Rom - Mittwoch, 3. Januar 2024, 14:00 Uhr.
Weggefährten, Wissenschaftler und ehemalige Kollegen von Papst Benedikt XVI. haben sich am 30. und 31. Dezember im vatikanischen Campo Santo Teutonico zu einer zweitägigen Konferenz versammelt, um über das Leben und das reiche theologische Erbe des verstorbenen Papstes anlässlich des ersten Jahrestages seines Todes nachzudenken.
Die Konferenz berührte eine breite Palette von Themen, von seinem frühen Leben bis hin zu seinem umfangreichen theologischen Werk, das die Tugenden der Hoffnung und der Liebe, die Liturgie und das Leben Christi umfasste. Der rote Faden, der sein Werk und sein Leben verband, war ein tiefer Christozentrismus, der in der Eucharistie greifbar wurde.
„Als er am Ende seines Lebens die letzten Worte ‚Herr, ich liebe Dich‘ sprach, sagte er damit alles. Er drückte damit aus, dass diese Liebe stärker ist als der Tod und dass er selbst im Augenblick des Todes in dieser Liebe verharrte“, sagte der Priester Ralph Weimann zu den Anwesenden, die sich zu seinem Vortrag „Tod und ewiges Leben – Benedikt XVI.“ versammelt hatten.
„Das Glaubenszeugnis seiner Eltern, die Teilnahme an der heiligen Eucharistie, die Unterweisung im Glauben und die Wahrheit des Glaubens waren für ihn nicht nur Spielereien oder schöne Bräuche, sondern der Schlüssel zum Verständnis der menschlichen Existenz. Deshalb, so schrieb er in seinen Memoiren, wollte er Christus in seiner Kirche dienen. Gleichzeitig wollte er für eine bessere Welt kämpfen, die besser sein würde, wenn Gott ins Leben käme“, so Weimann.
Dies sei ein Thema, mit dem sich Benedikt sowohl als Kardinal als auch als Papst intensiv auseinandergesetzt habe, fügte Weimann hinzu: „Ihm ist klar geworden, dass wir am Ende unseres Lebens nur dann vor Gott stehen können, wenn wir an der Wahrheit festgehalten haben und in der Liebe geblieben sind.“
Kardinal Kurt Koch, der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, brachte zum Ausdruck, dass für Christen der Tod kein Ende sei, sondern von der Liebe zu Christus und der Hoffnung auf das ewige Leben bestimmt werde.
„Papst Benedikt hat diese wahrhaft christliche Hoffnung mit diesen tiefgründigen Worten beschrieben: ‚Ich bin endgültig geliebt, und was auch immer mir widerfährt – ich werde von dieser Liebe erwartet‘“, sagte Koch.
„Diese Beschreibung des ewigen Lebens überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass Gott für Papst Benedikt jene Liebe ist, mit der er uns Menschen begegnet und die er in seinem Sohn Jesus Christus endgültig offenbart hat“, reflektierte der Schweizer Kardinal.
Für den verstorbenen Papst sei sein großes Engagement für die Wissenschaft nicht nur ein Weg gewesen, ein intellektuelles Verständnis von Gott aufzubauen, sondern sein Versuch, Gott zugänglich zu machen, „was für ihn in seiner konkretesten Ausdrucksform, der heiligen Eucharistie, greifbar wurde“, so Weimann in seinem Vortrag.
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„Jeder, der Papst Benedikt – auch in den letzten Jahren seines Lebens – kennengelernt hat, weiß, was das bedeutet. Er hat in der Gegenwart Gottes gelebt. Das war der Bezugspunkt seines Lebens, die Quelle, aus der er schöpfte. Gott war für ihn so real wie für uns die Mitmenschen. Er sprach zu ihm, wie man zu einem guten Freund spricht, der auch Gott ist“, so Weimann weiter.
„Ein Gott, der sich als die unübertroffene Wahrheit offenbarte. Sein ganzes Leben lang sah er sich als Mitarbeiter dieser Wahrheit und hielt daran fest, weil er wusste, dass er nicht einer Illusion, sondern der göttlichen Wahrheit folgte“, fügte er hinzu.
Am Morgen des 31. Dezember feierte Erzbischof Georg Gänswein, der langjährige Privatsekretär von Papst Benedikt, eine Messe am Altar der Kathedra Petri. In seiner emotionalen und persönlichen Predigt wies der Erzbischof darauf hin, dass Benedikts Leben von reichem Gebet und einer tiefen Liebe zur Eucharistie geprägt war.
„Das Gebet Benedikts XVI. zeichnete sich vor allem in den letzten Jahren seines Lebens durch eine wachsende Intensität und Innerlichkeit aus. Dies spiegelte sich auch in seiner Haltung und seinem Gesicht wider: Es wurde immer betender, kontemplativer im Blick auf den einen Herrn, der in der Kraft des Heiligen Geistes seine Kirche weiterhin leitet“, so Gänswein.
Mit Blick auf den Moment, als der verstorbene Pontifex seinen Rücktritt ankündigte, zitierte Gänswein aus Benedikts letzter Angelus-Ansprache am 24. Februar 2013, um zu betonen, dass die Entscheidung des Papstes von einer tiefen Liebe und einem langjährigen Sinn für den Dienst an der Kirche motiviert war.
„Der Herr ruft mich auf, ‚den Berg zu besteigen‘, mich noch mehr dem Gebet und der Meditation zu widmen. Aber das bedeutet nicht, dass ich die Kirche verlasse; im Gegenteil, wenn Gott mich darum bittet, dann gerade deshalb, damit ich ihr weiterhin mit derselben Hingabe und derselben Liebe dienen kann, mit der ich das bisher versucht habe“, sagte ein sichtlich gerührter Gänswein, als er den verstorbenen Pontifex zitierte.
Indem er seine Überlegungen auf die zentrale Bedeutung der Eucharistie für den verstorbenen Papst ausdehnte, stellte Gänswein fest, dass für Benedikt „das Herz eines jeden Tages die Eucharistie war, eine Quelle des Lichts, der Kraft und des Trostes“.
„Die innige Beziehung zum Herrn spiegelte sich dann in den Beziehungen zu den Menschen um ihn herum wider, die sich durch große Herzlichkeit, Demut und Einfachheit auszeichneten, und auch in seiner theologischen und pastoralen Arbeit, die immer auf den Primat Gottes und den Aufbau der Kirche ausgerichtet war“, fügte der Erzbischof hinzu.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.