Weltsynode, Kardinal Zen und Sinisierung: Spannungen durch China- Abkommen des Vatikans

Erlöserkirche in Peking
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Zwei prominente Katholiken – Kardinal Joseph Zen SDB aus Hongkong und der amerikanische Autor George Weigel – haben scharfe Kritik an der Weltsynode zur Synodalität geübt und sich dabei insbesondere auf den Ansatz des Vatikans gegenüber China konzentriert.

In einem am 18. Oktober veröffentlichten Blogbeitrag rief Zen, der 92-jährige emeritierte Bischof von Hongkong, dringend zum Gebet auf, während die Synode in ihre dritte Woche geht.

„Wir müssen für ein erfolgreiches (anständiges) Ende dieser Synode beten“, schrieb Zen und nannte drei grundlegende Anliegen.

Der Kardinal stellte die Legitimität der Versammlung als Bischofssynode in Frage, da auch nicht-bischöfliche Mitglieder stimmberechtigt sind.

„Wenn die ‚Nicht-Bischöfe‘ gemeinsam [mit den Bischöfen] abstimmen, handelt es sich nicht mehr um eine Bischofssynode“, argumentierte Zen.

Zur umstrittenen Erklärung Fiducia Supplicans und zu LGBT-Fragen schrieb Zen: „Ich denke, endlose Debatten sollten zumindest in der Frage der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare vermieden werden.“ Er forderte die Synodendelegierten auf: „Wenn diese Frage auf der Synode nicht gelöst wird, wird die Zukunft der Kirche sehr unklar sein, weil einige Geistliche und Freunde des Papstes darauf bestehen, die kirchliche Tradition in dieser Hinsicht zu ändern.“

Der emeritierte Bischof von Hongkong warnte auch davor, einzelnen Bischofskonferenzen eine unabhängige Autorität in Lehrfragen einzuräumen. „Wenn sich diese Idee durchsetzt, werden wir nicht mehr die katholische Kirche sein“, warnte Zen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Kardinal Bedenken hinsichtlich der Synode äußert.

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In einer am 15. Februar veröffentlichten Kritik argumentierte er, die Synode präsentiere „zwei gegensätzliche Visionen“ vom Wesen und der Organisation der Kirche.

Unterdessen hat Weigel, der Biograf von Papst Johannes Paul II. und Autor zahlreicher Bücher, am 17. Oktober einen Meinungsartikel im der Zeitung The Wall Street Journal verfasst, in dem er die Anwesenheit zweier chinesischer Bischöfe auf der Synode kritisiert.

Weigel argumentierte, dass Bischof Vincent Zhan Silu von Funing/Mindong und Bischof Joseph Yang Yongqiang von Hangzhou „darauf aus sind, die katholische Kirche zu ‚sinisieren‘“.

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Er wies auch darauf hin, dass Zhan Silu zuvor exkommuniziert worden war, weil er seine Weihe ohne päpstliche Zustimmung empfangen hatte. Weigel merkte an, dass Yang Yongqiang der Vizepräsident der Chinesischen Katholisch-Patriotischen Vereinigung ist, die er als „ein Werkzeug der Abteilung für Einheitsfrontarbeit des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei“ bezeichnete.

Umstrittenes Abkommen soll erneuert werden

Die Synode findet vor dem Hintergrund der anhaltenden Debatte über die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Peking statt, insbesondere über das chinesisch-vatikanische Abkommen zur Ernennung von Bischöfen.

Das vorläufige Abkommen wurde erstmals 2018 unterzeichnet und in den Jahren 2020 und 2022 erneuert. Eine weitere Erneuerung wäre wohl noch im Oktober 2024 fällig. Bislang hat der Vatikan noch nicht bekannt gegeben, ob das Abkommen verlängert wurde, obwohl Beobachter allgemein davon ausgehen, dass es erneuert wird.

Während Kritiker ernsthafte Bedenken über den diplomatischen Ansatz des Vatikans gegenüber Peking und die chinesische Politik der Sinisierung geäußert haben, hat der Heilige Stuhl öffentlich die diplomatische Strategie der Unterstützung Pekings bekräftigt.

Kardinal Pietro Parolin hat die Kampagne des chinesischen Präsidenten Xi Jinping zur „Sinisierung“ von Religion und Kultur im Land gelobt und gesagt, sie beziehe sich auf das katholische Konzept der Inkulturation „ohne Verwirrung und ohne Widerspruch“.

Weigel wies diese Interpretation in einem Kommentar für die Zeitung National Catholic Register entschieden zurück.

In jüngerer Zeit schrieb Andrea Tornielli, der Redaktionsleiter von Vatican News, am 17. Oktober, dass die chinesischen Bischöfe auf der Synode ihre Gemeinschaft mit der Weltkirche betonten.

Tornielli zitierte Yang mit den Worten: „Die Kirche in China ist die gleiche wie die katholische Kirche in anderen Ländern der Welt: Wir gehören demselben Glauben an, teilen dieselbe Taufe und sind alle der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche treu.“

Der Direktor von Vatican News berichtete auch, dass Yang erklärte: „Wir folgen dem evangelischen Geist des ‚allen Menschen alles werden‘. Wir passen uns effektiv an die Gesellschaft an, dienen ihr, halten uns an die Richtung der Sinisierung des Katholizismus und verkünden die frohe Botschaft.“

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.