Zürich - Dienstag, 18. April 2023, 11:35 Uhr.
Die Theologin und Ordensschwester Birgit Weiler hat erklärt, im Amazonasgebiet gebe es Personen, die nicht Priester sind, aber trotzdem das Sakrament der Krankensalbung spenden – mit Erlaubnis des Ortsbischofs. Weiler ist theologische Beraterin für den Bischofsrat von Lateinamerika und der Karibik (CELAM) und lehrt an der Päpstlichen Katholischen Universität (PUCP) im peruanischen Lima.
Im Gespräch mit kath.ch sagte Weiler, ob Nicht-Priester die Krankensalbung spenden, hänge „natürlich vom jeweiligen Ortsbischof ab. Es gibt im Amazonasgebiet Bischöfe, die aus pastoralen Gründen den Standpunkt haben, dass es gar nicht anders geht: weil es einfach keine Priester im Umkreis vieler Gemeinden gibt. Und wenn Menschen schwer krank und Ordensschwestern vor Ort sind, dann spenden diese das Sakrament, um das die Kranken und ihre Familien bitten. Die Ordensschwestern tun das mit der Erlaubnis des jeweiligen Bischofs.“
Laut Kirchenrecht (can. 1003) gilt: „Die Krankensalbung spendet gültig jeder Priester und nur er.“ Es ist also selbst Diakonen nicht möglich, die Krankensalbung zu spenden. Ein Bischof kann, da er auch einmal zum Priester geweiht wurde, dieses Sakrament – wie alle anderen Sakramente – gültig spenden.
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Einschränkend sagte Weiler, die Spendung der sakramentalen Krankensalbung durch Nicht-Priester sei „keine weit verbreitete Praxis“. So gebe es „viele Bischöfe im Amazonasgebiet“, welche die Ordensleute bitten, „mit den Kranken und ihren Angehörigen zu beten und ein einfaches Ritual zu vollziehen, aber keine Krankensalbung zu spenden“.
Weiler sprach auch über die Beauftragung von Laien, die Taufe zu spenden, was das Kirchenrecht in bestimmten Fällen vorsieht, sowie die Beichte bei Nicht-Priestern, wobei „formal“ keine Lossprechung erteilt werden könne.
„Es braucht dringend ein grundlegendes Überdenken unserer Theologie der Sakramente“, forderte Weiler. „Kirchliche Vertreter auf allen Ebenen sind sich bewusst, dass ein Umkehrprozess geschehen muss. Es gibt ein klares Bewusstsein, dass wir klerikale Strukturen aufbrechen und uns auf den Weg hin zu einer synodalen Kirche machen müssen, die bereit ist, an die gesellschaftlichen und existentiellen Peripherien zu gehen.“