Kardinal Cupich: Papst Leo geht an Kirche „mit der gleichen Vision heran“ wie Franziskus

Kardinal Blase Cupich
screenshot / YouTube / CatholicChicago

Der US-amerikanische Kardinal Blase Cupich, aus dessen Erzdiözese Chicago Papst Leo XIV. ursprünglich kommt, hat seiner Überzeugung Ausdruck verliehen, der neue Pontifex gehe an die Kirche „mit der gleichen Vision heran“ wie Papst Franziskus.

In einem Interview mit dem Magazin „America“ der US-amerikanischen Jesuiten sprach Cupich am Sonntag über die Qualität des neuen Papstes: „Zunächst einmal ist er ein harter Arbeiter. Er ist mehrsprachig. Er versteht verschiedene Kulturen. Er hat auf drei verschiedenen Kontinenten gelebt. Er ist Seelsorger und hat eine sehr gute Verwaltungserfahrung, wie er sie als Generalprior der Augustiner hatte.“

„Aber es war auch sehr klar, dass wir jemanden wollten, der die Arbeit von Papst Franziskus fortsetzen würde“, ergänzte Cupich. „Es gab keinerlei Interesse daran, die Aufmerksamkeit davon abzulenken oder eine andere Richtung einzuschlagen. Es gab eine echte Vorliebe für Papst Franziskus, die die Leute in unsere Diskussionen einbrachten.“

Cupich gilt als führender Vertreter einer progressiven Strömung im US-amerikanischen Episkopat, die Papst Franziskus durch seine Kardinalserhebungen und eine Reihe von Bischofsernennungen unterstützte. So hat sich der Kardinal wohlwollend zu homosexuellen Verbindungen geäußert und als einziger Bischof im ganzen Land einer traditionsverbundenen Gemeinschaft – dem Institut Christus König und Hohepriester – die regelmäßige Feier der überlieferten Liturgie faktisch untersagt.

Mit Blick auf die instabilen vatikanischen Finanzen sagte Cupich am Sonntag, man dürfe die Katholiken in den USA „nicht wie eine Bankomatkarte“ behandeln: „Wer auch immer Papst sein wird, muss einen Aufruf an alle Katholiken in der ganzen Welt richten, sich an diesen Bemühungen zu beteiligen, unabhängig von ihrem Einkommensniveau. Ich denke, er ist dazu in der Lage.“

Der Vatikan steckt Medienberichten zufolge tief in roten Zahlen. Die Rede ist von einem strukturellen Defizit in Höhe von fast 100 Millionen Euro. Außerdem kommen auf den Vatikan Rentenzahlungen in Höhe von zwei Milliarden Euro zu, die bislang nicht gedeckt sind.

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Cupich forderte nun, es müsse „Transparenz und Rechenschaftspflicht“ geben, was „für alle Spender sehr wichtig sein“ werde. „Das war schon immer so.“

„Lassen Sie uns sicherstellen, dass die ganze Welt daran beteiligt ist“, so der Kardinal und Erzbischof von Chicago. „Amerika hat sicherlich eine Rolle zu spielen, eine wichtige Rolle, aber ich würde mir wünschen, dass die ganze Welt sich uns anschließt.“

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Für Papst Leo müsse jedenfalls „die laufende Reform der Kurie“ im Mittelpunkt stehen, „was die Finanzen einschließt, aber auch die ganze Angelegenheit des Personals, des Pensionsfonds, der Rentenkasse, und auch wie die verschiedenen Ämter besetzt sind – brauchen wir die Anzahl der Angestellten in den verschiedenen Ämtern? – und wie das Eigentum des Heiligen Stuhls verwaltet wird.“

„Wir wissen, dass die Verwaltung des Vermögens des Heiligen Stuhls wirklich verbessert werden kann, und er ist sehr gut in der Lage, die richtigen Leute dafür zu finden“, zeigte sich Cupich überzeugt.

Robert Francis Prevost OSA, der vor wenigen Tagen zum Papst gewählt wurde, stammt aus der Erzdiözese Chicago und wuchs in Dolton im Bundesstaat Illinois auf. Die Pfarrei Saint Mary of the Assumption, zu der Prevost gehörte, wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Deutsch-Amerikanern gegründet. Prevost besuchte die Grundschule der Pfarrei. Die Pfarrei selbst wurde später mehrfach mit anderen Pfarreien fusioniert. Heute ist die Kirche verfallen. Die von Augustinern geführte und seit Jahrzehnten aufgelöste und abgerissene High School mit Internat, die Prevost besuchte, war nicht in der Erzdiözese Chicago, sondern im Bundesstaat Michigan.