Geplanter Verkauf des St.-Kamillus-Komplexes in Berlin stößt auf Gegenwind

St.-Kamillus-Komplex in Berlin
Peter Kuley

Der geplante Verkauf des St.-Kamillus-Komplexes am Klausenerplatz in Berlin-Charlottenburg durch den Kamillianerorden hat in der katholischen Gemeinschaft von Berlin eine Welle der Bestürzung ausgelöst. Gegen den Verkaufsprozess hat sich die „Bürgerinitiative Pro-St.-Kamillus“ formiert, die sich vehement für den Erhalt des Komplexes als geistliches Zentrum einsetzt.

Die Initiative argumentiert, dass Berlin dringend Orte brauche, „in denen Menschen einander begegnen und helfen können“ und „in denen sie Gott begegnen, in denen Lebenssinn inmitten von Unsicherheit, Einsamkeit und Krisen vermittelt und erhalten wird“. Vor diesem Hintergrund verwies die Initiative auf den Zuzug von Christen aus Europa, Asien und Afrika, insbesondere syrische, indische, kroatische und ukrainische Gemeinden, die nach sakralen Orten suchten.

Entgegen der Darstellung, dass private Investoren kirchliche Immobilien nicht erhalten könnten, nannte die Bürgerinitiative erfolgreiche Beispiele in Berlin. So wurde beispielsweise die Kirche St. Clemens in der Stresemannstraße im Jahr 2007 an Finanzinvestoren verkauft, jedoch konnte der Förderverein St. Clemens den Gebäudekomplex von den Investoren zurückmieten. Seit 2008 dient die Kirche als Exerzitienzentrum der Göttlichen Barmherzigkeit, betreut von Vinzentiner-Patres aus Indien.

Weiterhin übte die Initiative scharfe Kritik am Verkaufsprozess und warf Fragen zur Transparenz auf. Sie monierte, dass das Verfahren „weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit“ ablaufe und selbst das Kirchenvolk von dem Prozess überrascht worden sei.

Trotz der schwierigen Ausgangslage zeigte sich die Bürgerinitiative optimistisch. Sie berichtete, dass „zwei finanzstarke internationale Ordensgemeinschaften“ Interesse geäußert hätten. Die Initiative organisierte regelmäßige Gebetszeiten und Informationsveranstaltungen und hat eine Petition für den Erhalt von St. Kamillus als geistliches Zentrum gestartet.

Rolle von ProSecur im Verkaufsprozess

Mit der Vermarktung des Komplexes wurde die Kölner Firma ProSecur beauftragt. ProSecur wirbt damit, seit über 30 Jahren ein anerkannter Ansprechpartner für Ordensgemeinschaften, kirchliche Einrichtungen sowie karitative und gemeinnützige Organisationen zu sein. Bislang hat ProSecur 299 Objekte mit einem Verkaufsvolumen von 219 Millionen Euro abgewickelt.

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Laut der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ erklärte ProSecur, die Verkaufsverhandlungen seien bereits in einem fortgeschrittenen Stadium: „Es gibt einen Kaufinteressenten, mit dem derzeit intensiv verhandelt wird. Ein Vertragsabschluss wird zeitnah angestrebt.“

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Historische Bedeutung und kirchliche Verwurzelung

Mit dem Gebäudekomplex, zu dem neben der Kirche auch ein Seniorenheim mit 40 Betten und ein Kindergarten gehören, verschwindet ein bedeutender Ort des katholischen Lebens in Berlin.

Die Gemeinde war auf Initiative des seligen Bernhard Lichtenberg gegründet worden. Als Dompfarrer und späterer Märtyrer des NS-Widerstands war er eine zentrale Figur der katholischen Kirche in Berlin. Lichtenberg war von 1913 bis 1930 Pfarrer der Herz-Jesu-Gemeinde in Charlottenburg. Er erkannte die Notwendigkeit, sein Pfarrgebiet mit 35.000 Katholiken seelsorglich aufzuteilen.

Seit der Gründung übernahmen die Kamillianer die Seelsorge der Gemeinde. Der auf den heiligen Kamillus von Lellis (1550–1614) zurückgehende Orden hatte sich der Krankenpflege verschrieben und führte das charakteristische rote Kreuz auf der Brust. In Charlottenburg übernahmen sie neben der Krankenseelsorge auch die Aufgabe der Gemeindebetreuung.

Der Rückzug der Kamillianer aus Berlin ist symptomatisch für die tiefgreifende strukturelle Krise, von der das Ordensleben in Deutschland seit Jahrzehnten betroffen ist. Zentrale Gründe für die Entscheidung zum Verkauf des Komplexes sind der fehlende Ordensnachwuchs und die Notwendigkeit, die Altersversorgung der verbliebenen Mitglieder zu sichern.