Martin Mosebach: Glanz liturgischer Feiern „sollte ein ‚sursum corda‘ bewirken“

Martin Mosebach in Rom
EWTN.TV/Paul Badde

Der preisgekrönte deutsche Schriftsteller Martin Mosebach, der in katholischen Kreisen besonders für sein Buch „Häresie der Formlosigkeit“ bekannt ist, hat sich in einem Vortrag beim katholischen Forum St. Georg 2024 dem „Problem der Schönheit in der Liturgie“ gewidmet.

Dabei stellte er fest, dass die liturgische Schönheit immer mehr in den Hintergrund trete und durch eine Nüchternheit ersetzt werde, welche die heiligen Riten entmystifiziere und letztlich verarme.

Er begann seinen Vortrag mit der Feststellung, dass die katholische Liturgie über Jahrhunderte hinweg ein prachtvolles Spektakel gewesen sei, das sich deutlich vom Alltag abhob: „Der Glanz der Zeremonien, der sich von der grauen Alltäglichkeit stark abhob, sollte ein ‚sursum corda‘ bewirken, eine Erhebung der Herzen zum Himmel“, erklärte er. Diese Ästhetik sei kein Selbstzweck, sondern ein wesentliches Element, um die Gläubigen auf das Heilige und Transzendente auszurichten.

In der Messe wird vor der Präfation sursum corda gebetet, um die Gläubigen daran zu erinnern, ihre Gedanken und Herzen auf Gott zu richten und sich auf das Gebet und die Eucharistie zu konzentrieren.

„Das Wahre wäre nicht wahr, wenn es nicht auch gut und schön wäre, das Gute nicht gut, wenn es nicht auch wahr und schön wäre, das Schöne nicht schön, wenn es nicht auch wahr und gut wäre“, betonte Mosebach. Diese Verbindung sehe er in der katholischen Liturgie in Gefahr, da sie zunehmend von einer minimalistischen Ästhetik beherrscht werde, die sich auf das Nötigste reduziere.

Als Beispiel nannte Mosebach die Reduktion des Altars auf einen schlichten Tisch, der ohne Erhöhung auf gleicher Höhe mit den Stühlen der Gläubigen stehe. In vielen modernen Kirchen werde der sakrale Raum zunehmend karger und schmuckloser gestaltet, was Mosebach als Verlust sakraler Symbolik beklagte.

Diese Tendenz zur Vereinfachung, so Mosebach, führe zu einer „Kahlheit“, die keinen Unterschied mehr zulasse zwischen dem sakralen Raum des Altars und dem profanen Raum der Gläubigen.

Ein weiteres Thema, das Mosebach ansprach, war die Rolle von Kunst und Musik in der Liturgie. Während früher aufwendig gestaltete Paramente und kunstvolle Chorwerke das Erleben der Liturgie bereichert hätten, sehe er heute eine Entwicklung hin zu „schlichten Akkorden auf der Gitarre zur Begleitung eines kunstlosen Gesangs“.

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Mosebach kritisierte, dass diese Vereinfachung oft als Ausdruck von Authentizität oder Volksnähe verstanden werde, tatsächlich aber den liturgischen Reichtum verarme und die sakrale Atmosphäre schwäche.

In einem historischen Rückblick erinnerte Mosebach an die großen Bauwerke des Mittelalters, deren Errichtung ein gewaltiger Ausdruck des Glaubens gewesen sei. „300 Jahre flossen im mittelalterlichen Frankreich ein Drittel der Staatseinkünfte in den Kathedralbau“, erinnerte er.

Diese Kathedralen seien nicht nur architektonische Meisterwerke, sondern auch Ausdruck eines tiefen Glaubens, der Schönheit als Manifestation des Göttlichen verstand. Die opulente Architektur, das Gold und die kunstvollen Verzierungen dienten nicht dem Prunk, sondern der Verherrlichung Gottes.

In diesem Zusammenhang stellte er die Frage, warum moderne Kirchen oft so karg und schmucklos gestaltet seien, obwohl die Gesellschaft heute in einem unermesslichen Reichtum lebe, verglichen mit den Zeiten, in denen die prächtigsten Kathedralen entstanden. „In unserer Zivilisation des massenhaften vulgären Überflusses haben Pracht und Prunk eine geradezu lächerliche Seite bekommen“, konstatierte Mosebach und beklagte, dass die überlieferte Liturgie und ihre Schönheit in der heutigen Zeit oft als weltfremd abgetan würden.

Mosebach verortete in der modernen Ästhetik eine tief verwurzelte Unsicherheit, die sich in einer Flucht vor dem Überwältigenden äußere. Statt des Opulenten und Erhabenen werde das „Geschmackvolle“ bevorzugt – eine bürgerliche Kategorie, die Übertreibung und Luxus scheue, zugleich aber die wahre Größe und Tiefe des Schönen nicht erfassen könne.

„Das Geschmackvolle steht in einem Gegensatz zur großen alten Schönheit“, erklärte er, denn „in der vermeintlichen Sicherheit, die der Geschmackvolle in seinem Urteil für sich in Anspruch nimmt, verbirgt sich oft eine tiefe Unsicherheit“.

Abschließend verwies Mosebach auf die tiefe theologische Bedeutung der Schönheit in der katholischen Tradition. Die großen Kirchenväter wie Augustinus hätten Schönheit als Weg zur Wahrheit und zum Guten verstanden. In der platonischen Philosophie, an der sich die frühchristlichen Theologen orientierten, seien das Wahre, das Gute und das Schöne untrennbar miteinander verbunden.

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