Rom - Sonntag, 30. April 2017, 3:43 Uhr.
Das Treffen mit Präsident Al Sisi, die Wahl in Frankreich, das Verhältnis mit den Orthodoxen Geschwistern, die Lage in Nordkorea - und der umstrittene Vergleich von Flüchtlingsunterkünften mit Konzentrationslagern: Auf seinem Rückflug aus Ägypten hat Papst Franziskus Fragen der mitreisenden Journalisten zu diesen und weiteren Themen beantwortet.
CNA übersetzt die gesamte Pressekonferenz in deutscher Sprache im vollen Wortlaut.
Greg Burke, Leiter des Presse-Amtes des Heiligen Stuhls: Hier an Bord sind manche Journalisten zum ersten Mal dabei, und andere, die fast hundert Reisen hinter sich haben, oder sogar mehr als ein hundert, glaube ich. Ich weiß nicht, ob Sie [zum Papst gewandt] wissen, wie viele Auslandsreisen Sie gemacht haben.
Papst Franziskus: 18.
Greg Burke: Ah, 18. Nun gut! Dann sind es bald 19, und so haben Sie auch schon eine ziemliche Zahl an Papstreisen zusammen. Vielen Dank für diese Möglichkeit, die immer eine wichtige Gelegenheit für uns ist. Wir fangen mit der Italienischen Gruppe an, wenn Sie nicht noch zuerst etwas sagen möchten?
Papst Franziskus: Ja, Grüß Gott. Ich danke Ihenn für die Arbeit, denn es sind 27 Stunden vergangen, ich denke, eine Menge Arbeit [war das]. Danke Ihnen sehr für alles, dass Sie getan haben. Ich stehe Ihnen zu Diensten.
Paolo Rodari ("La Repubblica"): Ich würde Sie gerne über den Zweck Ihres Treffens mit dem [ägypischen] Präsidenten Al Sisi fragen. Worüber haben Sie gesprochen? Haben Sie das Thema Menschenrechte angesprochen? Und, konkreter, haben Sie über den Fall von Giulio Regeni gesprochen?
[Anm.d.R. Regeni war ein 28 Jahre alter Doktorand, der im Januar 2016 in Kairo gefoltert und ermordet wurde, und zu dem auch der ägyptischen Regierung Vorwürfe erhoben wurden, nicht genug zur Aufklärung getan zu haben]
Papst Franziskus: Dazu werde ich erst allgemein antworten und dann mich zum individuellen Fall äußern. Grundsätzlich, wenn ich mit einem Staatsoberhaupt ein privates Gespräch führe, dann bleibt dies privat, es sei denn, man kommt darin überein, einen bestimmten Punkt öffentlich zu machen. Ich habe dort vier private Gespräche geführt: Mit dem Groß-Imam der Azhar, mit Al Sisi, mit Patriarch Tawadros und mit Patriarch Ibrahim. Ich denke, die sollten [alle] privat bleiben. Aus Respekt sollten sie das bleiben.
Was Regeni betrifft, bin ich besorgt. Die Eltern haben sich auch an mich gewandt. Der Heilige Stuhl ist hier aktiv geworden. ich werde nicht sagen wie oder wo, aber der Heilige Stuhl ist beteiligt.
Darío Menor (Correo español): Gestern sagten Sie, dass Friede, Wohlstand und Entwicklung jedes Opfer verdienen, und betonten dann die Achtung der unveräußerbaren Menschenrechte. Bedeutet das Unterstützung für die Regierung Ägyptens, eine Anerkennung seiner Rolle im Nahen Osten, zum Beispiel in der Verteidigung von Christen, trotz des Mangels an demokratischen Garantien der Regierung?
Papst Franziskus: Nein. Sie sollten buchstäblich als Werte für sich interpretiert werden. Ich sagte, dass die Verteidigung des Friedens, Verteidigung der Eintracht von Völkern, Verteidigung der Gleichberechtigung von Staatsbürgern, welcher Religion sie auch sind, Werte darstellen. Ich sprach über Werte. Wenn ein Herrscher das eine verteidigt oder das andere, dann ist das ein anderes Problem. Ich habe 18 Reisen unternommen. Bei jedem dieser Länder habe ich gehört: "Der Papst unterstützt diese Regierung", weil eine Regierung immer ihre Schwächen hat, oder deren politische Gegner das eine oder andere sagen. Ich mische mich nicht ein. Ich spreche über Werte, und das ein jeder sieht und slebst entscheidet, ob diese Regierung, dieser Staat diese Werte weiterführt.
Darío Menor: Hätten Sie gerne die Pyramiden besucht?
Papst Franziskus: Aber wissen Sie, dass heute um 6 Uhr meine beiden Assistenten die Pyramiden besucht haben?
Darío Menor: Das wären Sie gerne mitgegangen?
Papst Franziskus: Ja.
Greg Burke: Wenn wir mit dem Thema der Reise nun weitermachen könnten...Wer macht es? Virginie Viva von der französischen Gruppe "Europe One".
Virginie Viva (Europe One): Heiliger Vater, eine Frage weg von der Reise nach Frankreich, wenn Sie erlauben. Sie haben in der Azhar-Universität über demagogischen Populismus gesprochen. Französische Katholiken sind derzeit versucht und verwirrt, haben die Wahl zwischen einer populistischen Option und einer extremen. Welche Elemente des Geistes der Unterscheidung könnten Sie den katholischen Wählern geben?
Papst Franziskus: Nun gut. Es gibt eine Dimension von "Populismus" - in Anführungsstrichen, denn wissen Sie, dieses Wort musste ich in Europa wieder lernen, denn in Lateinamerika hat es eine andere Bedeutung. Es ist das Problem Europas und der Europäischen Union. Was ich über Europa gesagt habe, wiederhole ich hier nicht, aber ich habe es, glaube ich, vier mal gesagt: zweimal in Straßburg, einmal beim Karlspreis und zum Gedenken des 60. Jubiläums der Römischen Verträge, anhand derer die Europäische Union geschaffen wurde. Das ist alles, was ich über Europa gesagt habe.
Darüber müssen wir nachdenken. Europa, vom Atlantik zum Ural-Gebirge...da ist ein Problem, das Europa Angst macht: Das Problem der Einwanderung. Das ist wahr. Aber lassen Sie uns nicht vergessen, dass Europa von Einwanderern gemacht wurde. Jahrhunderte und Jahrhunderte von Einwanderern...das sind Wir. Aber es ist ein Problem, das gut untersucht werden muss, und bei dem unterschiedliche Meinungen respektiert werden, aber den ehrlichen Meinungen in einer politischen Debatte -- großer, großer Politik, nicht mit der kleinen Politik eines Landes, das letzten Endes versagt.
Was Frankreich betrifft, verstehe ich ehrlich gesagt nicht die französische Innenpolitik. Ich verstehe die nicht. Ich habe mich um gute Beziehungen bemüht, auch mit dem derzeitigen Präsidenten, mit dem es einmal einen Konflikt gab, aber da konnte ich Klartext sprechen. Die Meinung wurde respektiert.
Was die politischen Kandidaten betrifft, kenne ich deren Geschichte nicht, ich weiß nicht, woher sie kommen - gut, ich weiß, dass einer davon die starke Rechte vertritt, aber der andere weiß ich wirklich nicht, woher er kommt - so kan ich keine klare Meinung zu Frankreich abgeben.
Aber im Gespräch mit Katholiken sagte mir einer, hier, bei einem der Treffen, während einer Begrüßung, zu mir: 'Aber warum denken Sie nicht an die große Politik?' Was damit gemeint war? Nun, er sagte es zu mir, als würde er mich um Hilfe bitten...eh, eine Partei für Katholiken zu machen. Das ist ein guter Mann, aber er lebt im vergangenen Jahrhundert. Dafür haben die Populismen Beziehungen mit Migranten, aber dies ist jetzt nicht von der Reise. Wenn ich später mehr Zeit habe, werde ich noch etwas dazu sagen.
Vera Shcherbakova (ITAR-TASS): Heiliger Vater, danke Ihnen erst einmal für ihren Segen...Sie haben mich gesegnet. Ich kniete vor einigen Minuten nieder. Ich bin Orthodox, und ich sehe keinen Widerspruch mit meiner Taufe, jedenfalls betrachte ich es als große Freude.
Ich wollte Sie fragen: Was sind die Perspektiven für Beziehungen mit den Orthodoxen, offensichtlich den Russisch-Orthodoxen, aber gestern, in der gemeinsamen Erklärungen mit dem Koptischen Patriarchen, ging es um das gemeinsame Osterdatum und die gegenseitige Anerkennung der Taufe...an welchem Punkt stehen wir da? Wie bewerten Sie die Beziehungen zwischen dem Vatikan und Russland als Staat, auch mit Blick auf die Verteidigung der Werte von Christen im Nahen Osten und vor allem in Syrien? Dankeschön.
Papst Franziskus: Christos Anesti! ("Der Herr ist wahrhaft auferstanden!") Mit den Orthodoxen habe ich schon immer eine große Freundschaft, schon seit Buenos Aires, nicht wahr? Beispielsweise ging ich an jedem 6. Januar zur Vesper, den kompletten Lesungen, bei Ihrer Kathedrale von Patriarch Plato, der Erzbischof in der Gegen der Ukraine ist, nicht wahr? Und er ...es waren 2 Stunden und 40 [Minuten] gebet in einer Sprache die ich nicht verstand, aber man konnte gut beten, und dann gabe es Abendessen mit der Gemeinde.
Dreihundert Leute, ein Weihnachtsessen, das kein Weihnachtsessen war. Sie konnten immer noch nicht Fleisch oder Milchprodukte essen, aber es war ein schönes Abendessen und dann, Bingo, Lotterie,...Freundschaft...auch mit den anderen Orthodoxen. Manchmal brauchten die juristische Hilfe. Sie kamen zur katholischen Kurie, denn sie sind gleine Gemeinden und sie gingen zu den Anwälten. Die gingen ein und aus. Ich hatte immer geschwisterliche, brüderliche Beziehungen. Wir sind verschwisterte Kirchen!
Mit Tawadros verbindet mich eine besondere Freundschaft. Für mich ist er ein großer Mann Gottes! Und Tawadros ist ein Patriarch, ein Papst der die Kirche weiterbringt, vorneweg den Namen Jesu.
Er hat großen Apostolischen Eifer... er ist einer der - verzeiehen Sie mir die Wortwahl, die ich in Anführungszeichen setze - der "fanatischsten", wenn es darum geht, ein festes Datum für Ostern zu finden. Ich bin es auch. Wir suchen einen Weg.
Doch er sagt: "Lass uns streiten!" Er ist ein Mann Gottes. Er ist ein Mann, der, als er Bischof war, weit weg von Ägypten, zu den Armen ging, um sie mit Lebensmittel zu versorgen. Ein Mann, der in eine Diözese mit fünf Kirchen geschickt wurde, und als er wieder ging, waren es 25 Kirchen und ich weiß nicht wie viele christliche Familien voller apostolischen Eifers.
Dann wissen Sie, wie unter diesen ausgewählt wird...., sie suchen drei aus, und dann kommen die Namen in eine Tasche. Ein Kind wird gerufen, dessen Augen verbunden sind, und dieses wählt einen der Namen aus. Der Herr ist dort, und Er ist offensichtlich ein großer Patriarch. Die Einheit der Taufe schreitet voran. Die Schuld der Taufe etwas historisches. In den ersten Konzilen war es noch die gleiche. [Anm.d.R.: Papst Franziskus meint hier offenbar den historischen 'Bruch' in der gegenseitigen Anerkennung der Beichte zwischen der Koptisch-Orthodoxen und der Katholischen Kirche.]
Als dann die koptischen Kinder in den Schreinen getauft wurden, und zu uns kamen, weil sie einen katholischen Gatten heirateten, wenn sie heiraten wolten, baten Sie um den Glauben... aber den hatten sie nicht und sie baten um die bedingte Taufe. Es fing mit uns an, nicht mit ihnen...aber nun ist die Tür geöffnet und wir sind auf einem guten Weg, die Hürde zu nehmen, diese Tür....Darüber spricht der vorletzte Abschnitt der gemeinsamen Erklärung.
Die Russisch-Orthodoxen erkennen unsere Taufe an und wir die ihre. Ich war eng befreundet, als Bischof von Buenos Aires, mit den Russen, auch etwa mit den Georgiern...aber der Patriarch der Georgier ist ein Mann Gottes, Ilia II. Er ist ein Mystiker!
Wir Katholiken müssen auch von dieser mystischen Tradition der Orthodoxen Kirchen lernen.
Auf dieser Reise [nach Ägypten] hatten wir eine Ökumenische Begegnung. Patriarch Bartholomäus war auch da. Der Griechisch-Orthodoxe Erzbischof war da, und dann waren da noch weitere Christen - Anglikaner, und auch der Sekretär der Union der Kirchen in Genf [Anm.d.R. gemeint ist der auch als Weltkirchenrat bekannte Ökumenische Rat der Kirchen, und dessen Generalsekretär, Olav Fykse Tveit]. Die Ökumene ist auf dem Weg, in den Werken der Nächstenliebe, durch die Werke der Hilfe, dass man Dinge gemeinsam tut wenn sie gemeinsam getan werden können. Es gibt keine statische Ökumene! Es ist richtig, Theologen sollten studieren, und sich einigen, aber das kann nicht gut ausgehen wenn man sich nicht auf den Weg macht.
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Was können wir nun tun? Wir tun Dinge, die wir gemeinsam tun können: Gemeinsam beten, gemeinsam arbeiten, gemeinsam Werke der Nächstenliebe ausüben...aber gemeinsam. Und voranschreiten. Die Beziehungen mit Patriarch Kyrill sind gut, sie sind auch gut mit Metropolit Hilarion, der mehrfach zu mir zu Gesprächen gekommen ist, und mit dem ich eine gute Beziehung habe.
Greg Burke: Sie fragten bezüglich des Staats...
Papst Franziskus: Ah, mit dem Staat! Ich weiß, der Staat spricht darüber, über die Verteidigung der Christen im Nahen Osten. Das weiß ich und ich denke, es gut, die Verfolgung zu bekämpfen und dagegen aufzusprechen. Heute haben wir mehr Märtyrer als in den ersten Jahrhunderten, besonders im Nahen Osten.
Greg Burke: Phil Pulella...diese Frage richtet sich an diese Reise, und dann werde wir sehen, wo sie endet.
Phil Pulella (Reuters): Wenn möglich würde ich gerne über etwas anderes reden, aber ich fange mit der Reise an. Sie haben gstern in ihrer ersten Rede vor einseitigem Handeln gewarnt, und dass ein jeder Friedensstifter sein muss. Nun haben Sie sehr deutlich über den "Dritten Weltkrieg in Etappen" gesprochen, aber wie es scheint, ist diese Angst und Unsicherheit darauf konzentriert, was in Nordkorea geschieht...
Papst Franziskus: Genau, das ist der Brennpunkt!
Pulella: Genau, das ist der Fokus. Präsident Trump schickte Kriegsschiffe an die Küste Nordkoreas, der Führer von Nordkorea drohte, Südkorea, Japan und sogar die USA zu bombardieren, wenn es ihnen gelinge, Langstreckenraketen zu bauen. Es herrscht Angst und Menschen reden über die Möglichkeit eines Atomkriegs, als wenn dabei nichts wäre. Wenn Sie Präsident Trump treffen, aber auch andere Personen, was sagen Sie diesen Entscheidern, die verantwortlich sind für die Zukunft der Menschheit? Wir befinden uns in einem sehr kritischen Moment...
Papst Franziskus: Ich würde sie anrufen, ich rufe sie an und ich werde sie anrufen, wie ich die Verantwortlichen in veschiedenen Positionen aufgerufen habe, auf dem Weg der Diplomatie daran zu arbeiten, die Probleme zu lösen, und da gibt es Vermittler, viele von ihnen, auf der Welt.
Da gibt es Vermittler, die anbieten...beispielsweise gibt es Länder wie Norwegen, niemand kann Norwegen vorwerfen, ein diktatorisches Land zu sein, und es ist immer hilfsbereit, um einmal ein Beispiel zu nennen; aber es gibt viele.
Der Weg ist der Weg der Verhandlung, der Weg diplomatischer Lösungen. Der Weltkrief in Etappen, über den ich seit mehr oder weniger zwei Jahren spreche, ist in Stücken, aber diese Stücke sind größer geworden, sie sind konzentriert, sie sind auf Brennpunkte fokussiert und schon heiß.
Die Sachen sind schon heißgelaufen, wie die Frage der Langstreckenraketen in Nordkorea, die seit über einem Jahr existiert; nun scheint es, dass dieser Brennpunkt zu heiß gelaufen ist.
Ich sage immer, dass Probleme auf dem Weg der Diplomatie gelöst werden sollen, der Verhandlung, denn die Zukunft der Menschheit...heute zerstört ein weitverbreiteter Krieg, ich würde nicht sagen die Hälfte der Menschheit, aber einen guten Teil der Menschhei und der Kultur, einfach alles. Es wäre furchtbar. Ich glaube, die Menschheit heute würde es nicht ertragen.
Lassen Sie uns hoffen, dass diese Länder, die einen internen Krieg erleiden, innerhalb ihrer eigenen Grenzen, wo die Feuer des Kriegs brennen, im Nahen Osten etwa, aber auch in Afrika oder im Jemen. Lasst ihn uns stoppen! Lasst uns nach einer diplomatischen Lösung suchen! Und dabei glaube ich, das die Vereinten Nationen verpflichtet sind, Ihre Führung ein wenig zu tadeln, denn diese hat sich ein wenig verwässert.
Pulella: Wollen Sie Präsident Trump treffen, wenn er nach Europa kommt? Wurde ein solches Treffen angefragt?
Papst Franziskus: Der Kardinalstaatssekretär hat mich nicht darüber informiert, dass es eine Bitte dieser Art gebem aber ich empfange alle Staatsoberhäupter, die um eine Audienz bitten.
Greg Burke: Ich denke, es gibt keine weiteren Fragen über die Reise mehr. Wir können noch eine machen, dann können wir um 6:30 Uhr zu Abend essen...Hier istAntonio Pelay von Antena 3, wie Sie wissen.
Antonio Pelayo (Antena 3): Danke. Heiliger Vater, die Lage in Venezuala ist in letzter Zeit dramatisch schlimmer geworden, und es hat viele Tote gegeben. Ich möchte Sie Fragen ob der Heilige Stuhl beabsichtigt, sich einzuschalten, für den Frieden zu intervenieren, und wenn ja, in welcher Weise?
Papst Franziskus: Es hat eine Intervention des Heiligen Stuhls gegeben, auf die dringende Bitte der vier Präsidenten, die als Vermittler fungierten. Und die hat nichts gebracht. Und dabei blieb es.
Sie hat nichts gebracht, weil die Vorschläge nicht akzeptiert oder verwässert wurden. Es war ein 'Ja-Ja', aber 'Nein-Nein'.
Wir wissen alle um die schwierige Lage Venezuelas. Es ist ein Land, das ich wirklich liebe. Und ich weiß dass darauf bestanden wird, ich weiß nicht genau woher, ich glaube, von Seiten der vier [vermittelnden] Präsidenten, die Verhandlungen neu zu starten. Es wird schon ein Ort gesucht.
Ich denke, das sollte bereits mit klaren Bedingungen verknüpft sein, sehr klaren. Ein Teil der Opposition will das nicht. Den es ist kurios, die Opposition ist gespalten und andererseits scheint es, dass die Konflikte immer schlimmer werden.
Aber da ist etwas in Bewegung. Darüber wurde ich informiert, aber es ist noch sehr unsicher. Doch alles was für Venezuela getan werden kann, muss getan werden, mit den notwendigen Garantien, denn sonst spielen wir 'Tin Tin Pirulero' [Anm.d.R.: Der spanische Begriff beschreibt eine Situation, in der man eine Sache probiert, dann eine andere, dann noch eine weitere, ohne dass man weiß, was man eigentlich tut]. Das funktioniert nicht.
Greg Burke: Danke, Heiliger Vater. Und nun kommen wir zu...
Jörg Bremer (Frankfurter Allgemeine Zeitung): Sie haben vor einigen Tagen über das Thema der Flüchtlinge in Griechenland gesprochen, auf Lesbos, und verwendeten dabei das Wort "Konzentrationslager", weil dort zu viele Menschen waren. Für uns Deutsche war dies offensichtlich eine sehr, sehr ernste Wortwahl. Ein Wort, das dem Begriff "Vernichtungslager" sehr nahe kommt. Manche sagen, das sei ein sprachlicher Lapsus gewesen. Was wollten Sie damit sagen?
Papst Franziskus: Sie sollten alles lesen, das ich gesagt habe. Ich sagte, dass die großzügigsten in Europa Italien und Griechenland sind. Es ist wahr. Sie sind Libyen, Syrien am nächsten. An Deutschland habe ich immer seine Kapazität für Integration bewundert. Als ich dort studierte, waren viele Türken in Frankfurt integriert. Sie führten ein normales Leben.
Es war kein sprachlicher Lapsus: Es gibt Konzentrationslager, Pardon, Flüchtlingslager, die echte Konzentrationslager sind. Es gibt sie vielleicht in Italien, vielleicht andernorts..., in Deutschland nicht, klar..., aber man fragt sich doch, was Menschen machen, die auf einem Feld eingesperrt sind und dort nicht herauskönnen. Denken Sie daran, was in Nordeuropa passierte, als sie das Meer nach England überqueren wollten. Die waren eingesperrt.
Was mich zum lLachen brachte, und es ist ein wenig italienische Kultur, ist, was in einem Flüchtlingslager auf Sizilien geschah. Das hat mir ein Vertreter der Katholischen Aktion erzählt, einer der Gesandten der Diözese von Agrigento. Es gibt ein oder zwei [Lager] in der Gegend, ich weiß nicht in welcher Diözese. Der Bürgermeister der Stadt, in der sich das Lager befindet, sprach mit den Menschen im Flüchtlingslager und sagte: Ihr, hier, Ihr werdet Probleme mit der geistigen Gesundheit bekommen. Ihr müsst raus, aber bitte, tut keine bösen Sachen. Wir können nicht die Tür öffnen, aber hinten können wir in den Zaun ein Loch machen, da könnt Ihr raus, Ihr könnt einen schönen Spaziergang machen und, soweit wir von den Stadbewohnern hörten, die sagten gute Dinge, es gab keine Kriminalität, keine Kriminalität. Allein schon die Tatsache, eingesperrt zu sein, ohne etwas getan zu haben, ist ein "Lager".
Greg Burke: Vielen Dank, Heiliger Vater.
Papst Franziskus [an die Journalisten]: Danke Ihnen für Ihre Arbeit, die vielen Menschen hilft. Sie wissen nicht, wieviel Gutes sie mit Ihren Berichten, Artikeln, Ihren Gedanken tun können.
Wir müssen den Menschen helfen und auch der Kommunikation, damit die Kommunikation, also die Presse, zu guten Dingen führt, und uns nicht Verwirrungen stiftet die uns nicht weiterhelfen. Dank Ihnen vielmals! Und ein gutes Abendessen! Beten Sie für mich!
Edward Pentin, der den Papst im Flieger begleitete, sowie Andrea Gagliarducci, Alan Holdren, Elise Harris und Walter Sanchez Silva trugen zur Berichterstattung bei.
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