida betreut ungefähr 1000 Kinder, die meisten davon mit Behinderung. Sie erzählten mir, dass jene, die motorische Schwierigkeiten hätten oder sogar gelähmt wären, Minecraft mit den Füßen oder mit Hilfe von Sensoren spielen, die die Bewegung der Augen registrieren. Den geistig Behinderten hilft es, kognitive Fähigkeiten zu entwickeln und jene, die in Gefahr sind, sozial ausgegrenzt zu werden, verbessern ihre Kenntnisse der digitalen Welt" versichert er.
Darum hat sich die Amorós-Schule, die von den Marianisten geleitet wird, mit diesem kolumbianischen Waisenhaus über Minecraft und mit der Hilfe von Microsoft verbrüdert.
"Die Kinder dort spielen dieses Videospiel und vernetzen sich mit den Kinder von Madrid. Beide lernen, über eine Distanz von mehreren Tausend Kilometern, Wirklichkeiten kennen; eine andere Gesellschaft, andere Situationen. Das hilft ihnen, etwas gemeinsam aufzubauen - nicht nur in Minecraft, sondern auch Freundschaft im echten Leben. Und es zeigt der Welt, dass man durch Videospiele erziehen kann" sagt der Priester zu CNA.