Wien - Donnerstag, 16. November 2023, 10:30 Uhr.
Hassverbrechen gegen Christen haben in Europa deutlich zugenommen. Das “Observatory on Intolerance and Discrimination against Christians in Europe” (OIDAC Europe) verzeichnet in seinem am Donnerstag veröffentlichten Jahresbericht für das Jahr 2022 einen Anstieg von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Besonders deutlich ist mit 75 Prozent der Anstieg von Brandstiftungen an Kirchen.
Die Zahlen des OIDAC Europe, einer Organisation, die antichristlich motivierte Gewalt in Europa dokumentiert, decken sich mit dem jährlichen Hate Crime Report des Menschenrechtsbüros der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa). Dieser listet für das Jahr 2022 genau 792 Hassverbrechen gegen Christen in Europa auf, gegenüber 679 Vorfällen im Jahr 2021. Laut OSZE sind Christen nach jüdischen Gläubigen die am häufigsten angegriffene Gruppe.
Anja Hoffmann, die Geschäftsführerin von OIDAC Europe, weist in Bezug auf Brandstiftungen auf die Bedeutung von Hassaufrufen im Internet hin: Seit der „viralen“ Verbreitung des Online-Slogans „Die einzige Kirche, die erleuchtet, ist jene, die brennt“, sei die Zahl von Brandstiftungen signifikant gestiegen. Der Jahresbericht von OIDAC Europe vermeldet 105 Fälle im Jahr 2022 gegenüber 60 gemeldeten Fällen in 2021. Deutschland ist besonders betroffen, gefolgt von Frankreich, Italien und Großbritannien.
Hoffmann betont, derartige Aufrufe zu Gewalt gegen Christen dürften nicht einfach hingenommen werden. Zudem beobachtet OIDAC Europe ein verändertes Auftreten der Täter. Während sie „früher meist anonym blieben, finden wir jetzt immer häufiger Slogans, Nachrichten oder sogar Postings in den sozialen Medien, in denen sich radikale Gruppen stolz zu den Verbrechen bekennen“, so Hoffmann.
Nicht nur Gewalt gegen Christen nimmt laut OIDAC Europe zu. Die Organisation meldet, dass Christen in Europa auch häufiger von Diskriminierung und Einschränkungen ihrer Glaubens- und Meinungsfreiheit betroffen seien. Dies reiche vom Verlust der Arbeitsstelle bis hin zu gerichtlichen Verfahren, etwa unter sogenannten „Hassrede-Gesetzen“. Anja Hoffmann erklärt, dass dies insbesondere Christen betreffe, die traditionelle Lehren ihrer Kirche zu Themen wie Ehe, Familie und Geschlechteridentität öffentlich bekundeten, obwohl diese Aussagen keine Aufrufe zu Gewalt oder Hass enthielten.
OIDAC Europe sieht in der Strafverfolgung von Christen, die christliche Lehrmeinungen in der Öffentlichkeit vertreten, eine „höchst besorgniserregende“ Entwicklung. Weitere Einschränkungen beträfen das Gebet in der Öffentlichkeit, gegen das verschiedentlich „Bannmeilen“, etwa rund um Abtreibungskliniken, verhängt wurden. Zudem seien auch Eltern betroffen, die ihre Kinder im Einklang mit ihren Gewissensüberzeugungen erziehen wollen, sowie medizinisches Personal: Christliche Ärzte etwa, die nicht an Abtreibungen oder Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen mitwirken wollten, gerieten durch die Eliminierung von Gewissensklauseln in eine vulnerable Position, so OIDAC Europe.
Es bestehe die Gefahr, dass Christen in Zukunft aufgrund solcher Einschränkungen von manchen Berufssparten ausgeschlossen sein könnten. Die Organisation weist in Bezug auf die Wahrung von Gewissens- und Religionsfreiheit für Christen und Gläubige anderer Religionen auf die Verantwortung der Gesetzgebung hin.