Quebec - Mittwoch, 17. August 2022, 10:06 Uhr.
Kardinal Marc Ouellet, der Präfekt des Bischofs-Dikasteriums, ist in einer Zivilklage gegen die Erzdiözese Quebec der sexuellen Nötigung beschuldigt worden.
Laut AFP enthält die Sammelklage, die am Dienstag eingereicht wurde, die Aussagen von 101 Personen, die behaupten, von 1940 bis heute von Klerikern oder Kirchenmitarbeitern sexuell belästigt worden zu sein. In der Klage werden 88 Kleriker beschuldigt.
Ouellet wird von einer Frau beschuldigt, die behauptet, er habe sie während ihrer Tätigkeit als Pastoralpraktikantin in der Erzdiözese Quebec zwischen 2008 und 2010, als er noch der dortige Erzbischof war, mehrfach überfallen. Sie beschrieb, wie er sie küsste und seine Hand über ihren Rücken zu ihrem Gesäß gleiten ließ.
Nach Angaben der Rundfunkanstalt CBC ereigneten sich die angeblichen Vorfälle mit Ouellet bei öffentlichen Veranstaltungen.
In der Klage heißt es, das mutmaßliche Opfer habe im Januar 2021 an Papst Franziskus über Ouellet geschrieben und am 23. Februar 2021 eine E-Mail erhalten, wonach der Priester Jacques Servais beauftragt worden sei, den Kardinal zu untersuchen. Ihre letzte Kommunikation mit Servais war im darauffolgenden Monat, und bis jetzt wurde ihr "kein Ergebnis bezüglich der Beschwerden gegen Kardinal Marc Ouellet übermittelt".
Eine weitere Sammelklage wurde gegen die Brüder der christlichen Schulen eingereicht. In diesem Fall haben 193 mutmaßliche Opfer 116 Schulbrüder der sexuellen Nötigung beschuldigt.
Ouellet, 78, wurde 1968 im Alter von 23 Jahren zum Priester der Diözese Amos geweiht. Er trat 1972 den Sulpizianern bei. Im Jahr 2001 wurde er zum Sekretär des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt und zum Bischof geweiht.
Von 2002 bis 2010 war er Erzbischof von Québec, dann wurde er zum Präfekten der Bischofskongregation und zum Präsidenten der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika ernannt.
Ouellet hat sich offen über sexuellen Missbrauch und die Priesterausbildung geäußert.
Bei einem Treffen der Vorsitzenden der europäischen Bischofskonferenzen im Jahr 2018 sagte er, dass "wir mehr Frauen an der Priesterausbildung beteiligen müssen", um Missbrauch zu verhindern.
In einem Interview mit Donne Chiesa Mondo im Jahr 2020 wiederholte er diesen Punkt und sagte: "Für den Priester ist das Erlernen einer Beziehung zu Frauen im Rahmen der Ausbildung ein humanisierender Faktor, der das Gleichgewicht der Persönlichkeit und der Affektivität des Menschen fördert."
Der Kardinal sagte, er glaube, dass die Kirche von einer verstärkten Präsenz von Frauen in den Ausbildungsteams der Priesterseminare, als Theologie-, Philosophie- und Spiritualitätslehrerinnen und "insbesondere in der Berufungsentscheidung" sehr profitieren würde.
Ouellet lieferte sich einen verbalen Schlagabtausch mit Erzbischof Viganò, als in den letzten Jahren Details über das Wissen des Vatikans über Theodore McCarrick bekannt wurden.
In einem Brief vom Oktober 2018 sagte Ouellet, dass Viganò im Jahr 2011 mitgeteilt wurde, dass McCarrick "aufgrund von Gerüchten über sein Verhalten in der Vergangenheit bestimmte Bedingungen und Einschränkungen einhalten muss" und dass er "dringend aufgefordert wurde, nicht zu reisen und nicht in der Öffentlichkeit aufzutreten, um keine weiteren Gerüchte über ihn zu provozieren. Es ist falsch, die gegen ihn ergriffenen Maßnahmen als 'Sanktionen' darzustellen, die von Papst Benedikt XVI. erlassen und von Papst Franziskus aufgehoben wurden."
Im Januar 2019 schrieb Ouellet, dass seine Kongregation die US-Bischöfe daran gehindert habe, im November über Vorschläge zur Bewältigung der Missbrauchskrise abzustimmen, weil sie der Meinung war, dass mehr Zeit für die Diskussion der Maßnahmen erforderlich sei.
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Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency, der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.
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