Leiter von Kölner Thomas-Institut: Thomas von Aquin zählt „zu den ganz großen Klassikern“

Thomas von Aquin
Carlo Crivelli / Yorck Project / Directmedia (CC0)

Der Leiter des Thomas-Instituts der Universität Köln, Andreas Speer, hat die Bedeutung des heiligen Thomas von Aquin hervorgehoben, der 1225, also vor 800 Jahren, geboren wurde. „Er zählt mit Sicherheit zu den ganz großen Klassikern der Philosophie und der Theologiegeschichte“, sagte Speer am Sonntag gegenüber dem Kölner Domradio.

Thomas von Aquin habe eine „große Wirkung“, „auch nach seinem Tod noch bis in die Gegenwart“. So habe „die Enzyklika Fides et Ratio (1998) von Johannes Paul II.“ den Heiligen „als den Kirchenlehrer“ vorgestellt, „den jeder unbedingt gelesen haben muss“.

„Thomas lebte und wirkte in einer sehr besonderen Zeit“, erläuterte Speer. „Das 13. Jahrhundert ist eine große Umbruchsituation: Es ist ein großer wissenschaftlicher Umbruch hin zu einem Wissenschaftsverständnis, bei dem Aristoteles Modell steht und wie es dann an den Universitäten stattfindet. Thomas trägt dazu bei, dass sich die Theologie an den Universitäten etabliert.“

Als Dominikaner habe Thomas „einem Reformorden der damaligen Zeit“ angehört. „Die Dominikaner rütteln das kirchliche Leben mächtig auf und tragen auch durch ihre Präsenz in den Städten sehr dazu bei, dass das intellektuelle Leben in eine ganz neue Dimension aufbricht.“

Gefragt, was man von Thomas von Aquin heute noch lernen könne, sagte Speer: „Wir sollten von Thomas vor allen Dingen lernen, was eine authentische, wahrheitsorientierte, wissenschaftliche Einstellung ist und auch leisten kann. Wir können von ihm lernen, was er als die Charakteristika des Menschen versteht: Dass der Mensch dadurch Gottes Ebenbild ist, weil er über Vernunft und freien Willen verfügt.“

„Daraus folgt für ihn Zutrauen zu diesen Fähigkeiten, so etwas wie Autonomie und eine emanzipierte Lebensführung“, so Speer. „Das heißt, wir sind verantwortlich und dürfen das auch sein. Und wir sollen auch anderen diese Verantwortung geben und ihnen mit demselben Zutrauen begegnen.“

Das 1950 gegründete Thomas-Institut der Universität Köln konzentriert sich auf die philosophische Mediävistik. Thomas von Aquin wird dort also tendenziell eher als Philosoph studiert, nicht als Theologe. Die Kirche hat beides, sowohl die Philosophie als auch die Theologie dieses Kirchenlehrers, rezipiert.

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist der Thomismus innerhalb der Kirche stark zurückgedrängt worden. Mancherorts, besonders auch in den USA, steht Thomas von Aquin jedoch weiterhin an zentraler Stelle des Philosophie- und Theologiestudiums.

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