Calgary - Donnerstag, 6. Oktober 2016, 6:46 Uhr.
Geht eine 81 Jahre alte Frau in ein Tätowierungsstudio: Was nach einem Witz klingt, hatte für Christine Nagel einen alles andere als lustigen Grund. Die Großmutter ließ sich "Don't euthanize me" auf den Arm tätowieren: Bitte nicht euthanasieren.
"Es ist drastisch, aber damit sage ich deutlich: 'Ich werde leben bis Gott für mich bereit ist", sagte die 81-Jährige aus Calgary gegenüber der kanadischen Nachrichtenseite Globalnews.ca.
Die überzeugte Christin ist gegen assistierten Suizid, der im Sommer in Kanada legalisiert wurde. Auch in mehreren europäischen Ländern sind Formen von Sterbehilfe gesetzlich möglich; mehrere Bundesstaaten der USA ebenfalls.
Die katholische Kirche versteht alle Formen der Selbsttötung als Verletzung der Menschenwürde. Die Lehre sieht eine bessere Lösung in der palliativen Medizin und Pflege sowie anderen Wegen, das Leiden zu lindern, ohne die Person zu töten.
Kritiker der Sterbehilfe werfen ihr – unter anderem – vor, in der Gesellschaft den Selbstmord als akzeptable Lösung darzustellen, um Leiden ein Ende zu machen. Außerdem sehen sie ein Risiko des Missbrauchs: Von finanziell motivierten Tötungen über Manipulationen bis hin zu der in manchen Fällen schwierigen Frage des Einverständnisses.
Behindertenverbände werfen der Sterbehilfe-Gesetzgebung vor, gegen Behinderte und alte Menschen zu diskriminieren. In bestimmten Fällen übe sie Druck auf diese aus, ihr Leben zu beenden. Zudem würde die Mehrzahl der Menschen, die sich für einen assistierten Selbstmord anmelden, nach einer Therapie für Depression wieder abmelden.
Christine Nagel sieht in der Sterbehilfe die Gefahr, dass sie als einfache Lösung für den Umgang mit Alten und Kranken gesehen werden kann, statt sich um sie zu kümmern. Auch Papst Franziskus hat vor der Mentalität einer Wegwerfgesellschaft im Umgang mit Alten und Kranken wiederholt gewarnt.
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"Die Pflege all dieser alten Leute ist extrem teuer. Und die sind oft schlecht gelaunt. Und sie machen Mühe. Und da denkt man schnell 'Das wäre doch eine gute Lösung".
Ein Mangel an Respekt vor dem Leben sei das Problem, so Christine Nagel. Und für sich selber will sie sicher stellen, dass niemand in Gottes Plan für ihr eigenes Leben eingreift.
"Was würden Sie denn sagen, wenn Sie vor dem Tor zum Himmel stehen und der heilige Petrus holt sein Buch raus und sagt: 'Moment mal, Sie sollten doch erst in 18 Monaten zu uns?'", scherzte Nagel.
Die Kinder der katholischen Großmutter respektieren ihre Entscheidung und werden sich daran halten. Tochter Julia sagte gegenüber Globalnews.ca: "Sie will nicht weggegeworfen werden".
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