Theologe Johannes Hartl: „Hoffnung in Politik immer nur zu einem gewissen Maße haben“

Johannes Hartl
Screenshot von YouTube

Der Theologe und Gründer des Gebetshauses Augsburg, Johannes Hartl, hat seine Äußerungen zur Bundestagswahl verteidigt, man solle niemanden verteufeln, nur weil er oder sie die falsche Partei wählt. Dies geht aus einem Interview mit EWTN Deutschland am Rande der ARC-Konferenz in London hervor.

 

Auf Instagram postete Hartl letzte Woche einen viralen Beitrag mit elf Kacheln zur bevorstehenden Bundestagswahl. Die erste der Kacheln lautete: „Wenn Du Menschen verteufelst, nur weil sie eine Partei wählen, die Du schlecht findest, trägst Du aktiv zur Spaltung der Gesellschaft bei.“ Einige Nutzer hätten dies so interpretiert, dass man die AfD nicht mehr kritisieren dürfe.

Hartl entgegnete, das habe er nicht gesagt: „Das zeigt, wie reflexhaft in uns schon drin ist, dass selbst ein Satz wie ‚Du sollst keinen Menschen verteufeln, egal was er wählt‘ bei uns schon ein Verdachtsmoment bedient. So sehr gewöhnt sind wir an das Verteufeln schon.“

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Man sollte „Hoffnung in Politik immer nur zu einem gewissen Maße haben“, betonte Hartl, weil alle Parteien „ihre Blindheiten“ hätten.

Derzeit nimmt Hartl an der ARC-Konferenz (Alliance for Responsible Citizenship) in London teil. Mehr als 4.000 Teilnehmer aus 96 Ländern, darunter Politiker, Unternehmer, Medien- und Kulturschaffende sowie Wissenschaftler sind beteiligt. Ziel der Veranstaltung ist es, die Bedeutung der westlichen Zivilisation für die Menschheit zu diskutieren und Perspektiven für die Erneuerung der westlichen Zivilisation zu entwickeln.

„Ich glaube, dass Kultur genuin kein politisches Konstrukt ist. Ich mag ganz gern diesen so oft zitierten Satz von Böckenförde, dass der politische Raum, der demokratische, der freiheitliche Staat von Vorbedingungen lebt, die er selber nicht schaffen kann“, erklärte Hartl weiter. Für ihn seien diese „Vorbedingungen“ beispielsweise „die Familie, die Kultur, die Religion“. Deswegen könne Politik uns „nicht retten“.

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Außerdem müsse die spirituelle Dimension des Abendlandes wiederentdeckt werden: „Wenn wir Dinge wie Demokratie, Menschenwürde, Freiheit, Verantwortung versuchen zu leben ohne das Wurzelfundament, wo diese Begriffe herkommen, dann gleichen wir einer Blume, die sich von ihren Wurzeln abgeschnitten hat – schon noch ein paar Tage lang schön hält, aber langfristig verwelken wird.“

Bisher werde so getan, als „wäre es selbstverständlich, dass unsere Kultur all das nicht braucht – also zum Beispiel religiöse Wurzeln“. Für Hartl ist das ein „groß angelegtes Experiment, dessen Ausgang durchaus noch ungewiss ist“.