Bonn - Freitag, 9. Februar 2024, 14:15 Uhr.
Die Äbtissin des Zisterzienserinnenklosters Seligenthal in Bayern, Schwester Maria Christiane Hansen, hat betont, „dass nach unserer Ordensregel die Menschen mit ihrer je eigenen Geschichte und spirituellen Entwicklung und nicht das Einhalten irgendwelcher Regeln im Mittelpunkt stehen“.
Im Gespräch mit katholisch.de sagte Schwester Christiane, die ursprünglich aus Dänemark stammt: „Die gängigen Klischees vom kargen Leben voller Verzicht also etwa viel fasten, früh aufstehen und so weiter, spiegeln nicht die heutige Realität wider. Es sind nicht körperliche Entbehrungen, die das klösterliche Leben schwierig machen und waren es vielleicht auch nie.“
„Wie in jeder Form von Gemeinschaftsleben, ist es das zwischenmenschliche Miteinander, das sowohl Herausforderung als auch Bereicherung ist“, führte die Äbtissin aus. „Der alte Mönchsvater Benedikt ermahnt seine Mitbrüder nicht von ungefähr, die körperlichen und seelischen Schwächen der anderen geduldigst zu ertragen. Die alte Weisheit der Mönche führt uns noch einen Schritt weiter, wenn sie sagt, dass wir Gott besonders für die schwierigen Mitbrüder und Mitschwestern danken sollen, weil eben diese uns dabei helfen, zu erkennen, wo unsere Schwächen sind und woran wir arbeiten sollen.“
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Schwester Christiane ist seit 2023 für die Abtei verantwortlich. Vor diesem Hintergrund sagte sie: „Ich bin im Laufe der Jahre in meinem Urteil sehr vorsichtig geworden, denn ein Vorgesetzter kann nicht alles schaffen.“
Wenn ein solcher Vorgesetzter „am Schreibtisch sitzt, fällt immer etwas hinten runter“, warnte die Äbtissin. „Seine Aufgabe besteht von daher gesehen darin, dafür zu sorgen, dass nichts hinten herunterfällt, was auf keinen Fall herunterfallen darf. Dies immer treffend beurteilen zu können, ist schier unmöglich und ich habe keine berechtigte Hoffnung, dass ich das schaffe. So kann ich mich nur demütig darum bemühen, dass ich es mit Gottes Hilfe so gut wie möglich mache.“
Das Kloster Seligenthal geht auf das Jahr 1232 zurück. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schloss das Kloster aufgrund der Säkularisation. Doch schon 1835 ging es weiter: Einige der Schwestern, die bereits zuvor in Seligenthal gebetet und gearbeitet hatten, begannen wieder mit dem klösterlichen Leben. Seit 1925 ist Seligenthal wieder Abtei.