Sydney - Mittwoch, 11. Januar 2023, 2:03 Uhr.
Die katholische Kirche in Australien reagierte mit Überraschung und Trauer auf die Nachricht vom Tod von Kardinal George Pell. Ein ehemaliger Premierminister sagte, das Land habe "einen großen Sohn" verloren — und die Kirche "eine große Führungspersönlichkeit".
Pell, emeritierter Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, starb am Dienstag in Rom im Alter von 81 Jahren an einem Herzstillstand.
"Diese Nachricht ist ein großer Schock für uns alle", sagte Erzbischof Anthony Fisher von Sydney in einer ersten Reaktion auf Facebook.
"Bitte beten Sie für die Ruhe der Seele von Kardinal Pell, für Trost und Beistand für seine Familie und für alle, die ihn liebten und in dieser Zeit um ihn trauern."
Erzbischof Peter Comensoli von Melbourne reagierte "mit großer Traurigkeit" auf die Nachricht und schrieb auf Twitter: "Möge ihm, der so fest an den Gott Jesu Christi glaubte, nun das ewige Licht zuteil werden."
With great sadness, the news is out that Cardinal George Pell died a few hours ago, from heart complications following hip surgery. May eternal light now be his, who so steadfastly believed in the God of Jesus Christ.
— Archbishop Peter A Comensoli (@BishopComensoli) January 10, 2023
"Kardinal Pell war ein hochintelligenter und belesener Mann, der ein echtes Interesse an allen Menschen in seiner Umgebung hatte", schrieb Bischof Richard Umbers, Weihbischof in Sydney, auf Twitter.
"Er war ein Wegbereiter für viel Gutes in Sydney, Australien und der gesamten Kirche. Bitte schließt euch mir an und betet für die Ruhe seiner Seele. Requiescat in pace."
Larger than life, Cardinal Pell was a highly intelligent and well-read man who took a genuine interest in everyone around him. A pioneer for much good in Sydney, Australia, and the entire church. Please join me in praying for the repose of his soul. Requiescat in pace. pic.twitter.com/7mOVJELIi6
— Bishop Down Umber (@BishopUmbers) January 11, 2023
Viele Gläubige fügten in den sozialen Medien persönliche Botschaften hinzu, so schrieb eine Trauernde: "Ruhe in Frieden, mein lieber Kardinal, in den Armen des Herrn. Mein Fleisch und mein Herz werden schwach; aber Gott ist meines Herzens Stärke und mein Teil für immer. Psalm 73,26."
Eine weiter Gläubige schrieb: "Ich habe keinen Zweifel, dass Kardinal George Pell in den kommenden Tagen über unsere Kirche wachen wird."
Pell, der 2014 zum ersten Präfekten des vatikanischen Sekretariats für Wirtschaft ernannt wurde, war von 2001 bis 2014 Erzbischof von Sydney. Davor war er von 1996 bis 2001 Erzbischof von Melbourne.
Der ehemalige Premierminister Tony Abbott schrieb in einer auf Twitter veröffentlichten Erklärung, Australien habe "einen großen Sohn und die Kirche eine große Führungspersönlichkeit verloren".
Abbott, der kurzzeitig im Priesterseminar war bevor er eine politische Karriere verfolgte, würdigte Pell als "engagierten Verteidiger der katholischen Orthodoxie und überzeugten Verfechter der Tugenden der westlichen Zivilisation".
Der 1941 in der Stadt Ballarat geborene Pell wurde 1966 im Petersdom in Rom zum Priester geweiht. Er studierte sowohl an der Päpstlichen Universität Urbaniana als auch an der Universität von Oxford.
Als ranghöchster australischer Prälat der Kirche und freimütige Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wurde Pell als "fortschrittlich in vielen sozialen Fragen" beschrieben, polarisierte aber häufig die öffentliche Meinung, wenn es um Moral und den Glauben ging.
"Als kirchlicher und kultureller Konservativer zog er Lob und Tadel von allen erwarteten Seiten auf sich", schrieb der ehemalige australische Premierminister.
"In Wirklichkeit war er ein sehr seelsorgerischer Pfarrer, der den menschlichen Makel gut verstand und über die Fähigkeit verfügte, sich in die Sünder einzufühlen, während er gleichzeitig gegen die Sünde riet."
In Bezug auf Pells Zeit im Gefängnis wegen angeblichen sexuellen Missbrauchs fügte Abbott hinzu: "Seine Inhaftierung aufgrund von Anklagen, die der Oberste Gerichtshof letztlich vernichtend abwies, war eine moderne Form der Kreuzigung; zumindest in der Reputation eine Art lebendiger Tod."
"Auf seine Art und Weise, indem er mit einer ungeheuerlichen Anschuldigung so gerecht umging, erscheint er mir wie ein Heiliger für unsere Zeit."