Budapest - Freitag, 28. April 2023, 13:30 Uhr.
Die Katholische Universität spielt eine wichtige Rolle im Leben der Kirche — oder sollte es zumindest.
Aus diesem Grund hat die Entscheidung von Papst Franziskus, während seiner Ungarnreise die Katholische Péter-Pázmány-Universität zu besuchen, eine besondere Bedeutung.
Papst Franziskus wird am 30. April, dem letzten Tag seines dreitägigen Ungarnbesuchs, mit der akademischen Welt und dem Kulturbetrieb zusammentreffen.
Das Treffen findet an der Fakultät für Informatik und Bionik der Hochschule statt. Gefeiert wird der 30. Jahrestag der Neugründung der Universität und der 25. Jahrestag der Gründung der Fakultät.
Der Namenspatron der Hochschule: Kardinal Peter Pazmany (1570-1637) — deutsch auch Peter Pazman — war eine Schlüsselfigur der Gegenreformation.
In einem Interview mit der ACI Gruppe der Nachrichtenagenturen, zu denen auch CNA Deutsch gehört, unterstrich Professor Géza Kuminetz, seit 2019 Rektor der Universität, die Bedeutung des Papstbesuches und hob die Hauptaufgaben der katholischen Bildung hervor.
Katholische Bildung beruhe auf drei Säulen, so der Akademiker: Wahre Wissenschaft ohne Szientismus, wahre Religion und gesunde nationale Identität ohne Nationalismus.
Ein Ansatz, der im deutschsprachigen Raum manche Geister provozieren würde. Warum also diese drei?
"Diese drei Bereiche sind die wertvollsten Schätze der menschlichen Person," erklärt der ungarische Theologe und Geistliche.
"Diese drei Kriterien ermöglichen die Entwicklung der menschlichen Persönlichkeit, auch wenn es heutzutage so viele Persönlichkeitsprobleme gibt; denken wir nur an die dunkle Triade des Machiavellismus, der Psychopathologien und des Narzissmus."
Der 1988 zum Priester geweihte Professor Kuminetz in einer Aufnahme des Jahres 2019. (Quelle: Ungarische Bischofskonferenz / katholikus.hu)
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Mit Blick auf den Papstbesuch betonte Professor Kuminetz, dass Papst Franziskus seine Lieblingsthemen habe, nämlich "Frieden, Bewahrung der Schöpfung, Wissenschaft im Dienste des Menschen und nicht umgekehrt, eine Wirtschaft, die dem Menschen hilft und ihn nicht ausbeutet".
Er fügte hinzu: "Indem der Papst diese Themen entwickelt, kann er seine Brüder im Glauben bestärken, indem er uns zeigt, wo die Wahrheit, der Weg und das Leben sind, wo der Herr ist. Letzten Endes ist Christus der einzige Erlöser des Menschen und der Wissenschaften".
Professor Kuminetz wies darauf hin, dass der Papst den Fachbereich Informatik und Bionik besuche, was insofern bedeutsam sei, als die Rolle der Katholischen Universität auch darin bestehen müsse, "sich um die Entwicklung der Biotechnologien und der künstlichen Intelligenz zu kümmern. Wer über biotechnologische Werkzeuge verfügt, kann die gesamte Menschheit ausbeuten, und die Gesellschaft kann Opfer von Manipulationen werden. In diesem Sinne sind die Menschenwürde, die Freiheit und die Menschenrechte in Gefahr.
Er fügte hinzu, dass die katholische Bildung solide sei, weil "wir Katholiken und Wissenschaftler ein ganzheitliches Konzept der Wahrheit und des menschlichen Wissens haben. Dazu brauchen wir viele Arten von Wissen. Zunächst den gesunden Menschenverstand. Dann die Tradition, die eine wichtige Erfahrung der Menschheit ist. Und schließlich brauchen wir die positiven Wissenschaften, die Philosophie, die Theologie und das mystische Wissen".
All diese Fächer, so Professor Kominetz, "gehören zum ganzheitlichen Konzept der Wahrheit, und nur dieses Ganze gibt dem Menschen den Sinn des Lebens."
Der Theologe betont: "Leider haben Ideologien unsere Gesellschaften entmenschlicht. So kämpft der Mensch nicht nur gegen die Natur, nicht nur gegen Gott, sondern nur gegen seine wahre Natur. So leidet der Mensch unter dieser schlechten Erfahrung."
Papst Franziskus bei seiner Reise nach Ungarn am 12. September 2021. (Daniel Ibáñez / CNA Deutsch)
Der ungarische Philosoph und Theologe fährt fort: "Nach diesem Leiden beginnt er vielleicht, die Wahrheit zu suchen, den Messias, mit dem Willen, ein normales Gemeinschaftsleben aufzubauen. Er sucht also die wahre Wissenschaft und die wahre Religion. Die Aufgabe der Universität heute besteht also darin, die Gesellschaft zu rehumanisieren. Das ist ihr dritter Auftrag nach Lehre und Forschung."
Die Ziele der Universität, so Professor Kunietz, sind klar: Dass "Studenten und Lehrer den ganzheitlichen Begriff der Wahrheit schätzen lernen und verstehen, was der wertvollste Schatz im Leben ist und worin die Reife der Persönlichkeit besteht. Heute sprechen wir von Intelligenzquotient (IQ) und emotionalem Quotienten (EQ), aber es gibt auch politische Intelligenz, Resilienzintelligenz und moralische Intelligenz. Wir wollen alle diese Intelligenzen entwickeln, denn wenn ein Mensch sie alle hat, dann hat er wahrscheinlich die nötige Reife."
Übersetzt, redigiert, ergänzt und korrigiert aus dem englischen Original.