Redaktion - Sonntag, 21. April 2024, 7:00 Uhr.
Heute gedenkt die Kirche des heiligen Anselm von Canterbury. Er war Abt, Erzbischof und wurde nach seinem Tod von Papst Clemens XI. zum Kirchenlehrer erhoben.
„Wahrlich, nicht Gott bedurfte es, den Menschen auf solche Weise zu retten, sondern die menschliche Natur bedurfte es, auf diese Art Gott Sühne zu leisten. […] Nicht Gott hatte es nötig, sich so zu erniedrigen, sondern der Mensch hatte es nötig, auf diese Weise der Tiefe des Verderbens entrissen zu werden“, schrieb Anselm in einem seiner Werke über die Erlösung des Menschen.
Der Heilige, geboren 1033, wuchs in Aosta an der italienischen Grenze auf. Schon früh soll sich seine Heiligkeit in seinem Streben nach Wissenschaft und Vollkommenheit gezeigt haben.
In seiner Jugend ließ sich Anselm eine Zeit lang von den Verlockungen der Welt verführen, kehrte aber bald zu seiner christlichen Lebensweise zurück und verließ Heimat und Besitz, um in das Benediktinerkloster Bek einzutreten.
Der Legende nach war seine Enthaltsamkeit so groß, dass er vor lauter Fasten jeglichen Sinn für das Essen zu verlieren schien. Seine Tage widmete Anselm den klösterlichen Übungen und der Beantwortung zahlreicher religiöser Fragen. Selbst in der Nacht soll er sich keinen Schlaf gegönnt und sich stattdessen himmlischen Betrachtungen hingegeben haben.
Nachdem Anselm gegen seinen Willen zum Abt des Klosters gewählt worden war, verbreitete sich der Ruf seiner Heiligkeit. Papst Gregor VII. schickte ihm einen Brief und bat um das Gebet des Abtes für ihn und die ganze Kirche.
Anselm wurde 1093 Erzbischof von Canterbury. Er hielt mehrere Synoden ab, um der damaligen Sittenverderbnis entgegenzuwirken und die ursprüngliche kirchliche Zucht wiederherzustellen.
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Auf dem Konzil von Bari begründete er die Lehre vom Ausgehen des Heiligen Geistes auch vom Sohn gegen die Irrlehre der schismatischen Orthodoxen. Diese glauben, der Heilige Geist gehe nur von Gott dem Vater aus.
Auch in Rom legte sich Anselm mit den weltlichen Herrschern an. Er war davon überzeugt, dass die Kirche auf ihre Vollendung hin ausgerichtet sein müsse und nicht als Dienerin der weltlichen Mächte. Auf Reformsynoden ging er scharf gegen die damals weit verbreiteten Priesterehen vor.
In Rom entstand auch sein theologisches Hauptwerk Cur Deus Homo (Deutsch: „Warum Gott Mensch wurde“).
Der ontologische Gottesbeweis Anselms, der als „Vater der Scholastik“ gilt, war das ganze Mittelalter hindurch bis in die frühe Neuzeit von großer Bedeutung. Er besagt, dass Gott allein aufgrund der Möglichkeit des Menschen, Gott zu denken, existieren muss. Er vertrat die Ansicht, dass auch diejenigen, die an Gott zweifeln, eine gewisse Vorstellung von Gott haben müssen. Da Gott also per definitionem nicht anders als das Vollkommene beschrieben werden kann, muss ein Gott existieren, sonst wäre er nicht vollkommen.
Seine Argumentation wurde von verschiedenen Philosophen, darunter dem berühmten Thomas von Aquin, widerlegt, da die bloße Definition von etwas nicht ausreicht, um auf seine Existenz außerhalb des Geistes zu schließen.
Anselm starb 1109 in Canterbury.