Redaktion - Donnerstag, 17. Oktober 2024, 12:00 Uhr.
Die Bischofsgruft mit den sterblichen Überresten mehrerer Oberhirten der Diözese Hildesheim wird in Zukunft geschlossen bleiben. Weitere Bischöfe sollen dort nicht bestattet werden. Hintergrund ist der Umgang mit Missbrauch, besonders durch Bischof Heinrich Maria Janssen, dem auch selbst sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.
„Den Angehörigen der Bischöfe wird auf Anfrage der Zutritt weiterhin ermöglicht“, so das Bistum Hildesheim am Donnerstag. „Diese Entscheidung hat das Hildesheimer Domkapitel gemeinsam mit dem Hildesheimer Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ getroffen. Damit verbunden ist auch der Entschluss, die Hildesheimer Bischöfe künftig auf dem Annenfriedhof zwischen den Kreuzgängen der Kathedrale zu bestatten.“
Es sei in Gesprächen mit Missbrauchsbetroffenen, Angehörigen der bestatteten Bischöfe und verschiedenen Gremien der Diözese besonders um die Frage gegangen, „ob die sterblichen Überreste Bischof Heinrich Maria Janssens in der Bischofsgruft verbleiben sollen oder nicht. Neben Bischof Janssen sind in der Bischofsgruft die Bischöfe Joseph Godehard Machens und Dr. Josef Homeyer bestattet.“
Das Bistum Hildesheim erklärte: „Zum einen soll die Totenruhe der in der Gruft bestatteten Bischöfe gewahrt werden. Zum anderen könnte eine Umbettung als Richterspruch über die Verstorbenen verstanden werden. Das soll vermieden werden.“
„Zugleich wird mit der Schließung deutlich, dass die Bischofsgruft kein Verehrungsort für verstorbene Bischöfe ist, sondern letztlich eine übliche Grabstelle neben weiteren Bestattungsorten in der Bischofskirche, an denen die sterblichen Überreste von Geistlichen ruhen, die bereits mehrere hundert Jahre oder länger verstorben sind“, hieß es weiter. „Mit der nun getroffenen Entscheidung wird auch dem Wunsch der Angehörigen der verstorbenen Bischöfe Rechnung getragen, die sich gegen eine Umbettung ausgesprochen hatten.“
Vor der Bischofsgruft wolle man nun „darüber informieren, dass es gegen den verstorbenen Bischof Janssen Vorwürfe der sexualisierten Gewalt gibt“. Digitale Informationen per QR-Code sollen auch „ausführliche Erläuterungen zum Machtmissbrauch unter der Verantwortung Janssens und den Tatvorwürfen gegen ihn“ umfassen.
Bischof Heiner Wilmer SCJ sagte, man müsse „klar benennen, dass von fünf Menschen gravierende Tatvorwürfe gegen den verstorbenen Bischof Heinrich Maria Janssen erhoben worden sind und er während seiner Amtszeit Verbrechen der sexualisierten Gewalt durch Geistliche nicht unterbunden, sondern vertuscht hat.“
„Dieser Befund ist schrecklich, er gehört zur Biografie Bischof Heinrich Maria Janssens und zum düsteren Kapitel der sexualisierten Gewalt im Bistum Hildesheim“, so Wilmer. „Daran zu erinnern, sich dessen immer wieder bewusst zu werden und alles dafür zu tun, diese Verbrechen in Zukunft zu verhindern, ist unsere Verantwortung in der Gegenwart.“