Redaktion - Donnerstag, 28. November 2024, 14:15 Uhr.
Der ehemalige Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, hat mit Blick auf den Druck, Kirchen wegen sinkender Zahlen an Messbesuchern zu schließen, für den Erhalt der Gotteshäuser plädiert – für Gottesdienste und „andere vereinbare Zwecke“.
Man könne Kirchen „sehr wohl weiterhin für Gottesdienste nutzen – auch von den Kirchengemeinden – und zugleich für andere vereinbare Zwecke“, sagte Schick am Mittwoch gegenüber dem Kölner Domradio. „Das gab es früher auch schon, dass es zum Beispiel in einer Kirche ein Café gab, was die Gemeinschaften fördert; Kirche soll Gemeinschaft stiften. Auch medizinische Praxen können in eine Kirche eingebaut werden oder verschiedene Beratungsmöglichkeiten angeboten werden. All das hat etwas mit dem Christentum und Christsein, mit Kirche zu tun.“
„Es gibt natürlich Grenzen“, stellte der Erzbischof klar. „In einer Kirche kann es keinen Sexshop geben, sage ich jetzt mal sehr deutlich und es kann nichts hinein, was mit dem Sinn des Gebäudes unvereinbar ist.“
„Aber es ist vieles vereinbar und da muss man mehr Fantasie entwickeln“, führte er aus. „Medizin, psychotherapeutische Praxen, Gemeinschaftspflege, Musik, Theater, all das ist vereinbar. Auch die Gesellschaft insgesamt, die die Kulturgüter erhalten muss, sollte sich für die Erhaltung der Kirchen einsetzen.“
„Wir diskutieren oft zu sehr das ‚Entweder Oder‘“, so Schick. „Wir müssten vielmehr das ‚Sowohl als auch‘ bedenken. Ich habe schon viele gute Beispiele erlebt, die sich fortsetzen ließen. Also, nicht diese Radikalität von oben her: kein Geld mehr, also abreißen oder verkaufen. Abreißen geht ja sehr oft gar nicht, weil viele Kirchen unter Denkmalschutz stehen. Also mehr Fantasie und mehr Ortsbezogenheit ist gefragt.“
„In jeder Kirche, soweit sie Kirche bleibt, sollte auch bei unterschiedlicher Nutzung, jeden Sonntag ein Gottesdienst gefeiert werden“, forderte Schick trotz allem. „Die Hochform ist die Eucharistie. Wenn die nicht möglich ist, dann kann es eine Wort-Gottes-Feier oder eine Andacht, eine Vesper, Laudes, kirchenmusikalische oder literarische Meditation etc. geben. Wir haben viele Möglichkeiten und die sollten genutzt werden. Gottesdienste sind lebenswichtig.“
Gleichzeitig müsse sich „in unserer Liturgie einiges tun: Was die Leseordnung, die Gebete, auch Lieder angeht, ist oft weniger mehr. Die Predigten und Ansprachen müssen sich aufs Wesentliche konzentrieren, mehrfaches, langes und weitschweifiges Reden und Predigen der Vorsteher oder anderer muss vermieden werden. Auch die Sprache in den liturgischen Texten muss überdacht werden. Dann werden die Gottesdienste auch wieder zu Gott führen, bei dem Leben und Freude in Fülle ist; das ist Sinn und Zweck der Gottesdienste.“