Vatikanstadt - Samstag, 14. Oktober 2023, 14:02 Uhr.
In den vergangenen Tagen hat sie Fahrt aufgenommen, die Synodalitätssynode, wenn auch weiter hinter verschlossenen Türen und strengen Auflagen zu Vertraulichkeit.
Aber die Veranstaltung nahm Konturen an, einmal als die Delegierten gemeinsam an einem Nachmittag in dieser zweiten Woche die Katakomben besuchten; und dann als sie eine Kommission wählten, die den Entwurf eines "Synthese-Dokuments" begleiten soll.
Die lebhaften Debatten und Veranstaltungen außerhalb der Synode, darunter ein von Laien geleitetes Treffen, an dem auch der bekannte Befreiungstheologe Leonardo Boff teilnahm, standen freilich in einem gewissen Kontrast zu der dennoch gedämpften Atmosphäre in der Synodenaula, wo in der letzten Woche rund um die Erstellung des "Synthesedokuments" durchaus Druck erwartet wird.
Die Kommission für das "Synthesedokument": Entscheidungen und Sensibilitäten
Vatikansprecher Paolo Ruffini erklärte bei einer Pressekonferenz am 10. Oktober, dass der Bericht von "Experten", die an der Synode teilnehmen, verfasst werde.
Die Wahl der Mitglieder der Kommission deutet auf die verschiedenen Sensibilitäten hin, die bei der Ausarbeitung des Dokuments, das diesen Teil der Synode abschließt, eine Rolle spielen werden. So deutet die Aufnahme von Kardinal Marc Aveline und Kardinal Giorgio Marengo in die Kommission für den "Synthesebericht" auf eine größere geographische und thematische Reichweite hin, was von manchen als ein Wink an die Peripherie verstanden werden könnte.
Die Aufgabe der Kommission besteht darin, aufmerksam auf das zu hören, was die kleineren Kreise zu sagen haben — und eine Zweidrittelmehrheit zu erreichen — und die Reaktionen in der Generalkongregation abzuwägen, um ein Dokument zu erstellen, das den Empfindungen der Versammlung entspricht.
Einige argumentierten jedoch, dass, wenn das Zuhören die Priorität bleibe, das zusammenfassende Dokument alle Standpunkte zusammenfassen sollte.
Eine andere Sorge, die geäußert wurde, ist vielleicht noch schwerwiegender: Was geschieht, wenn eine "grenzwertige" These ihren Weg in ein zusammenfassendes Dokument findet und dann als Grundlage für spätere synodale Beratungen dient?
Synodale Spannungen
Die Spannungen bei der Erarbeitung des Dokuments spiegelten sich in den Briefings und Beiträgen der Woche wider. Es sind Spannungen, die auch an anderen Stellen in der gesamten Katholischen Kirche zum Vorschein getreten sind.
Mit einer orthodoxen Synode hat der katholische Event einer Synodalitätssynode in Rom wenig zu tun: Das hat ein orthodoxer Bischof den Teilnehmern am Montag deutlich gesagt.
Zudem steht fest: Bestimmte Themen — etwa die Ökumene — wurden weniger besprochen; vielleicht, weil hier viel Einheit unter den Teilnehmern besteht.
Der Diskurs über eine "LGBTQ-Integration", bei dem die Erklärung der Glaubenskongregation über die Pastoral für Homosexuelle aus dem Jahr 1986 unerwähnt blieb, zeigte ein breiteres Spektrum von Meinungsverschiedenheiten, auch wenn Bischöfe und andere sich offensichtlich um eine respektvolle, lehrmäßige Begleitung bemühten.
Bei der Pressekonferenz am 10. Oktober spitzten sich die Spannungen im Zusammenhang mit dem vielbemühten Begriff der Inklusion zu, als Kardinal Joseph William Tobin für einen inklusiveren pastoralen Ansatz gegenüber LGBTQ-Personen plädierte und sagte: "Die Kirche enthüllt ihre wahre Schönheit, wenn sich die Türen öffnen, und die Synode könnte der Schlüssel dazu sein".
Woraufhin Journalisten fragten, warum dann die Türen für einige traditionelle Katholiken — für die Feier der traditonellen lateinischen Messe — geschlossen werden.
Der amerikanische Prälat räumte dies bedingt ein, und betonte, diese Katholiken seien ebenfalls in anderen Pfarreien willkommen. Er räumte auch ein, dass die aktuellen bewaffneten Konflikte die Teilnehmer beschäftigen — ein Thema, das am Donnerstag von Margaret Karram, der Präsidentin der Fokolar-Bewegung, aufgegriffen wurde.
Die Katholikin aus dem Heiligen Land sprach über den Krieg zwischen Israel und der Hamas — und schilderte aber auch die Perspektiven christlicher Erfahrungen im Irak und in der kirchlichen Landschaft Afrikas.
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Die Organisatoren der Synode haben sich große Mühe gegeben zu versichern, dass die Stimmen wirklich gehört wurden. Aber der neue und vertrauliche Ansatz der Sitzordnung hat viele Fragen aufgeworfen: Wer sitzt bei der Synode mit wem zusammen und welche Themen werden genau diskutiert? Und vor allem: Gibt es überhaupt echte Debatten?
Klar ist jedoch, dass sich die Organisatoren der Synode viel Mühe geben, damit viele Stimmen auch wirklich gehört werden.
Eine der Ressourcen, die den Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden, ist das Buch "The People Have Spoken" von Myriam Wijlens und Vimal Tirimanna.
Außerdem fasste Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ das Ethos der Synode mit folgenden Worten zusammen: "Jeder ist eingeladen, an der Kirche teilzuhaben."
Der gemeinsame Weg sei der Weg Jesu Christi: In Liebe und Demut, nicht als ein "Identitätsklub", sondern offen für alle, wie Papst Franziskus immer wieder betont hat.
Der deutsche Synodale Weg
Die Woche drohte von einem Brief überschattet zu werden, den der Limburger Bischof Georg Bätzing in seiner Rolle als Co-Vorsitzender des umstrittenen deutschen Synodalen Weges — einer Veranstaltung, die keine Synode war — an die Synodenteilnehmer gerichtet hatte.
Die Teilnehmer der Synode erhielten ein 159-seitiges, in mehrere Sprachen übersetztes Dokument mit den Beschlüssen der Veranstaltung. Darunter sind auch umstrittene Voten der Veranstaltung.
In einigen Fällen handelt es sich bei den deutschen Beschlüssen um pastorale Ideen, in vielen anderen Fällen laufen die Vorschläge darauf hinaus, die traditionelle Lehre der Kirche zu verändern. Die Statuten des Prozesses sehen vor, dass diese Vorschläge an den Heiligen Vater weitergeleitet werden.
Im Wesentlichen treibt der Synodale Weg in Deutschland die Pläne voran und wartet ab, ob der Papst etwaige Änderungen der Lehre ratifizieren wird.
Offen ist, wie Rom darauf reagieren wird und ob sich während der Synode Allianzen bilden werden.
Kirchliches Neuland?
Angesichts der Tatsache, dass der deutsche Synodale Weg — der keine Synode war — seine kontroversen Thesen in die Weltsynode in Rom einbringen will, stellt sich die Frage nach dem Zusammenspiel der Themen, Forderungen und Anliegen.
Ob es bei dieser Synode zur Synodalität zu einem neuen Zusammenfluss von Ideen kommen wird, so wie im Zweiten Vatikanischen Konzil? Das bleibt abzuwarten.
Der endgültige Verlauf dieser kirchlichen Events ist noch nicht kartographiert — und damit auch die Frage offen, wie die Weltsynode mit Lehre und Tradition der Kirche zusammenfließen wird.