Vatikanstadt - Freitag, 16. Mai 2025, 11:30 Uhr.
Im Rahmen einer Audienz für die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten hat Papst Leo XIV. betont: „Wirklich friedliche Beziehungen können nicht ohne Wahrheit aufgebaut werden, auch nicht innerhalb der internationalen Gemeinschaft.“
„Wo Worte zweideutige und ambivalente Bedeutungen annehmen und die virtuelle Welt mit ihrer veränderten Wahrnehmung der Realität unkontrolliert die Oberhand gewinnt, ist es schwierig, authentische Beziehungen aufzubauen, weil die objektiven und realen Voraussetzungen der Kommunikation verloren gehen“, warnte der Pontifex in der Sala Clementina im Apostolischen Palast.
Die Kirche könne sich „niemals ihrem Auftrag entziehen, die Wahrheit über den Menschen und die Welt auszusprechen, auch wenn sie, wenn nötig, zu einer deutlichen Sprache greift, die vielleicht ein anfängliches Unverständnis hervorruft“, stellte Leo klar. „Die Wahrheit ist jedoch niemals von der Nächstenliebe zu trennen, deren Wurzel immer die Sorge um das Leben und das Wohl eines jeden Menschen ist.“
„Aus christlicher Sicht ist die Wahrheit außerdem nicht die Bestätigung abstrakter und realitätsferner Prinzipien, sondern die Begegnung mit der Person Christi selbst, der in der Gemeinschaft der Gläubigen lebt“, fügte er hinzu. „So entfremdet uns die Wahrheit nicht, sondern befähigt uns vielmehr, die Herausforderungen unserer Zeit mit größerem Nachdruck anzugehen, wie etwa die Migration, die ethische Nutzung der künstlichen Intelligenz und die Bewahrung unserer geliebten Erde.“
In seiner Ansprache sagte Leo außerdem über die päpstliche Diplomatie, sie sei „ein Ausdruck der Katholizität der Kirche selbst, und der Heilige Stuhl ist in seinem diplomatischen Handeln von einem pastoralen Drang beseelt, der ihn dazu antreibt, nicht nach Privilegien zu streben, sondern seine Sendung zur Evangelisierung im Dienste der Menschheit zu intensivieren“. Die Kirche sei bestrebt, „jedes Volk und jeden einzelnen Menschen auf dieser Erde zu erreichen und zu umarmen, der sich nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden sehnt und diese braucht“.
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Neben dem Begriff der Wahrheit ging der Papst auch auf die Begriffe Gerechtigkeit und Frieden ein.
„Der Friede entsteht im Herzen und aus dem Herzen heraus, indem man Stolz und Forderungen zurückstellt und die Worte abwägt, denn man kann auch mit Worten verletzen und töten, nicht nur mit Waffen“, so Leo. Hierbei sei „die uneingeschränkte Achtung der Religionsfreiheit in jedem Land“ von Bedeutung, „denn die religiöse Erfahrung ist eine grundlegende Dimension der menschlichen Person, ohne die es schwierig, wenn nicht gar unmöglich ist, eine Reinigung des Herzens zu erreichen, die notwendig ist, um Beziehungen des Friedens aufzubauen“.
Gleichzeitig gelte: „Wer Frieden will, muss Gerechtigkeit üben.“ Der Pontifex forderte dazu auf, sich anzustrengen, „um die globalen Ungleichheiten zu beseitigen, bei denen Reichtum und Armut tiefe Furchen zwischen Kontinenten, Ländern und sogar innerhalb einzelner Gesellschaften ziehen“.
Ausdrücklich erwähnte er „Investitionen für die Familie [...], die auf der stabilen Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau beruht, ‚eine wahre Gesellschaft […], so klein immerhin diese Gesellschaft sich darstellt; sie ist älter als jegliches andere Gemeinwesen‘. Darüber hinaus kommt niemand umhin, sich jeweils um ein Umfeld zu bemühen, in dem die Würde jedes Menschen geschützt wird, insbesondere der schwächsten und schutzlosesten, vom ungeborenen Kind bis zum alten Menschen, vom Kranken bis zum Arbeitslosen, ob Bürger oder Einwanderer.“
Fast 100 diplomatische Vertretungen mit Sitz in Rom sind derzeit beim Heiligen Stuhl akkreditiert. Insgesamt unterhalten allerdings mehr als 180 Staaten volle diplomatische Beziehungen. Zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl existieren solche Beziehungen seit über 100 Jahren.