Drogen im Kloster? Streit zwischen Bistum und Nonnen in Texas eskaliert

Mutter Oberin Teresa Agnes Gerlach des Klosters der Heiligsten Dreifaltigkeit in Arlington, Texas.
Kloster der Heiligsten Dreifaltigkeit

Anschuldigungen und Gegenanschuldigungen angeblicher illegaler Aktivitäten haben einen erbitterten öffentlichen Streit zwischen der Diözese Fort Worth und einem Karmelitinnenkloster in Arlington, Texas, weiter eskalieren lassen.

Das Bistum veröffentlichte am Mittwoch zwei Fotos, auf denen angeblich Cannabis und Marihuana-Produkte im Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit zu sehen sind, und löste damit die jüngste Salve in einer langwierigen juristischen und öffentlichen Auseinandersetzung aus.

Der Sprecher der Diözese, Pat Svacina, sagte am Mittwoch, dass die Diözese "in Kontakt" mit dem Arlington Police Department stehe und "ernsthafte Bedenken über die Verwendung von Marihuana und den Konsum von Drogen im Kloster" habe.

Der Anwalt des Klosters, Matthew Bobo, wies die Vorwürfe des Drogenkonsums als "absolut lächerlich" und "unbegründet" zurück.

Die Diözese Fort Worth veröffentlichte am 7. Juni 2023 Fotos, die angeblich Cannabis und Marihuana-Produkte im Kloster der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Arlington, Texas, zeigen. Credit: Bistum Fort Worth

Der Streit zwischen dem Kloster und der Diözese begann im April, als Olson eine kirchenrechtliche Untersuchung über eine angebliche sexuelle Affäre zwischen der Priorin des Klosters, Mutter Teresa Gerlach, und einem nicht namentlich genannten Priester von außerhalb der Diözese einleitete.

Das Bistum bezeichnete das angebliche Fehlverhalten als "schwerwiegend", veröffentlichte jedoch keine weiteren Angaben. Am 1. Juni erließ der Bischof ein Dekret, mit dem Gerlach aus dem Ordensleben entlassen wurde.

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Streitigkeiten zwischen Ortsbischöfen und Klöstern in ihrem Bistum gehen nicht immer so einfach im Sinne des örtlichen Ordinarius aus, wie auch so mancher deutsche Bischof schon lernen musste. 

Nach den Vorwürfen des Bistums in Texas reichte das Kloster am 3. Mai eine Zivilklage ein, in der es eine Million Dollar Schadenersatz von der Diözese für deren Vorwürfefordert. Die Nonnen stellten auch die Autorität Bischf Olsons in Frage, die Untersuchung durchzuführe mit dem Hinweis, dass sie als Orden kirchenrechtlich nicht unter seine Zuständigkeit fielen, sondern dem Vatikan verantwortlich seien.

Das Kloster wirft Olson und seinen Bistumsmitarbeitern klar vor, ihre Macht missbraucht und sich während der Untersuchung kriminell verhalten zu haben.

Kloster: Polizei ermittelt gegen Bischof und Bistum

 

Wenige Stunden bevor die Diözese die Fotos an die Presse weitergab, teilte der Anwalt des Klosters mit, dass das Arlington Police Department und das Tarrant County Sheriff's Office eine strafrechtliche Untersuchung der Maßnahmen der Diözese und des Bischofs von Fort Worth, Michael Olson, gegen das Karmelitinnenkloster der Allerheiligsten Dreifaltigkeit eingeleitet hätten.

In seiner Presseerklärung bestritt Svacina, dass irgendjemand in der Diözese während der Ermittlungen gegen das Kloster kriminelle Handlungen begangen habe und bezeichnete die Anschuldigungen als "Versuch, Bischof Olson in Verlegenheit zu bringen und seine Autorität zu untergraben".

Laut Svacina ist Bobos Pressemitteilung, in der er die polizeilichen Ermittlungen ankündigt, "ein weiterer durchsichtiger Versuch, unbegründete und ungeheuerliche Anschuldigungen gegen Bischof Olsons legitime Ermittlungen zu verbreiten".

Unterdessen erklärte Bobo, dass die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Olson andauern.

Tatsächlich ermittelt die Polizei bereits gegen den Bischof:  Tim Ciesco, ein Sprecher der Polizei von Arlington, bestätigte gegenüber CNA, dass die Behörde auf Initiative des Klosters eine Untersuchung gegen Olson eingeleitet hat.

Als Reaktion auf Anschuldigungen, die in einem am 31. Mai eingegangenen Brief erhoben wurden, habe die Polizei von Arlington "eine Untersuchung eingeleitet, um festzustellen, ob eine Straftat begangen wurde, wie es bei jeder Strafanzeige üblich ist", sagte Ciesco.

Ciesco fügte hinzu, dass "die Ermittler sich noch in einem frühen Stadium der Untersuchung befinden".

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Bistum gibt Fotos an Presse weiter

Das Vorgehen des Bischofs und seiner Mitarbeiter wirft nicht nur juristische Fragen auf: Svacina sagte, die Bilder, die angeblich Drogenkonsum im Kloster zeigen und die die Diözese "in den letzten Wochen" erhalten habe, seien von "einem vertraulichen Informanten innerhalb des Klosters" aufgenommen worden.

Aus den Metadaten eines Fotos mit dem Titel "Monasery Photo 1" geht hervor, dass es am 17. Februar um 12:59 Uhr mit einem iPhone 12 Pro Max aufgenommen wurde. Das Metadatum des zweiten Fotos gibt an, dass es am 8. Juni aufgenommen wurde.

"Das Foto spricht für sich selbst und wirft ernste Fragen auf, die der Bischof unermüdlich mit den Strafverfolgungsbehörden und privat zu klären versucht, in Übereinstimmung mit den kanonischen Normen und innerhalb seiner Autorität als Bischof der Diözese Fort Worth und als Päpstlicher Kommissar", sagte Svacina.

Die Diözese Fort Worth veröffentlichte am 7. Juni 2023 Fotos, die angeblich Cannabis und Marihuana-Produkte im Kloster der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in Arlington, Texas, zeigen. Credit: Bistum Fort Worth

Diözesen-Sprecher Svacina fügte hinzu, dass der Bischof wegen des Klosters in Kontakt mit der Polizei von Arlington stehe. Dabei gehe es um "andere Fragen, die die Diözese zu einem anderen Zeitpunkt und in einem geeigneten Forum ansprechen wird".

Bobo bezeichnete die Bilder als präpotenten "PR-Gag der Diözese, der die Aufmerksamkeit von den wirklichen Problemen Bischof Olsons mit den laufenden strafrechtlichen Ermittlungen ablenken soll".

Er bezeichnete die Fotos als "anonyme Fotos, die leicht inszeniert und gefälscht sein könnten, von wem auch immer".

Vorwurf des Amtsmissbrauchs

Die 43-jährige Gerlach ist seit 25 Jahren Nonne im Kloster zur Heiligen Dreifaltigkeit und leidet nach Angaben ihres Anwalts derzeit an schweren gesundheitlichen Problemen, die sie an den Rollstuhl fesseln.

In der Zivilklage des Klosters gegen die Diözese wird dem Bischof vorgeworfen, Gerlach zur Herausgabe ihres Computers, ihres iPads und ihres Mobiltelefons sowie privater Korrespondenz des Klosters, von Dokumenten, Krankenakten und Spenderlisten gezwungen zu haben.

Am 31. Mai ernannte das vatikanische Dikasterium für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens Olson zum "päpstlichen Delegaten" und damit zum Vertreter des Papstes in dieser Angelegenheit.

Am nächsten Tag erließ Olson ein Dekret, das Gerlach aus dem Ordensleben entließ.

Bobo, der Anwalt des Klosters, sagte CNA, Gerlach wolle gegen die Entscheidung des Bischofs, sie zu entlassen, Berufung einlegen.

Aus Gerichtsdokumenten, die CNA vorliegen, geht hervor, dass das Kloster Olson und sein Bistum des Diebstahls, der Verleumdung und des "Machtmissbrauchs, der Zufügung von seelischer Gewalt und psychischem Leid" an den Nonnen beschuldigt.

Die zivilrechtliche Anhörung ist für den 23. Juni angesetzt.

Während die Diözese behauptet, Gerlach habe ihr Fehlverhalten zugegeben und sei zu dem Schluss gekommen, dass sie schuldig sei, sagte Bobo, die Priorin habe unter dem Einfluss von Schmerzmitteln gestanden, die sie nach einer Operation eingenommen hatte, als sie die Affäre zugegeben habe.

Übersetzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur.