Redaktion - Mittwoch, 12. März 2025, 12:00 Uhr.
Seit dem 5. März 2025 wird die alawitische Minderheit in Syrien von der dschihadistischen Miliz Hay’at Tahrir al-Sham (HTS) und verbündeten Gruppen brutal massakriert. Ein Hilferuf aus Tartus vom 8. März spricht von mehr als 4.000 ermordeten Zivilisten, wie die christliche Hilfsorganisation Christian International Solidarity (CSI) berichtete.
„Die Angreifer töten kaltblütig und ohne Unterschied Frauen, Kinder und alte Menschen. […] Die internationale Gemeinschaft muss handeln, bevor es zu spät ist!“, so der Hilferuf wörtlich.
Auslöser des Massakers waren Angriffe von Pro-Assad-Loyalisten auf verschiedene Ziele, darunter Krankenhäuser, am 6. März. Außerdem wurden Autos mit bestimmten Kennzeichen beschossen. Die Übergangsregierung unter Ahmad al-Sharaa reagierte mit einer Militäroffensive, die schnell in Vergeltungsschläge ausartete, wie The Christian Science Monitor berichtete.
„Nachdem Alawiten am Abend des 6. März in Tartus und Latakia gegen die seit dem Sturz des Assad-Regimes entstandene Bedrohung durch Entführungen und Tötungen sowie die Aussetzung von Gehalts- und Rentenzahlungen massiv protestierten, ging das Regime in Damaskus mit loyalen dschihadistischen Milizen wie im Blutrausch gegen die Alawiten vor“, erklärte Pfarrer Peter Fuchs, Geschäftsführer von CSI Deutschland, gegenüber CNA Deutsch.
Befeuert würden die Massaker durch „Rachegedanken und virulenten Hass gegen Alawiten“, so Fuchs weiter. Der Hass gehe von „salafistischen Predigern“ aus, die Alawiten als „ungläubiger als Juden und Christen“ bezeichneten.
Alawiten sind keine Christen, sondern eine religiöse Gemeinschaft mit synkretistischen Glaubenselementen, die sowohl schiitisch-islamische als auch vorislamische und christliche Einflüsse integriert. Jedoch gelten Alawiten bei den radikalen Sunniten „nicht als Muslime“, erklärte Fuchs.
Auch Christen sind von der aktuellen Gewaltwelle in Syrien betroffen, wenn auch nicht in erster Linie aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit. Nach Angaben des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, Johannes X., wurden bei Plünderungen und Massakern christliche Zivilisten getötet, darunter Frauen und Kinder. Ihre Häuser wurden zerstört und ihr Besitz geraubt, wie Vatican News berichtete.
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„Christen leben in großer Angst vor den neuen Herren in Damaskus und deren Milizen. Und doch nehmen sie verfolgte und obdachlose Alawiten in ihren Kirchen und Häusern auf“, sagte Fuchs. Er habe gehört, dass „die Christen Syrien schnellstmöglich verlassen wollen“.
Die Angriffe konzentrieren sich bislang auf die Küstenregionen Latakia und Tartus, dem traditionellen Siedlungsgebiet der Alawiten, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete. Lokale Quellen und internationale Beobachter sprechen von systematischen Massakern, ethnischen Säuberungen und gezielten Hinrichtungen, auch von Frauen, Kindern und alten Menschen.
„Dschihadisten treiben alawitische Männer unter vorgehaltenen Maschinengewehren auf allen vieren vor sich her und zwingen sie, wie Hunde zu bellen. Videos dokumentieren Massenerschießungen und kaltblütige Menschenjagden – Autos überfahren mutwillig alawitische Männer“, berichtete Fuchs weiter.
Die Organisation Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) berichtet von mindestens 1.000 Toten, darunter 745 Zivilisten, die bei Hinrichtungen getötet wurden. Ein Hilferuf aus Tartus spricht von mehr als 4.000 Opfern. Berichte dokumentieren zudem Hinrichtungen aufgrund der Religionszugehörigkeit, Plünderungen und die Zerstörung alawitischer Wohnviertel.
Als konkrete Hilfsmaßnahme habe CSI „gezielt“ westliche Diplomaten, Politiker und Journalisten kontaktiert, „um auf diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit hinzuweisen“. Fuchs zeigte sich „entsetzt“ über die „sehr einseitige Stellungnahme der EU am Samstag“, welche „Angriffe auf die dschihadistische HTS-Miliz verurteilte“.
Die Schuldigen „müssen zur Rechenschaft gezogen werden“, so Pfarrer Fuchs, und die Verbrechen durch die Vereinten Nationen (UN) aufgeklärt werden.