Vatikanstadt - Donnerstag, 19. Dezember 2024, 15:30 Uhr.
Papst Franziskus hat die 16 während der Schreckensherrschaft der Französischen Revolution hingerichteten Karmelitinnen von Compiègne durch ein selten angewandtes Verfahren per Dekret heiliggesprochen.
Mutter Teresa von Sankt Augustin und ihre 15 Gefährtinnen, die in Paris durch die Guillotine hingerichtet wurden, während sie Lobeshymnen sangen, können ab sofort weltweit als Heilige in der katholischen Kirche verehrt werden.
Mit der am Mittwoch vom Vatikan bekannt gegebenen Heiligsprechung wird die seit langem bestehende Verehrung der Karmeliter-Märtyrer anerkannt, die am 17. Juli 1794 mit unerschütterlichem Glauben in den Tod gingen.
Ihr letzter Akt des Mutes und des Glaubens inspirierte Francis Poulenc zu seiner bekannten Oper „Dialogues des Carmélites“ von 1957, die auf dem gleichnamigen Buch von Georges Bernanos bzw. auf der Novelle „Die Letzte am Schafott“ von Gertrud von Le Fort basiert.
Die Heiligsprechung per Dekret vermeidet das formale Verfahren der Heiligsprechung sowie die Zeremonie, da sie durch die Veröffentlichung einer päpstlichen Bulle erfolgt.
Langjährige Verehrung des Heiligen und nachgewiesene heldenhafte Tugenden sind nach wie vor erforderlich, und obwohl kein modernes Wunder verlangt wird, werden nach einer Untersuchung durch die historische Abteilung des vatikanischen Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse auch bekannte Wunder berücksichtigt, die vor oder nach dem Tod des jeweiligen Heiligen stattgefunden haben.
Obwohl das Verfahren der Heiligsprechung per Dekret selten ist, hat Papst Franziskus andere Personen auf diese Weise zu Heiligen erklärt, darunter den heiligen Petrus Faber und die heilige Margarete von Città di Castello, wie es auch Papst Benedikt XVI. für die heilige Hildegard von Bingen und Pius XI. für den heiligen Albert den Großen getan hat.
Wer waren die Märtyrer von Compiègne?
Die Märtyrer, zu denen 11 Ordensschwestern, drei Laienschwestern und zwei Externe gehörten, wurden in einer Zeit heftiger antikatholischer Verfolgung verhaftet. Die Zivilverfassung des Klerus der Französischen Revolution hatte das religiöse Leben verboten, und die Karmelitinnen von Compiègne wurden 1792 aus ihrem Kloster vertrieben.
Obwohl sie gezwungen waren, sich zu verstecken, hielten die Schwestern im Geheimen an ihrem gemeinschaftlichen Leben des Gebets und der Buße fest.
Auf Anregung der Priorin des Klosters, Mutter Teresa von St. Augustin, legten die Schwestern ein zusätzliches Gelübde ab: Sie wollten ihr Leben für ein Ende der Französischen Revolution und für die katholische Kirche in Frankreich opfern.
Am Tag ihrer Hinrichtung wurden die Schwestern in offenen Karren durch die Straßen von Paris transportiert und mussten sich von der versammelten Menge beschimpfen lassen. Unbeirrt sangen sie das Miserere, das Salve Regina und das Veni Creator Spiritus, während sie sich dem Schafott näherten.
Vor ihrem Tod knieten alle Schwestern vor ihrer Priorin nieder, die ihnen die Erlaubnis zum Sterben gab. Die Priorin war die letzte, die hingerichtet wurde, und ihr Gesang dauerte an, bis das Fallbeil sie umbrachte.
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Wenige Tage später wurde Maximilien Robespierre selbst hingerichtet, was das Ende der blutigen Schreckensherrschaft bedeutete.
Die Leichen der 16 Märtyrer wurden in einem Massengrab auf dem Picpus-Friedhof beigesetzt, wo ein Grabstein an ihr Martyrium erinnert. Die Geschichte der Märtyrer, die 1906 von Papst Pius X. seliggesprochen wurden, hat seitdem Bücher, Filme und Opern inspiriert.
Das Fest der Märtyrer von Compiègne wird weiterhin am 17. Juli begangen, um an das Datum ihres Martyriums zu erinnern.
Weitere Heiligsprechungsverfahren
Neben der Heiligsprechung per Dekret der Karmelitinnen von Compiègne trieb Papst Franziskus auch andere Verfahren voran, darunter die Seligsprechungen von zwei Märtyrern des 20. Jahrhunderts: Erzbischof Eduardo Profittlich SJ, der unter kommunistischer Verfolgung starb, und Pater Elia Comini SDB, der ein Opfer des Nazifaschismus wurde
Profittlich, ein deutscher Jesuit und Erzbischof, starb 1942 in einem sowjetischen Gefängnis, nachdem er gefoltert worden war, weil er sich geweigert hatte, seine Herde im sowjetisch besetzten Estland zu verlassen.
Der Salesianerpater Comini wurde 1944 von den Nationalsozialisten hingerichtet, weil er während der Massaker in Norditalien Dorfbewohnern geholfen und geistlichen Beistand geleistet hatte.
Papst Franziskus würdigte auch die heroischen Tugenden von drei Dienern Gottes: Der ungarische Erzbischof Áron Márton (1896–1980), der italienische Pater Giuseppe Maria Leone CSsR (1829–1902) und der französische Laie Pietro Goursat (1914–1991), der die Gemeinschaft Emmanuel gegründet hat.
Márton, der sich sowohl gegen die nationalsozialistische als auch gegen die kommunistische Unterdrückung in Rumänien einsetzte, verteidigte die Religionsfreiheit und unterstützte die Verfolgten, bevor er 1951 von den Kommunisten zu lebenslanger Haft und Zwangsarbeit verurteilt wurde. Er wurde später freigelassen und starb 1980 an Krebs.
Leone, ein italienischer Redemptorist, widmete sein Leben der Predigt, der geistlichen Begleitung und der Hilfe für Gemeinden, die von Epidemien heimgesucht wurden. Er war als Beichtvater und geistlicher Lehrer bekannt und trug dazu bei, das Ordensleben zu erneuern und die Laien im Italien nach der Wiedervereinigung zu inspirieren.
Der französische Laie Pietro Goursat gründete die Gemeinschaft Emmanuel, eine Bewegung zur Förderung des Gebets und der Evangelisierung, insbesondere unter marginalisierten Jugendlichen. Trotz persönlicher Schwierigkeiten verwandelte er die Wallfahrtskirche des Heiligsten Herzens in Paray-le-Monial in ein geistliches Zentrum und verbrachte seine letzten Jahre in stiller Andacht.