Redaktion - Freitag, 30. Mai 2025, 12:45 Uhr.
Der Staat Ägypten könnte das berühmte orthodoxe Katharinenkloster am Fuß des Berges Sinai schließen. Die Londoner Zeitung The Times berichtete unter Berufung auf griechische Medienberichte über die drohende Schließung.
Demnach „könnte die 1.475-jährige Lebensdauer des Klosters kurz vor dem Ende stehen, nachdem ein ägyptisches Gericht am Mittwoch entschieden hat, das Eigentum an den Vermögenswerten des Klosters auf den Staat zu übertragen. Die Entscheidung soll auch die Absicht beinhalten, die dort lebende Mönchsgemeinschaft zu vertreiben und den Weg für die Umwandlung des Gebäudes in ein Museum zu ebnen.“
„Die ägyptischen Behörden haben diese Berichte jedoch dementiert und versichert, dass der Betrieb des Klosters normal weiterläuft“, hieß es gleichzeitig.
Tatsächlich erklärte die Regierung: „Die Präsidentschaft der Arabischen Republik Ägypten bekräftigt ihr uneingeschränktes Engagement für die Bewahrung des einzigartigen und heiligen religiösen Status des Katharinenklosters und die Verhinderung seiner Verletzung. Die Präsidentschaft bekräftigt, dass das jüngste Gerichtsurteil diesen Status festigt und mit den Punkten übereinstimmt, die Präsident El-Sisi bei seinem jüngsten Besuch in Athen am 7. Mai betont hat. Die Präsidentschaft bekräftigt auch, wie wichtig es ist, die engen und brüderlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern und Völkern zu bewahren und sicherzustellen, dass sie nicht gefährdet werden.“
Zum Hintergrund angesicht der Debatte um das Katharinenkloster berichtete „The Times“: „Um die Eigentumsrechte des Klosters gibt es seit langem einen Rechtsstreit. In den letzten Monaten eskalierten die Spannungen aufgrund von Gerüchten, dass die ägyptische Regierung eine größere Kontrolle über die umfangreichen Ländereien und Vermögenswerte des Klosters anstrebt.“
Das Oberhaupt der autokephalen orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos II. von Athen, warnte, das Eigentum des Klosters werde „beschlagnahmt und enteignet. Dieses geistliche Leuchtfeuer der Orthodoxie und des Hellenismus ist nun einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt.“
„Ich verurteile kategorisch jeden Versuch, den seit 15 Jahrhunderten bestehenden Status quo in dieser heiligen Region zu verändern“, so Hieronymos II.
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Der griechisch-orthodoxe Erzbischof von Amerika, Elpidophoros, der Teil des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel ist, äußerte sich mit „großer Sorge und tiefem Bedauern“ über die Situation des Katharinenklosters.
Elpidophoros erinnerte daran, dass sich das Kloster „genau an dem Ort“ befinde, „an dem Gott Moses im brennenden Dornbusch erschien, und unter dem Berg des Dekalogs, auf dem das Gesetz gegeben wurde“. Außerdem habe man dort „das wertvollste archäologische und geistliche Erbe der Christenheit bewahrt, darunter die berühmte Sinai-Bibliothek mit ihren alten Handschriften und die weltweit bedeutendste Sammlung von Tafelsymbolen aus der Zeit vor dem Ikonoklasmus“.
Vor diesem Hintergrund seien „die jüngsten gerichtlichen Maßnahmen, die das Eigentum des Klosters zu konfiszieren und seine spirituelle Mission zu stören drohen“, zutiefst beunruhigend. „Solche Maßnahmen verletzen nicht nur die Religionsfreiheit, sondern gefährden auch eine Stätte von immenser historischer und kultureller Bedeutung. Die ägyptische Regierung muss unbedingt ihre früheren Zusagen einhalten, die Autonomie und das Erbe des Klosters zu schützen.“
Die griechische Regierung verhandelt unterdessen bereits mit der ägyptischen Regierung, um zu einer akzeptablen Lösung zu kommen.
Eine Sprecherin des Außenministeriums von Griechenland gab bekannt: „Der griechische Außenminister hat sich sofort mit dem ägyptischen Außenminister in Verbindung gesetzt und klargestellt, dass es keinen Raum für eine Abweichung von der gemeinsamen Auffassung beider Seiten gibt, die von den Führern beider Länder im Rahmen des jüngsten Obersten Kooperationsrates in Athen zum Ausdruck gebracht wurde.“
Beide Regierungen hätten „in letzter Zeit systematisch auf ein Abkommen hingearbeitet, das den heiligen griechisch-orthodoxen Charakter der Region sichern wird“.