Vatikanstadt - Freitag, 6. Mai 2022, 8:49 Uhr.
Im Korruptionsprozess des Vatikans hat Kardinal Angelo Becciu ausgesagt, dass Papst Franziskus Ausgaben von bis zu 1 Million Euro für die Befreiung einer in Mali entführten Missionarin genehmigt habe.
Schwester Gloria Cecilia Narváez Argoti wurde im Februar 2017 entführt und bis zu ihrer Freilassung am 9. Oktober 2021 festgehalten.
Kardinal Becciu, der von 2011 bis 2018 der zweithöchste Beamte im Staatssekretariat war, wurde am 5. Mai während einer Anhörung im Vatikanprozess zu Investitionen befragt. Der Kardinal ist wegen Veruntreuung, Amtsmissbrauchs und Zeugenbeeinflussung angeklagt.
In seiner Aussage erörterte er seine Geschäfte mit Cecilia Marogna, einer selbsternannten "Sicherheitsberaterin", die der Veruntreuung von Geldern des Staatssekretariats beschuldigt wird.
Die 40-jährige Sardinierin ist ebenfalls Angeklagte in diesem Prozess. Sie ist wegen Veruntreuung angeklagt, weil sie im Zusammenhang mit Becciu Hunderttausende von Euro vom Staatssekretariat erhalten und das für wohltätige Zwecke vorgesehene Geld für Luxusgüter und Urlaube ausgegeben haben soll - was sie bestreitet.
Kardinal Becciu sagte, dass er Marogna beauftragt habe, die Freilassung von Schwester Gloria zu erreichen.
Nicole Winfield von der AP schrieb, dass der Kardinal aussagte, Marogna habe ihm geraten, dass sie mit einer britischen Geheimdienstfirma, der Inkerman Group, zusammenarbeiten könne, um die Freilassung der Nonne zu erreichen".
Nachdem er Franziskus' Zustimmung zum Vorgehen mit Inkerman eingeholt hatte, sagte Kardinal Becciu, er und Marogna hätten sich im Januar 2018 in London mit drei Vertretern der Firma getroffen, die sagten, die Gesamtkosten könnten sich auf 1 Million Euro belaufen.
Aus Gründen der Vertraulichkeit und "um zu verhindern, dass vatikanische Institutionen mit ähnlichen Ereignissen in Verbindung gebracht werden", so Becciu, wurde vereinbart, dass Marogna als Vermittler zwischen dem Vatikan und Inkerman fungieren und Zahlungen vom Staatssekretariat für die Operation erhalten würde.
Kardinal Becciu bezeugte: "Bei einem späteren Treffen mit dem Heiligen Vater in Rom sprach ich mit ihm in Einzelheit über das Gespräch, das wir mit den Inkermanern geführt hatten, und über die Summe, die wir in groben Zügen hätten veranschlagen sollen: etwa 1 Million Euro, ein Teil für die Schaffung eines Kontaktnetzes und ein Teil für die effektive Befreiung der Nonne. Ich wies darauf hin, dass wir nicht über diese Summe hinausgehen sollten. Er stimmte zu."
Die AP berichtete, dass die Staatsanwälte des Vatikans Beweise dafür haben, dass das Staatssekretariat 575.000 Euro an Marogna überwiesen hat, sowie "einen entsprechenden Betrag direkt auf ein britisches Bankkonto von Inkerman".
Kurz nach ihrer Freilassung dankte Schwester Gloria auf Twitter Gott und all jenen, die ihre Befreiung ermöglicht hatten.
"Mein Dank gilt Seiner Heiligkeit Papst Franziskus, der italienischen Regierung, den italienischen Geheimdiensten, den malischen Behörden und Kardinal Zerbo", schrieb die Nonne in ihrem Tweet vom 17. Oktober 2021.
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Nachdem sie freigelassen wurde, sagte Jean Kardinal Zerbo von Bamako der AFP: "Wir haben viel für ihre Freilassung gebetet. Ich danke den malischen Behörden und den Menschen guten Willens, die diese Freilassung möglich gemacht haben."
Schwester Gloria, eine kolumbianische Staatsangehörige, dankte auch "Dr. Iván Duque, dem Präsidenten von Kolumbien, und der gesamten kolumbianischen Regierung, dem kolumbianischen Botschafter in Italien, Dr. Jorge Mario, der GAULA, der Bischofskonferenz, den Bischöfen und Priestern, den Ordensmännern und -frauen, den Pfarrgruppen, den engagierten Laien und den Gebetsgruppen".
Die Nonne dankte auch "den Bildungseinrichtungen, dem Lehr- und Verwaltungspersonal, den Studenten und Absolventen, der Kongregation der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Jungfrau Maria, meiner Familie und all den Menschen, die für mich gebetet und meine Befreiung ermöglicht haben."
Bewaffnete Männer entführten Schwester Gloria, Mitglied der Franziskanerinnen von der Unbefleckten Jungfrau Maria, in Karangasso, etwa 90 Meilen südlich von San, am 7. Februar 2017. Die Männer zwangen sie, die Schlüssel für den Krankenwagen der Gemeinschaft auszuhändigen. Das Fahrzeug wurde später verlassen aufgefunden. Drei weitere Schwestern waren in ihrem Haus anwesend, konnten aber entkommen.
Laut AP hat ein Richter in dem Land vier Personen im Zusammenhang mit der Entführung im April 2017 angeklagt.
Im Juli 201 identifizierte Schwester Gloria die Gruppe, die sie damals festhielt, als Jama'at Nasr al-Islam wal Muslimin, eine militante islamistische Gruppe in Westafrika und dem Maghreb.
Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.
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