Jesuiten reagieren auf Vorwürfe des Kindesmissbrauchs in Bolivien

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Annie Williams / Unsplash (CC0)

Im Skandal um Missbrauchsvorwürfe gegen Jesuiten in Bolivien hat der Orden mutmaßliche Opfer aufgerufen, Anzeige zu erstatten. Das berichtet ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesteragentur von CNA Deutsch.  

Berichten zufolge sind mehrere Jesuiten in Bolivien beschuldigt worden, über Jahrzehnte zahlreiche Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. 

"Wir laden die möglichen Opfer ein, ihre Anzeigen zu formalisieren und bieten ihnen unsere ganze Solidarität und professionelle Begleitung in Psychologie und Recht an, um sie bei der Vorlage ihrer Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft zu unterstützen", so die Jesuiten in einer am 17. Mai veröffentlichten Erklärung.

Am 13. Mai veröffentlichte die spanische Zeitung El País einen Artikel mit acht Zeugenaussagen von mutmaßlichen Opfern, die auf die Jesuiten Francesc Peris, bekannt als "Checho", und Carlos Villamil, Spitzname "Vicu", hinweisen.

Die Übergriffe sollen in den 1980er Jahren begangen worden sein, als beide an der Schule Juan XXIII in Cochabamba arbeiteten.

Pater Villamil war ein Kollege von Pater Alfonso Pedrajas und galt als sein Freund. Er war von 1977 bis 1988 stellvertretender Schulleiter der Schule und übernahm dann von 1983 bis 1984 die Leitung der Schule. Der im Januar 2023 verstorbene Priester wurde des sexuellen Missbrauchs während seiner Tätigkeit im Internat beschuldigt.

Pater Peris soll junge Mädchen sexuell missbraucht haben, wie ein mutmaßliches Opfer gegenüber El País berichtete — eine Frau in ihren 50ern, die nach eigenen Angaben von dem Jesuiten sexuell missbrauch wurde, als sie 14 Jahre alt war.

"Pedrajas war nicht der einzige, der Jungen in der Schule missbrauchte, aber es gab auch andere Jesuiten, die es mit Mädchen taten", sagte die Frau der spanischen Zeitung.

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In der letzten Woche wurden zwei Anzeigen wegen Missbrauchs und Vergewaltigung gegen andere Jesuiten bei der bolivianischen Staatsanwaltschaft eingereicht, wie CNA Deutsch berichtete. Dabei handelt es sich um Pater Luis María Roma Padrosa und Bischof Alejandro Mestre SJ. 

Staatsanwalt übt Kritik an Jesuitenorden

Der bolivianische Generalstaatsanwalt Juan Lanchipa Ponce berichtete am 11. Mai, dass bei der Staatsanwaltschaft acht Anzeigen wegen Missbrauchs in den Departements La Paz, Cochabamba, Tarija und Santa Cruz eingegangen sind. Die Beschuldigten sind mehrere verstorbene und einige lebende Priester.

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Er berichtete auch, dass diese Fälle von einer Kommission von Staatsanwälten untersucht werden.

"Die Staatsanwaltschaft nimmt die Anzeigen im Rahmen der Aktivierung der Schutzmaßnahmen entgegen, die die Staatsanwaltschaft den Zeugen und Opfern anbietet, damit sie im Rahmen des gesetzlich festgelegten Schutzes ihre Aussagen machen können", erklärte Lanchipa.

Die Behörde teilte mit, dass sich unter den Angezeigten Pedrajas, Padrosa, Mestre, Antonio Gausset und andere Priester befinden.

"Wir sind besorgt über die Nachlässigkeit der katholischen Organisation, die die Fakten nicht rechtzeitig anprangert und keine Deckung oder eine Art Schutz für all diese abartigen Handlungen bietet, die in unserem Land stattgefunden haben", betonte der Generalstaatsanwalt.

"Es ist Jahrzehnte her, dass die Übergriffe auf unsere Minderjährigen, Kinder und Jugendlichen stattgefunden haben und der notwendige Schutz nicht gewährt wurde, geschweige denn, dass die Anklagen öffentlich gemacht wurden", fügte er hinzu.

Laut Recherchen von El Pais waren zahlreiche Obere der Jesuiten über sexuelle Verbrechen an jungen Buben von "Pater Pica" über Jahrzehnte lang informiert. Die Gesellschaft Jesu — so der offizielle Name des Jesuitenordens — hat mittlerweile nach eigenen Angaben mehrere Verantwortliche sanktioniert. 

Erklärung von Bischof Fuentes

Pedro Fuentes, Weihbischof der Erzdiözese La Paz, sagte am 14. Mai: "Es ist schrecklich, dass ein Mitglied der Kirche seiner Krankheit freien Lauf gelassen hat, denn es ist eine Krankheit und es ist ein Verbrechen, und es tut uns weh. Es reicht nicht aus, um Vergebung zu bitten, das wissen wir. Es ist notwendig, mit Gerechtigkeit zu handeln und die Kirche ist immer bereit, mit Gerechtigkeit zu handeln".

Der Prälat bezeichnete den Missbrauch als "schreckliches Verbrechen" und versicherte, dass die "Kirche immer bereit ist, mit Transparenz und Gerechtigkeit zu handeln, insbesondere in Fällen von Verbrechen, die von Mitgliedern der Kirche begangen werden".

Übersetzt, ergänzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.