Redaktion - Donnerstag, 8. Mai 2025, 15:30 Uhr.
Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hat 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland am 8. Mai 1945 auf die Perspektive „der Dankbarkeit und der Verantwortung“ verwiesen.
„Wir leben 80 Jahre im Frieden in diesem Land und tragen Verantwortung dafür, dass das auch weiterhin mitten in Europa möglich ist“, sagte der Bischof von Limburg am Donnerstag dem Kölner Domradio. Anschließend stand er einem ökumenischen Gottesdienst in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin vor.
Angesprochen auf die Begriffe Demokratie und Menschenwürde sagte Bätzing: „Christinnen und Christen haben sich immer so verstanden, dass sie aus dem Glauben heraus, aus der tiefsten Wurzel des Evangeliums heraus, eine menschliche Gesellschaft mitgestalten wollen. Das müssen wir heute auch tun. Das ist unsere Aufgabe.“
„Wir sehen an den vielen Rändern, wie gefährdet dieser Frieden, dieser Zusammenhalt, diese Freiheit sind“, fuhr er fort. „Überall toben Kriege, denen Menschen ausgesetzt sind.“
Auch in Deutschland zeige sich „zunehmende Polarisierung, Extremismus findet Anhängerschaft. Wir müssen dafür sorgen, dass die Werte des Evangeliums, Menschlichkeit, Geschwisterlichkeit und die Sorge für Notleidende wieder einen großen Raum gewinnen und in unserem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat auch politisch umgesetzt werden.“
In seiner Predigt beim ökumenischen Gottesdienst am Donnerstag ging Bätzing auf die Bergpredigt ein und betonte: „Nicht Armut und Gewalt behalten das letzte Wort, so lautet diese Botschaft, nicht Unfrieden oder gar Krieg. Aus diesen Glückwünschen spricht ein unbändiges Gottvertrauen. Gott lässt die Bäume des Unrechts nicht bis in den Himmel wachsen, zu Hitlers Zeiten nicht und heute nicht. Gerechtigkeit und Erbarmen sind die Schlüsselworte dieser Zuversicht.“
„Mit der Bergpredigt sei kein Staat zu machen, sagen viele auch heute“, fuhr der Bischof fort. Das stimme zwar „im Sinne von konkreter Tagespolitik“, treffe aber nicht zu „im Sinne einer prinzipiellen Orientierung mit höchst praktischen Konsequenzen“.
„Gerechtigkeit und Erbarmen – diese Grundhaltungen gelingenden Zusammenlebens sind 80 Jahre danach dringlicher denn je“, zeigte sich Bätzing überzeugt, um dann die Frage zu stellen: „Wie können wir die Zeitenwende von damals dankbar erinnern, ohne die heutigen Herausforderungen anzuschauen und vor allem anzugehen?“
„Ja, selig sind die Sanftmütigen, die Friedensstifter“, schloss Bätzing seine Predigt. „Mit dieser Botschaft ist sehr wohl Staat zu machen und Gesellschaft zu gestalten. Dem verdanken wir all das Gute bisher, dem gilt es, Raum zu schaffen.“
Aussagen zur Zukunft der Kirche
Gegenüber dem Kölner Domradio ging Bätzing am Donnerstag auch kurz auf die Lage der Kirche ein, denn gegenwärtig wählen 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan den nächsten Papst.
„Natürlich wünsche ich mir, dass der Weg, den Papst Franziskus eingeschlagen hat, weitergegangen werden kann, Synodalität gestärkt wird“, sagte Bätzing. „Ich vertraue aber auf die Kraft des Heiligen Geistes, dass der Herr die Kirche demjenigen schenkt, der für diese Zeit wichtig ist und gute Entscheidungen trifft.“
Zum Thema Frauenordination führte er aus: „Ich weiß nicht, wer der neue Papst wird, aber die Frage, dass Frauen in der Kirche zu gleichen Rechten kommen, steht in unseren kulturellen Kontexten oben an. Sonst verlieren wir noch die Frauen, und die Frauen tragen die Kirche. Das wissen wir doch, auf allen ihren Ebenen, in allen Gliederungen. Es gibt auch theologisch wenig starke Argumente dafür, diesen Ausschluss weiterhin zu begründen.“
Papst Johannes Paul II. hatte 1994 in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis verbindlich klargestellt: „Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken, daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“
Die Glaubenskongregation unter Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., bekräftigte 1995: „Diese Lehre fordert eine endgültige Zustimmung, weil sie, auf dem geschriebenen Wort Gottes gegründet und in der Überlieferung der Kirche von Anfang an beständig bewahrt und angewandt, vom ordentlichen und universalen Lehramt unfehlbar vorgetragen worden ist.“