Redaktion - Montag, 12. August 2024, 6:07 Uhr.
Der ernannte Erzbischof von Boston, Richard Henning, hat in einem Gespräch mit „EWTN News In Depth” seine Hingabe an die Gläubigen im neuen Bistum betont: „Meine Mission werden die Menschen direkt vor Ort sein.”
Der Anruf des Apostolischen Nuntius mit der Nachricht seiner Ernennung habe ihn überrascht, so Henning. Der 59-Jährige ist seit dem 1. Mai 2023 Bischof der Diözese Providence und war zuvor seit November 2022 Koadjutor-Bischof dort. Die Erzdiözese Boston, Heimat von über 1,8 Millionen Katholiken, zählt zu den größten in den Vereinigten Staaten. Henning erinnerte sich, dass der Anruf an einem ohnehin schon besonderen Tag kam – er bereitete gerade die Aufnahme eines Katechumenen in die Kirche vor.
„Der Nuntius rief an, als ich gerade in mein Zimmer zurückkehrte. Man kennt ja diesen Ausdruck aus Filmen: ‚Sie sollten sich besser setzen.‘ Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich verstand, was damit gemeint war“, erzählte er. „Ich musste mich wirklich setzen. Ich war so überrascht – nach nur einem Jahr als Diözesanbischof hatte ich nie mit so einem Anruf gerechnet“, fügte Henning hinzu.
Catherine Hadro, Moderatorin von EWTN News In Depth, fragte Henning, wie er sich selbst beschreiben würde. Sie merkte an, dass viele Menschen dazu neigen, Bischöfe schnell als konservativ oder liberal einzuordnen.
„Nun, was ich auf der Pressekonferenz sagte, war: ‚Ich bin ein Sünder, der der Gnade bedarf‘“, antwortete er mit einem Lächeln. „Ich muss gestehen, dass ich persönlich solche Kategorien ablehne. Ich glaube, sie entsprechen nicht wirklich der Tiefe und Breite des Lebens und Wirkens der Kirche in der Kultur“, fuhr er fort.
„Man tendiert dazu, nur die Oberfläche zu sehen, die sozialen oder politischen Aspekte des Lebens einer Person oder der Gesellschaft selbst. Mir scheint, Gott verlangt mehr von uns, und die Tradition der Kirche ist so viel reicher“, erklärte er. „Es spielt keine Rolle, zu welcher Fraktion Menschen zu gehören meinen. Ich soll Pastor – ein Hirte – für sie alle sein“, betonte Henning.
Er identifiziere sich mit keiner der Kategorien, da seine „erste Identität die eines Jüngers Jesu Christi“ sei. Dies habe natürlich Auswirkungen darauf, wie er sich in der Welt engagiere. „Ich schlage nicht vor, dass wir uns von der Welt abkapseln. Wir müssen uns in der Gesellschaft engagieren“, sagte er. „Aber ich denke, wir müssen stets versuchen, aus der Perspektive des Evangeliums an dieses Engagement heranzugehen. Das bedeutet immer wieder, über die Oberfläche hinauszublicken und in die Tiefe zu gehen.“
Henning wurde 1964 in Rockville Centre, New York, geboren. Als Ältester von fünf Kindern wuchs er in einer katholischen Familie auf. Als gebürtiger Long Islander bewahrt er seine Liebe zum Wasser, Segeln, Bootfahren und Kajakfahren. Er studierte Geschichte an der St. John's University in Queens, New York, und besuchte später das Priesterseminar der Unbefleckten Empfängnis in Huntington, New York. 1992 wurde er zum Priester geweiht. Henning spricht fließend Spanisch und Italienisch, kann Französisch, Hebräisch und Griechisch lesen und lernt derzeit Portugiesisch. Er erwarb ein Lizentiat in biblischer Theologie an der Catholic University of America und promovierte in biblischer Theologie an der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Rom.
Er tritt die Nachfolge von Kardinal Sean O'Malley an, vor dem Henning sagt, dass er „in Ehrfurcht“ auf dessen Amtszeit blicke. Über seinen Vorgänger sagte Henning: „Ich bewundere ihn seit vielen Jahren.“
O'Malley, der langjährige Erzbischof von Boston, tritt mit 80 Jahren in den Ruhestand – fünf Jahre nach dem Alter, in dem Prälaten üblicherweise ihren Rücktritt beim Heiligen Stuhl einreichen.
Der Kardinal ist bekannt für seinen Einsatz bei der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und leitet seit 2014 die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen. „Ich bewundere seine Qualitäten der Treue, seine biblische Verkündigung, seinen Demut und seine Hingabe an den Heiligen Vater und die Kirche“, sagte Henning. „Ich werde versuchen, seinem Beispiel zu folgen, aber ich komme mit dem Wunsch, mich ganz diesem neuen Dienst zu widmen.“
„Ich weiß, dass Boston eine große Erzdiözese ist und daher als bedeutend gilt“, fügte er hinzu. „Aber ich denke, meine Mission werden die Menschen vor Ort sein, und darauf wird sich mein Fokus von Anfang an richten und hoffentlich auch bleiben.“
Sehen Sie hier das Gespräch bei EWTN News in Depth in voller Länge im englischen Original:
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.