Redaktion - Montag, 12. Mai 2025, 15:30 Uhr.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat die „überragende Bedeutung“ von pflegenden Angehörigen gewürdigt, denn über 85 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland „werden von pflegenden Angehörigen – ganz überwiegend von Frauen – betreut“. Koch äußerte sich in seiner Funktion als Familienbischof der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) anlässlich des Internationalen Tags der Pflege, der seit einigen Jahrzehnten international begangen wird.
Für die pflegenden Angehörigen forderte der Erzbischof „Unterstützung und Ausgleich für ihre Mehrfachbelastung, professionelle Hilfesysteme, öffentliche Anerkennung und Absicherung“.
Koch verwies auf den Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD, die seit wenigen Tagen im Amt ist. Dort heißt es, eine Kommission solle beispielsweise „Möglichkeiten zur Stärkung der pflegenden Angehörigen“ prüfen. Als einen weiteren Punkt zur Prüfung sieht die Regierungskoalition die „Verortung versicherungsfremder Leistungen wie die Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige“.
Der Berliner Erzbischof forderte vor diesem Hintergrund: „In die Beratungen sollte die Expertise der Sozialverbände wie etwa des Deutschen Caritasverbandes einbezogen werden. Wichtig ist ferner, die pflegenden Angehörigen selbst als Expertinnen und Experten bei dem Austausch zu berücksichtigen.“
Gerade die Caritas spielt als größter privater Arbeitgeber in Deutschland eine wichtige Rolle in Diskussionen um das Thema Pflege. Die Caritas selbst meldet: „Rund 740.000 Menschen arbeiten beruflich in den rund 25.000 Einrichtungen und Diensten der Caritas bundesweit. Sie werden von mehreren hunderttausend Ehrenamtlichen und Freiwilligen unterstützt.“
Koch erinnerte, die Caritas habe bereits „empfohlen, dass der Ausbau von Strukturen, die pflegende Angehörige entlasten oder deren Einsatz ergänzen können, unbedingt Teil der Unterstützungsmaßnahmen sein muss. Dazu zählen etwa der Ausbau von Tages- und Kurzzeitpflegeplätzen sowie eine Weiterentwicklung der Vernetzung von ambulanter und stationärer Pflege. Daneben sollten faire Regeln für die Beschäftigung von Betreuungspersonal zu Hause (Live-Ins) zum Gesamtpaket gehören. Notwendig erscheint auch ein zügiger, flächendeckender Ausbau von Pflegestützpunkten, an die sich pflegende Angehörige wenden können.“
Für die DBK unterstrich er die Forderung, „die Freistellungsansprüche flexibler zu gestalten und den Kreis der Berechtigten zu erweitern. Zugehörige, etwa Nachbarinnen, Nachbarn, Freundinnen und Freunde, die sich um Pflegebedürftige kümmern, mit in den Blick zu nehmen, erkennt die Bereitschaft von Menschen an, sich um ihre Nächsten zu kümmern. Wir unterstützen auch Überlegungen, ein Pflegegeld einzuführen.“
„Am Thema Pflege lässt sich die Humanität unserer Gesellschaft ablesen“, so Koch. „Hier sehen wir die neue Bundesregierung, aber auch die Gesellschaft als Ganzes und uns als Kirche in der Pflicht.“