Redaktion - Montag, 7. Oktober 2024, 9:00 Uhr.
Anlässlich des ersten Jahrestags des Angriffs der Hamas auf Israel am 7. Oktober hat der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa OFM, erklärt, die Lage vor Ort sei „dramatisch und eskaliert weiter“.
„Was fehlt, ist eine Ausstiegsstrategie, ohne die ich keine Änderung der Lage sehe“, erläuterte Pizzaballa im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Samstag. „Die Armee kann nicht beschließen, wann der Krieg endet. Das muss auf politischer Ebene geschehen. Dort sehen wir bislang eine Gleichsetzung von Frieden und Sieg. Das ist eine Illusion. Und dabei haben wir von den Tausenden Opfern und der totalen Zerstörung in Gaza und jetzt im Libanon nicht gesprochen.“
„Mit denselben Personen, die an dem gegenwärtigen Geschehen beteiligt sind, kann es keine neuen Perspektiven geben, kann keine neue Seite aufgeschlagen werden“, zeigte sich der Kardinal überzeugt. „Wir müssen das Vertrauen wieder aufbauen, und das geht nicht ohne neue Gesichter. Wir brauchen eine neue politische und religiöse Führung, die in der Lage ist, eine neue Sprache zu sprechen.“
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Zunächst brauche es aber „ein Ende des Krieges, um durchatmen zu können und Raum zum Nachdenken zu haben“, stellte Pizzaballa klar. „Es ist eine Frage der Zeit, bis wir neue Gesichter in den Führungsrollen sehen – wobei das nicht automatisch heißt, dass es bessere Gesichter sind.“
„Der Nahe Osten hat eine sehr komplexe Realität“, so der Lateinische Patriarch von Jerusalem. „Die Spaltungen waren vorher da. Sie sind nur jetzt besonders sichtbar. Wir brauchen Menschen, die uns helfen – und nicht unsere Spaltungen zusätzlich vertiefen. Wir brauchen jemanden, der uns hilft, den Horizont zu weiten und die richtigen Worte zu finden.“
Pizzaballa hatte vor wenigen Tagen für das Lateinische Patriarchat zu einem Tag des Gebets und des Fastens am 7. Oktober aufgerufen, um des Jahrestags des Kriegsausbruchs im Heiligen Land zu gedenken.