Cusanuswerk-Tagung: Münsteraner Weihbischof fordert „Neubewertung“ von Arbeit und Leistung

Weihbischof Christoph Hegge
Cusanuswerk

Der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge hat „eine Neubewertung von Arbeit, eine Neubewertung von Leistung“ gefordert. In seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzende der Kommission für Wissenschaft und Kultur der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) nahm Hegge an der Tagung der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk am Wochenende in den Niederlanden teil.

„Wir müssen uns fragen, inwieweit alle Menschen, die einen Beitrag zur Gesellschaft leisten, unabhängig von dessen Höhe, Wertschätzung und Anerkennung bekommen“, so Hegge. „Dabei muss auch die Würde der Arbeit stärker in den Fokus gerückt werden.“

Für die Gegenwart bzw. die absehbare Zukunft konstatierte Hegge einen zerbrochenen „Generationensozialvertrag“ sowie „eine mehr und mehr steigende Polarisierung zwischen denen in unserer Gesellschaft, die über Generationen vermögend sind und deren Kinder ohne erbrachte Leistung durch Übereignung und Erbschaft vermögend bleiben und denen, die es aufgegeben haben, sich für eine Zukunft beruflich abzurackern, deren finanzieller und sozialer Gewinn heute ungewisser denn je ist“.

„Aktuell befinden wir uns in einer sehr polarisierenden Zeit: Europaweit sinkt die Akzeptanz sozialer Prinzipien der Marktwirtschaft“, sagte der Weihbischof. „Dies hängt unmittelbar damit zusammen, dass sich in den zurückliegenden Jahren eine zunehmend verschärfte Kluft zwischen Gewinnern und Verlierern in der Gesellschaft aufgetan hat. Diese Kluft treibt uns in Deutschland, aber auch in Europa, aktuell in der Gesellschaft massiv auseinander.“

Thomas Scheidtweiler, der Generalsekretär des Cusanuswerks, erklärte mit einem Blick auf die Statistik: „Etwa die Hälfte der Berufstätigen in Deutschland würde gerne in Teilzeit arbeiten, fast 80 Prozent sind für die 4-Tage-Woche.“

„Diese Umfrageergebnisse beziehen sich nur mittelbar auf die Leistungsbereitschaft der Berufstätigen, aber sie führen schon zu der Frage, welche möglichen Auswirkungen dies auf die soziale, wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit unseres Landes hat“, betonte Scheidtweiler.

Auch der Salzburger Erzbischof Franz Lackner OFM, der den Ehrentitel Primas Germaniae führt und Vorsitzender der Österreichischen Bischofskonferenz ist, war bei der Tagung zu Gast. In seiner Predigt am Sonntag sprach er über das Thema Synodalität: „Papst Franziskus, für mich ein Papst der Überraschungen, versucht dieser Kirche unserer Zeit ein neues ‚Outfit‘ zu geben, indem er eine Bischofssynode zum Thema Synodalität ausgerufen hat. Eine höchst erstaunliche Sache: offenbar hat die Kirche vergessen, wozu sie eigentlich da ist, nämlich Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Einheit mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit zu sein.“

Der Erzbischof führte aus: „Zu Beginn des synodalen Prozesses hörte ich von Rom kommend eine Ortsbestimmung von Kirche auf ihrem Weg durch die Geschichte: ‚Die Kirche ist wesentlich synodal und wesentlich hierarchisch.‘ In den vergangenen Monaten und Jahren ist es still geworden um diese Ansage. Das finde ich schade. Denn wie zwei Leuchttürme markieren Hierarchie und Synodalität den Weg der Kirche.“

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