„Die Kirche braucht euch“: Papst Leo bei Audienz für orientalische Kirchen

Papst Leo XIV. am 14. Mai 2025
screenshot / Vatican Media

Papst Leo XIV. hat im Rahmen einer besonderen Jubiläumsaudienz für die orientalischen Kirchen betont: „Ihr seid wertvoll in Gottes Augen.“ Im Heiligen Jahr 2025 finden regelmäßig Jubiläen für bestimmte Gruppen statt – in diesen Tagen für die 23 Teilkirchen eigenen Rechts, die in ostkirchlicher Tradition stehen, aber anders als die orthodoxen Kirchen mit Rom uniert sind.

„Die Kirche braucht euch“, unterstrich der Pontifex. „Der Beitrag, den der christliche Osten uns heute bieten kann, ist immens! Wir haben es sehr nötig, den Sinn für das Mysterium wiederzufinden, der in euren Liturgien lebendig bleibt, Liturgien, die den Menschen in seiner Ganzheit erfassen, die die Schönheit des Heils besingen und ein Gefühl des Staunens darüber hervorrufen, wie Gottes Majestät unsere menschliche Schwäche umarmt!“

„Ebenso wichtig ist es, vor allem im christlichen Westen den Sinn für den Primat Gottes, die Bedeutung der Mystagogie und die für die östliche Spiritualität so typischen Werte wiederzuentdecken“, fuhr Leo fort, nämlich „die ständige Fürbitte, die Buße, das Fasten, das Weinen über die eigenen Sünden und die der ganzen Menschheit (penthos)!“

„Es ist also unerlässlich, dass ihr eure Traditionen bewahrt, ohne sie abzuschwächen, vielleicht aus Gründen der Zweckmäßigkeit oder der Bequemlichkeit, damit sie nicht durch die Mentalität des Konsumismus und des Nützlichkeitsdenkens korrumpiert werden“, mahnte er.

„Wenn ich euch betrachte, denke ich an die Vielfalt eurer Ursprünge, an eure glorreiche Geschichte und an die bitteren Leiden, die viele eurer Gemeinschaften ertragen haben oder noch ertragen“, so Leo am Mittwochvormittag in der vatikanischen Audienzhalle.

„Auch in unserer Zeit sind viele unserer östlichen Brüder und Schwestern, darunter auch einige von Ihnen, aufgrund von Krieg und Verfolgung, Instabilität und Armut gezwungen, aus ihren Heimatländern zu fliehen, und laufen Gefahr, nicht nur ihre Heimat, sondern auch ihre religiöse Identität zu verlieren, wenn sie den Westen erreichen“, konstatierte der Pontifex in seiner Ansprache. „Infolgedessen geht das unschätzbare Erbe der Ostkirchen im Laufe der Generationen verloren.“

Unter Verweis auf das Apostolische Schreiben Orientalium dignitas von Papst Leo XIII. betonte Leo XIV. eigens die „legitime Vielfalt der östlichen Liturgie und Disziplin“, die „zur großen Ehre und zum Nutzen der Kirche“ beitragen möge. Dieser Wunsch sei „nach wie vor aktuell“.

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Leo XIV. trat in seiner Ansprache nachdrücklich ein für die „Erhaltung und Förderung des christlichen Ostens, insbesondere in der Diaspora“: „Neben der Einrichtung östlicher Zirkumskriptionen, wo immer dies möglich und angebracht ist, ist es notwendig, das Bewusstsein der lateinischen Christen zu stärken. In dieser Hinsicht bitte ich das Dikasterium für die orientalischen Kirchen – dem ich für seine Arbeit danke –, mir zu helfen, Prinzipien, Normen und Richtlinien zu definieren, mit denen die lateinischen Bischöfe die Ostkatholiken in der Diaspora konkret in ihren Bemühungen unterstützen können, ihre lebendigen Traditionen zu bewahren und so durch ihr unverwechselbares Zeugnis die Gemeinschaften, in denen sie leben, zu bereichern.“

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„Eure alten und doch immer neuen Traditionen der Spiritualität sind heilend“, betonte Papst Leo. „In ihnen verbindet sich das Drama des menschlichen Elends mit dem Staunen über die Barmherzigkeit Gottes, so dass unsere Sündhaftigkeit nicht zur Verzweiflung führt, sondern uns öffnet, um das gnädige Geschenk anzunehmen, geheilte, vergöttlichte und zu den Höhen des Himmels erhobene Geschöpfe zu werden. Dafür sollten wir dem Herrn unendlich viel Lob und Dank zollen.“

Im letzten Teil seiner Ansprache ging Papst Leo XIV. auf die häufig schwierige Lage der Mitglieder orientalischer Kirchen und die Kriege in ihren Heimatregionen ein. „Lasst uns um diesen Frieden beten, der Versöhnung, Vergebung und den Mut bedeutet, das Blatt zu wenden und neu anzufangen“, so der Pontifex. „Ich für meinen Teil werde alles tun, damit dieser Friede sich durchsetzt.“

„Die Völker unserer Welt sehnen sich nach Frieden, und ich appelliere von ganzem Herzen an ihre Führer: Lasst uns zusammenkommen, lasst uns reden, lasst uns verhandeln!“, rief Leo aus. „Krieg ist niemals unvermeidlich. Die Waffen können und müssen zum Schweigen gebracht werden, denn sie lösen die Probleme nicht, sondern vergrößern sie nur.“

„Ich möchte Gott für all jene danken, die in der Stille, im Gebet und in der Selbstaufopferung die Saat des Friedens säen“, betonte der Papst. „Ich danke Gott für jene Christen – östliche wie lateinische –, die, vor allem im Nahen Osten, ausharren und in ihrer Heimat bleiben und der Versuchung widerstehen, sie zu verlassen. Den Christen muss die Möglichkeit gegeben werden, in ihrer Heimat zu bleiben, und zwar nicht nur mit Worten, sondern mit allen Rechten, die für eine sichere Existenz notwendig sind. Bitte, lasst uns dafür eintreten!“

Die größte katholische Ostkirche ist die Ukrainische Griechisch-Katholische Kirche mit mehr als vier Millionen Gläubigen. Weitere große Kirche mit mehr als einer Million Gläubigen sind die syro-malabarische Kirche aus Indien, die maronitische Kirche aus dem Libanon und Syrien sowie die Melkitische Griechisch-Katholische Kirche aus derselben Region. Die kleinste Teilkirche ist die Russische Griechisch-Katholische Kirche mit nur einigen tausend Mitgliedern.