Kardinal Becciu zieht offiziell Teilnahme an Konklave zurück, beharrt aber auf Unschuld

Kardinal Angelo Becciu
Daniel Ibáñez / CNA Deutsch

Kardinal Giovanni Angelo Becciu hat seine Teilname am bevorstehenden Konklave offiziell zurückgezogen, beharrt aber weiter auf seiner Unschuld in den ihm vorgeworfenen Finanzdelikten. Gegen seine Verurteilung durch ein vatikanisches Gericht ist Becciu in Berufung gegangen, was aber noch nicht weiter verhandelt wurde.

„Da mir das Wohl der Kirche am Herzen liegt, der ich mit Treue und Liebe gedient habe und weiterhin dienen werde, und um zur Gemeinschaft und Gelassenheit des Konklaves beizutragen, habe ich beschlossen, wie ich es immer getan habe, dem Willen von Papst Franziskus zu folgen und nicht am Konklave teilzunehmen, wobei ich von meiner Unschuld überzeugt bin“, teilte Becciu am Dienstag mit.

Der Kardinal äußerte sich nicht weiter zu den Hintergründen seiner Entscheidung. Kurz nach dem Tod von Papst Franziskus hatte er noch angekündigt, am Konklave teilnehmen zu wollen.

Die Zeitung National Catholic Register, der Nachrichtenpartner von CNA Deutsch, schrieb am Montag, italienische Medien hätten „über die angebliche und unbestätigte Existenz von zwei Briefen von Papst Franziskus berichtet, dem ersten von nach seiner Verurteilung im Jahr 2023 und dem zweiten vom vergangenen Monat, in dem die Unwählbarkeit des Kardinals bei der Papstwahl bestätigt worden sei“.

Im National Catholic Register hieß es außerdem: „Im Jahr 2020 legte Kardinal Becciu seine Kardinalsprivilegien nach Anschuldigungen wegen Finanzdelikten nieder. Im Dezember 2023 wurde er wegen Veruntreuung, schweren Betrugs und Amtsmissbrauchs verurteilt und für immer von der Ausübung öffentlicher Ämter ausgeschlossen. Der Kardinal hat stets seine Unschuld beteuert und legt derzeit Berufung gegen die Verurteilung ein.“

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Konkret ging es um ein undurchsichtiges Immobiliengeschäft in London, in das der Vatikan investieren wollte, wobei aber massive Verluste eingefahren wurden. Becciu spielte dabei eine Schlüsselrolle.

Er 76-jährige Becciu stammt aus Sardinien und wurde 1972 zum Priester geweiht. Ab 1984 stand er im diplomatischen Dienst des Vatikans und wirkte in verschiedenen Nuntiaturen in aller Welt. Papst Johannes Paul II. ernannte Becciu 2001 zum Erzbischof und machte ihn zum Nuntius in in Angola sowie in São Tomé und Príncipe.

2009 versetzte Papst Benedikt XVI. ihn als Nuntius nach Kuba, dann 2011 als Substituten ins vatikanische Staatssekretariat. Papst Franziskus ernannte ihn 2018 zum Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, nachdem er sich zuvor auch um den Malteser-Orden gekümmert hatte, der damals eine Krise durchmachte. Im selben Jahr 2018 wurde Becciu Kardinal.

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Das Konklave, an dem Becciu nun nicht teilnehmen wird, beginnt am 7. Mai, einem Mittwoch, mit wohl 134 Kardinälen. Am ersten Tag findet ein Wahlgang statt, am zweiten dann vier Wahlgänge. Nach drei Tagen ohne Zwei-Drittel-Mehrheit für einen Kandidaten ist eine Unterbrechung von höchstens einem Tag vorgesehen, „um eine Pause für das Gebet, für ein zwangloses Gespräch unter den Wählern und für eine kurze geistliche Ansprache durch den ranghöchsten Kardinal aus der Ordnung der Diakone zu haben“, so die Apostolische Konstitution Universi Dominici gregis, die das Prozedere regelt. Das Konklave hat zuletzt nie so lange gedauert, dass eine solche Pause nötig gewesen wäre.