Benediktinerabt von Clervaux in Luxemburg feiert 30-jähriges Jubiläum

Benediktinerabtei von Clervaux in Luxemburg
MMFE / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Dom Michel Jorrot OSB von Clervaux feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum als Abt des luxemburgischen Benediktinerklosters. Seit 1994 ist er Abt von Clervaux, im kommenden Jahr vollendet er sein 80. Lebensjahr.

Anlässlich seines Jubiläums gab Dom Michel der Kirchenzeitung des Erzbistums Luxemburg ein Interview, bei dem er auch nach seinem Berufungsweg befragt wurde.

„Warum bin ich Mönch geworden?“, begann er. „Ich war noch recht jung, ich hatte die Schule noch nicht abgeschlossen. Da war ein kleines Ereignis, das ich erst später verstand. Ich war in der Region Paris, wo meine Familie lebte, es muss in den 1950er Jahren gewesen sein, auf dem Rückweg vom Katechismusunterricht, und traf auf der Straße einen sehr einfach gekleideten Herrn, der vor mir stehen blieb. Ich hielt eine Krippe in der Hand, die ich aus Papier gebastelt hatte. Der Fremde fragte mich, was ich in der Hand hätte, und ich sagte, es sei eine Krippe. Also sah er mich an, holte eine Münze aus der Tasche und sagte: ‚Hier, mein Kleiner, du wirst für mich beten.‘ Dann ging er.“

Dom Michel führte aus: „Ich war beeindruckt, weil meine Mutter mir immer gesagt hatte: ‚Sprich mit niemandem auf der Straße.‘ Zu Hause angekommen sagte meine Mutter: ‚Wir werden dieses Geld in die Kirchenkollekte legen.‘“

„Als ich lange später, im Jahr 1970, in Solesmes meine Gelübde ablegen wollte, die wir als feierliche Profess bezeichnen, also für immer, befand ich mich in Exerzitien und in meinem Herzen fragte ich mich: ‚Ist das wirklich mein Weg? – Ich bin noch jung.‘ Ich hatte keine Zweifel, aber ich hätte gerne ein Zeichen gehabt, eine Bestätigung meiner Berufung“, erläuterte der Abt. „Und nun kam mir dieses Ereignis wieder ins Herz: ‚Hier, mein Kleiner, du wirst für mich beten.‘ Also bin ich Mönch geworden […].“

Mit seiner Standeswahl beantworte er eine Frage, „die meiner Meinung nach für jeden Menschen von wesentlicher Bedeutung ist: ‚Was kann ich für andere tun?‘ Jesus starb am Kreuz für andere, nicht für sich selbst. Die Frage ‚Was kann ich für andere tun?‘ ist einfach in mir entstanden. ‚Ah, ich könnte Christus nachfolgen, um Gott für all seine Werke zu preisen‘, denn Jesus sagte: ‚Vater, ich habe dich auf Erden verherrlicht.‘ Und ich möchte Jesus mit diesem Wort nachfolgen und auch ich möchte Gott auf Erden verherrlichen und mich auf einen Weg begeben, der ein Weg sein könnte, auf dem andere mir folgen könnten. Mir geht es nicht besser, ich möchte Christus nachfolgen.“

Dom Michel sagte: „‚Vater, ich habe dich auf Erden verherrlicht.‘ Und dann: ‚Was kann ich für andere tun?‘ ‚Nun, du wirst für mich beten.‘ Ich werde Fürsprache einlegen, und unter Mönchen ist Fürbitte eine bedeutende innere Bewegung.“

„Und ich sage denen, die heiraten wollen, es bleibt die gleiche Frage: ‚Was kann ich für andere tun?‘ Eine Frau glücklich machen. ‚Ich werde Kinder haben, wenn Gott sie schenkt.‘ Das gilt für jede Situation, es beseitigt jeden Egoismus, jedes persönliche Prestige, darum geht es nämlich nicht: ‚Was kann ich für andere tun?‘“

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Während Bischöfe im Alter von 75 Jahren ihren Rücktritt erklären müssen und innerhalb der benediktinischen Beuroner Kongregation die Amtszeit von Äbten und Äbtissinnen mit dem Erreichen des 70. Lebensjahres endet, gilt in der Kongregation von Solesmes die bewährte Regel, dass Abt und Äbtissin auf Lebenszeit gewählt werden.

Das Großherzogtum Luxemburg, in dem die Abtei von Clervaux liegt, ist ein kleines Land zwischen seinen Nachbarstaaten Deutschland, Belgien und Frankreich. Die Mehrheit der Luxemburger ist katholisch und somit Teil des Erzbistums Luxemburg.

Es gab in Luxemburg zwei Klöster des Benediktinerordens, wovon heute nur noch jenes von Clervaux existiert. Während das Frauenkloster Peppingen vor einigen Jahren aufgehoben wurde, besteht also nur noch die Abtei St. Mauritius und St. Maurus.

Dieses Kloster liegt oberhalb der Gemeinde Clervaux und ist schon von weitem zu sehen. Die Klostergründung geht zwar auf das 17. Jahrhundert zurück, doch erst als sich im Jahr 1890 vertriebene französische Mönche der Abtei Solesmes an diesem Ort niederließen, konnte sich benediktinisches Leben entwickeln. Nach der Errichtung der Gebäude wurde aus dem Kloster im Jahr 1909 offiziell eine Abtei.

Als Gründer der „Abbaye Saint-Maurice et Saint-Maur de Clervaux“ gilt der zweite Abt von Solesmes, Dom Charles Couturier OSB (1817–1890). So gehört die einzige Luxemburger Abtei der Solesmes-Kongregation innerhalb der Benediktiner-Konföderation an. Von 1941 bis 1945 war das Kloster durch die kriegsbedingte Vertreibung der Mönche verwaist.

Ein bedeutendes Mitglied des Mönchskonvents war Pater Jean Leclercq OSB (1911–1993). Dieser Benediktinermönch war ein Historiker und Mediävist. Er lehrte in Rom und publizierte zahlreiche Werke zum Mönchtum, zu Bernhard von Clairvaux und allgemein zur monastischen Theologie. Als bedeutendes Werk in deutscher Sprache gilt bis heute „Wissenschaft und Gottverlangen“ über die Mönchstheologie des Mittelalters (Patmos 1963).

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