Hildesheim - Freitag, 18. August 2023, 14:15 Uhr.
In einem am Donnerstag veröffentlichten Hirtenbrief hat Bischof Heiner Wilmer SCJ konstatiert, für „die heutige Lage“ in der Kirche seien „wir leider Gottes zu einem großen Teil selbst verantwortlich“. Dennoch sei die Kirche in Deutschland kein „hoffnungsloser Fall“, zeigte sich der Bischof von Hildesheim überzeugt.
„Wir haben in unserer Kirche unzählige Verbrechen gegen junge und schutzbefohlene Menschen über Jahrzehnte nicht nur zugelassen, sondern diese auch noch gedeckt“, räumte Wilmer ein. „Wir haben die Betroffenen viel zu lange allein gelassen mit ihrem Leid. Im Bistum Hildesheim lernen wir daraus und gehen in der Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt weiter voran.“
Diese nun erfolgenden Maßnahmen könnten indes „nicht verhindern, dass sich das jahrelange Versagen unserer Kirche bei diesem Thema heute in einem riesigen Vertrauensverlust gegenüber unserer Institution niederschlägt“.
Außerdem gebe es „viele, denen die Reformbemühungen innerhalb unserer Kirche nicht schnell genug gehen. Wir haben hohe Austrittszahlen und eine zunehmende Entfremdung vieler Menschen von den Traditionen unseres Glaubens – all das zerrt an einer gewohnten Gestalt des Glaubens und der Kirche, die künftig mit weniger Geld und einer geringer werdenden Anzahl an Seelsorgerinnen und Seelsorgern auskommen muss.“
„Aber sind wir deshalb ein hoffnungsloser Fall – die letzte Generation von Christinnen und Christen in Deutschland?“, fragte der Bischof, um dann zu antworten: „Nein! Wir dürfen hoffen!“
Wilmer erinnerte in diesem Zusammenhang besonders an das Vorbild Mariens: „Wenn wir in diesen Tagen besonders an Maria denken, dann deshalb, weil sie uns vorgelebt hat, dass wir uns voll und ganz auf Gott verlassen dürfen.“
„Trauen wir Gott das Unmögliche zu“, rief Wilmer die Gläubigen auf. „Er bleibt bei uns – in allen Herausforderungen. Und trauen wir auch uns das Mögliche zu […]. Wir werden in Zukunft vielleicht nicht flächendeckend unterwegs sein, aber überzeugend und glaubwürdig an all den Orten, wo Menschen aus ihrer Hoffnungs- und Glaubenskraft handeln und Gesellschaft und Kirche gestalten.“
„Lasst uns nicht aufhören, neue Formen und Wege des Christseins auszuprobieren, auch andere Formen des Gottesdienstes, die neue Zugänge zu alten Traditionen ermöglichen“, so der Bischof abschließend. „Neue Segensorte entstehen, wenn wir es wollen und anpacken. Solche positiven Ansätze sowie deren Macherinnen und Macher werden wir in unserem Bistum engagiert fördern. Unsere Kirche verändert sich. Das bedeutet manchmal auch, sich von Liebgewonnenem zu verabschieden. Zugleich entsteht Neues und Unerwartetes. Beides stimmt.“