Redaktion - Mittwoch, 25. September 2024, 9:00 Uhr.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat in seiner Predigt im Rahmen der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) am Mittwochmorgen die Frage gestellt: „Glauben wir wirklich voller Hoffnung an Gott, der den Himmel aufgerissen hat und uns eine heile, sinnvolle und erfüllende Zukunft schenkt, die uns miteinander leben lässt und unser Leben zur Entfaltung führt?“
„‚Unsere Heimat ist im Himmel!‘ (Phil 3,20) heißt es im Philipperbrief“, führte Koch in Fulda aus. „Die Strahlkraft dieser Verheißung leuchtet kontrastreich zu allen Dunkelheiten dieser Welt oft umso mehr auf, je tiefer die Hoffnungslosigkeit und das Dunkel in und um uns herrschen.“
„Es ist die Hoffnung auf den Gott, der ‚denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht‘ (Röm 8,28)“, so der Erzbischof. „Es ist die Hoffnung auf Gott, der alles, auch unsere unerfüllten Hoffnungen, in die Erfüllung führen wird und alles Leben, auch unsere heute unerfüllten Hoffnungen, in eine große Sinnfülle münden lässt. Auch das Scheitern hier auf Erden, unser Enttäuscht-Werden, ist geborgen in diesem großen Sinn und in den uns gegebenen Verheißungen Gottes.“
„Wir leben in einer Gesellschaft, in der die meisten Menschen an solch eine von Gott eröffnete und geschenkte Zukunft nicht glauben und auf Gott nicht ihre Hoffnung setzen“, räumte Koch ein. „Alles Hoffen zerfällt nach ihrer Welt- und Lebensanschauung spätestens im Tod zu Staub. Alle weiter reichende Hoffnung über den Tod hinaus auf einen alle und alles tragenden Sinn und eine alle und alles umfassende Sinnerfüllung ist in diesem Verständnis des Lebens eine trügerische Illusion.“
Beim menschlichen Hoffen „auf eine alles umfassende, sinnvolle und lebenserfüllte Zukunft“ gehe es „letztlich um die Frage nach Gott“, zeigte sich der Berliner Erzbischof überzeugt. „Man kann es wenden, wie man will. Es bleibt dabei: Die alles entscheidende Frage im Leben des Menschen und im Leben der menschlichen Gemeinschaft ist die Frage nach Gott: Gibt es einen Gott oder gibt es ihn nicht? Und wenn es Gott gibt: Wer ist Gott? Ist er der, auf den wir unsere Hoffnungen ausrichten und von dem wir ihre Verwirklichung erwarten können?“
„An der Beantwortung dieser Frage entscheidet sich alles, vor allem die Frage nach der Erfüllung unserer Lebenshoffnungen“, betonte Koch. „Gibt es ein Leben nach dem Tod oder gibt es kein erfülltes, frohes und entfaltetes Leben miteinander nach dem Tod? Und damit: Gibt es einen Grund zur Hoffnung, die Mut macht, einerseits auf Erden ein oft auch unerfülltes Leben zu ertragen, und andererseits ein Leben aus der Hoffnung auf eine gute Zukunft kreativ und einsatzfreudig für das Leben aller Menschen zu führen von ihrer Empfängnis bis zu ihrem Tod, gerade auch für die, die auf der Schattenseite des Lebens stehen als Behinderte, als Flüchtlinge, als Vereinsamte oder als schuldig Gewordene?“
Es sei Aufgabe der Christen in der heutigen Zeit, „Zeichen der Hoffnung zu sein, Zeichen der Hoffnung zu setzen und unseren Weg hoffnungsvoll als Einzelne und als Kirche in dieser Gesellschaft zu gehen im Vertrauen auf den alles Leben erfüllenden Gott“.
„Wir leben in einer Gesellschaft, in der die christliche Hoffnung eine Hoffnung einer Minderheit ist“, schloss Koch. „Deshalb ist es notwendig, dass wir uns und gerade auch die jungen Menschen stärken, stützen und kräftigen in einer die Hoffnung auf Gott tragenden Gemeinschaft. Denn eins steht fest: Alleine als Hoffnungsindividualisten wären wir als Träger der Gotteshoffnung völlig überfordert.“