In der Katechese vom 7. Januar 1981 (veröffentlicht in L’Osservatore Romano 81/3) kommt Johannes Paul II. auf die wahre Freiheit der Kinder Gottes zu sprechen und nimmt die Überlegungen zur Herzensreinheit wieder auf.

Er bringt den Galaterbrief ins Gespräch. Paulus stellt das „Leben ‚nach dem Fleisch‘“ dem „Leben ‚nach dem Geist‘“ gegenüber. Im Zentrum der Erlösung steht der Mensch, in der „personalen Einheit von Geist und Leib“. Hier markiert Paulus auch deutlich den Unterschied etwa zur platonischen Unsterblichkeitslehre, die allein der Seele gilt. Christen glauben an die Auferstehung des Leibes – und an nichts anderes.

Der Apostel verweist einerseits auf Sünden, die mit dem Fleisch verbunden sind, etwa Unzucht oder weltliche Ausschweifungen, und er zählt auch Götzendienst, Jähzorn und Neid und manches mehr dazu. Johannes Paul II. legt dar: „Nach unserem anthropologischen (und ethischen) Verständnis wären wir eher geneigt, alle hier aufgezählten ‚Werke‘ als ‚Sünden des menschlichen Geistes‘ und nicht als ‚fleischliche‘ Sünden zu bezeichnen. Nicht ohne Grund mögen wir in ihnen viel eher die Auswirkungen der ‚Augenlust‘ oder ‚der Hoffart des Lebens‘ als die Auswirkungen der ‚fleischlichen Begierde‘ erkennen. Dennoch bezeichnet sie Paulus als ‚Werke des Fleisches‘. Das ist freilich nur vor dem Hintergrund jener umfassenderen (in gewissem Sinne metonymischen) Bedeutung zu verstehen, die der Begriff ‚Fleisch‘ in den paulinischen Briefen besitzt, ein Begriff, der nicht nur und nicht so sehr dem ‚menschlichen‘ Geist als vielmehr dem Heiligen Geist gegenübergestellt ist, der in der Seele (im Geist) des Menschen wirkt.“

Mit den Worten Christi, die auf die Herzensreinheit im moralischen Sinn bezogen sind, werden auch hier Unreinheiten, etwa böse Gedanken, als Sünden des Fleisches benannt: „Alle Sünden sind Kundgabe des ‚Lebens nach dem Fleisch‘, das im Gegensatz zum ‚Leben nach dem Geist‘ steht. Unserem Sprachgebrauch entsprechend sehen wir (übrigens zum Teil mit Recht) als ‚Vergehen des Fleisches‘ an, was in der paulinischen Aufzählung zu einer der vielen Äußerungen (oder Weisen) der ‚Werke des Fleisches‘ zählt und in diesem Sinn eines der Symptome, d. h. der Verwirklichung des Lebens ‚nach dem Fleisch‘ und nicht ‚nach dem Geist‘ ist.“

Paulus möchte die „Werke des Leibes“ mit der Kraft und dem Beistand des Geistes überwunden, ja getötet sehen, als Mahnung und Ermunterung, wie Christus dies in der Bergpredigt ausgeführt hat, „wo er auf das menschliche Herz hinweist und es auffordert, die Begierden zu beherrschen – auch jene, die sich im Blick des Mannes äußern, der sich auf eine Frau richtet, um die Begierde des Fleisches zu befriedigen“: „Das Leben ‚nach dem Fleisch‘ führt in der Tat zum Tod, das heißt, es bewirkt den Tod des Geistes.“ Weiterhin erläutert Johannes Paul II.: „Der Begriff ‚Tod‘ meint also nicht nur den leiblichen Tod, sondern auch die Sünde, welche die Moraltheologie später als ‚Todsünde‘ bezeichnet.“

In allen Lebens- und Verhaltensweisen sieht Paulus Äußerungen der Freiheit, die durch den Geist bedingt sind: „Der Völkerapostel verkündet mit einzigartiger Überzeugungskraft, dass sich die Rechtfertigung des Menschen in Christus und durch Christus vollzieht. Der Mensch erlangt die Rechtfertigung im ‚Glauben, der in der Liebe wirksam ist‘ (Gal 5,6), und nicht nur durch die Erfüllung der einzelnen Vorschriften des alttestamentlichen Gesetzes (besonders der Beschneidung). Die Rechtfertigung kommt somit ‚aus dem Geist‘ (Gottes) und nicht ‚aus dem Fleisch‘. Er ermahnt daher die Empfänger seines Briefes, die falsche ‚fleischliche‘ Auffassung der Rechtfertigung aufzugeben und die wahre, das heißt ‚geistige‘ anzunehmen. In diesem Sinne fordert er sie auf, sich vom Gesetz frei zu machen, und noch mehr, für die Freiheit, zu der Christus ‚uns berufen hat‘, frei zu werden.“ Orientierung schenkt hierbei die im Evangelium verkündete Herzensreinheit, die das Denken und Handeln leiten soll, um der Berufung des Menschen wahrhaft zu entsprechen.

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