Quebec - Donnerstag, 7. März 2024, 8:00 Uhr.
Die Erzdiözese Québec in Kanada hat erklärt, Papst Franziskus habe eine Untersuchung der Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen Kardinal Gérald Lacroix ISPX angeordnet. Der Kardinal weist die Vorwürfe „kategorisch“ zurück.
In einer auf den 4. März datierten Erklärung der Erzdiözese hieß es, man sei „am 8. Februar darüber informiert worden, dass Papst Franziskus André Denis, einen pensionierten Richter des Obersten Gerichtshofs von Québec, beauftragt hat, eine Untersuchung“ der Anschuldigungen gegen Lacroix durchzuführen.
Was wird Lacroix vorgeworfen?
Lacroix, der auch Mitglied jenes Kardinalsrats ist, der Papst Franziskus berät, wird im Rahmen eines Prozesses gegen seine Erzdiözese beschuldigt, vor fast vier Jahrzehnten ein 17-jähriges Mädchen missbraucht zu haben. Der Kardinal hat die Vorwürfe stets bestritten.
Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, ist die Anschuldigung gegen den 66-jährigen Kardinal in Dokumenten enthalten, die das mit dem Fall befasste Gericht am 25. Januar vorlegte.
Die Anschuldigungen gehen auf die Jahre 1987 und 1988 zurück, als das mutmaßliche Opfer 17 Jahre alt war, so Rechtsanwalt Alain Arsenault, der den 2022 begonnenen Prozess gegen die Erzdiözese Quebec führt.
Wie wird die Untersuchung der Missbrauchsvorwürfe gegen Lacroix aussehen?
Laut der Erklärung der Erzdiözese Québec vom 4. März muss die Untersuchung durch Richter André Denis „in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Motuproprio Vos estis lux mundi über die Behandlung von Anschuldigungen gegen einen Bischof, Erzbischof oder Kardinal“ erfolgen.
Bei dem Motuproprio handelt es sich um ein im Mai 2019 veröffentlichtes Dokument von Papst Franziskus, in dem neue Verfahren zur Prävention und Meldung von Fällen sexuellen Missbrauchs und dessen Vertuschung in der katholischen Kirche festgelegt sind.
In der Erklärung der Erzdiözese Québec hieß es: „André Denis ist die einzige Person, die für die Untersuchung verantwortlich ist.“ Er habe das Mandat öffentlich machen können, „wenn er es für angemessen hält. Wir haben heute Morgen erfahren, dass er sich dazu entschieden hat, und wir respektieren seine Entscheidung.“
„Die Diözese wird Denis auf sein Ersuchen hin ihre volle Unterstützung anbieten, sich aber nicht in den Verlauf der Untersuchung oder deren Ermittlungen einmischen“, so die Erklärung weiter. „Wir werden keine weiteren Kommentare zu diesem Prozess abgeben, der ohne unser Zutun durchgeführt wird.“
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Nach Angaben von Radio-Canada Ici Québec hatte der Richter am 19. Februar einen Brief an die Beteiligten geschrieben, in dem er mitteilte, dass er „eine Voruntersuchung durchführt, in der wir nicht über Schuld oder Unschuld der betreffenden Person entscheiden, sondern über die Plausibilität der Fakten“.
Nach Angaben des Senders wollte sich der Richter mit der Beschwerdeführerin treffen, was diese jedoch ablehnte. Der Richter erklärte, er werde diese Entscheidung respektieren und die Ermittlungen fortsetzen.
„Ich beabsichtige, meine Arbeit mit Respekt für die Menschen zu tun und gleichzeitig die Vertraulichkeit aller Kommentare zu gewährleisten, die sie mir möglicherweise mitteilen. Aus diesem Grund möchte ich mich nicht weiter öffentlich äußern“, schrieb Denis in einer E-Mail an die CBC.
Alain Arsenault, der Anwalt, der die Sammelklage von mehr als 140 Personen gegen die Erzdiözese Québec betreut, an der die Frau beteiligt ist, die den Kardinal beschuldigt, sagte, dass er der von der Kirche angekündigten Untersuchung keinen Wert beimesse.
Antwort von Lacroix auf die Vorwürfe sexuellen Missbrauchs
„Ich weise die Anschuldigungen, die an die Öffentlichkeit gelangt sind, kategorisch zurück. Nach meinem Wissen habe ich niemals unangemessene Handlungen gegenüber irgendjemandem vorgenommen, weder gegenüber Minderjährigen noch gegenüber Erwachsenen. Meine Seele und mein Gewissen sind angesichts dieser Anschuldigungen, die ich zurückweise, beruhigt“, sagte Lacroix in einem Video, das von der Erzdiözese Québec am 30. Januar veröffentlicht wurde.
Nach Rücksprache mit seinen engsten Mitarbeitern sagte der Erzbischof allerdings: „Ich habe beschlossen, mich vorübergehend von den Aktivitäten in meiner Diözese zurückzuziehen. Es handelt sich nicht um einen Rücktritt, sondern um einen vorübergehenden Rückzug, damit wir die nächsten Schritte und die zu treffenden Entscheidungen besser einschätzen können.“
„Lassen Sie mich klar sagen: Unsere Diözese setzt sich weiterhin entschlossen dafür ein, dass Missbrauchsopfer zusätzlich zu den anderen Mitteln, die ihnen zur Heilung zur Verfügung stehen, auch finanziell entschädigt werden. Für mich, für uns, ist dies von grundlegender Bedeutung“, fügte er hinzu.
Der Erzbischof von Québec betete für alle Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kirche und rief dazu auf, dafür zu sorgen, „dass es nie wieder zu einem Missbrauch kommt“.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.