Redaktion - Dienstag, 24. Juni 2025, 11:00 Uhr.
Die als konservativ geltende Gemeinschaft der Diener Jesu und Mariens (SJM), die der Pfadfinderbewegung verbunden ist und die Liturgie sowohl in der neuen Form als auch im überlieferten Ritus feiert, hat einen Zwischenbericht über ihren „Reflexionsprozess“ geliefert. Konkret räumte die Gemeinschaft Fehler in ihrer inzwischen fast 40-jährigen Geschichte ein, etwa im Hinblick auf geistliche Autorität.
Nachfolge Christi bedeute auch, „die Freiheit jedes Menschen unbedingt zu achten“, betonte der Zwischenbericht am Montag. Sodann hieß es: „Es ist die unerlässliche Verantwortung des priesterlichen Seelsorgers, diese Freiheit zu schützen, zu entfalten und zu bestärken – je gewichtiger seine Autorität, umso herausfordernder. Diese Verantwortung verlangt Übung, Reflexion und gute Regeln. Rückblickend stellen wir fest, dass wir uns in der SJM dieser Verantwortung noch bewusster werden wollen. Heute sehen wir, wie unverzichtbar der sorgfältige und reflektierte Umgang mit geistlicher Autorität und wie notwendig Ausbildung und gewissenhafte Rechenschaft sind.“
Die Diener Jesu und Mariens waren 1988 durch Andreas Hönisch gegründet worden, der lange Jahre als Jesuit in der Pfadfinderbewegung tätig war. Der Kurs der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil fand bei Hönisch keine Zustimmung, sodass er 1976 die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) gründete, aus der dann die Servi Jesu et Mariae hervorgingen. Heute gehören der Gemeinschaft etwa 50 Mitbrüder an, die in fünf Ländern wirken, darunter Österreich und Deutschland.
Im Zwischenbericht hieß es: „Pater Hönisch war ein unermüdlicher Arbeiter im Weinberg des Herrn. Wenn es darum ging, den Glauben zu verkünden, die Sakramente zu spenden, Katechese zu halten etc., scheute er (fast) keinen Einsatz, nahm keine Rücksicht auf persönliche Befindlichkeiten.“
„Freilich ergab sich daraus (oft unbewusst) auch die Erwartungshaltung, jedes Mitglied der Gemeinschaft habe ähnliches zu leisten“, so die Gemeinschaft. „Als SJM mussten wir erst im Lauf der Jahre lernen – teils auch schmerzhaft – dass das überwältigende Maß dieses Einsatzes nicht jeder Berufung entspricht und eine entsprechende Erwartungshaltung Menschen sogar verletzen kann.“
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„In der Gründungszeit (und weit darüber hinaus) blieb damit freilich vieles unvollkommen und bruchstückhaft: etwa in Ausbildung, Begleitung oder Leitung“, berichteten die Diener Jesu und Mariens außerdem. „Das brachte auch problematische Konsequenzen mit sich: Jungen Mitgliedern wurde schnell große Verantwortung übertragen (in Pfarrei, Schule, Internat … aber auch als Verantwortliche im eigenen Ordenshaus), ohne ausreichend auf entsprechende Ausbildung zu achten oder passende Weiterbildungsangebote zur Verfügung zu stellen.“
Vor diesem Hintergrund seien auch „schwerwiegende Fehler“ geschehen. Inzwischen habe man „gelernt, wie wichtig eine professionelle Ausbildung, kontinuierliche Begleitung, klare Strukturen und Rückgriff auf externe Fachexpertise sind. Heute versuchen wir, beide Aspekte in unserem Ordensleben zu verbinden: Wir halten einerseits die Gründungserfahrung der Selbstverantwortung und Eigenständigkeit in möglichst vielen Bereichen des Alltags präsent, gleichzeitig haben wir feste Strukturen aufgebaut, die wesentlichen Abläufe institutionalisiert und greifen bei entsprechenden Themen auf externe Unterstützung durch professionelle Fachkompetenz zurück.“
Schließlich gab die Gemeinschaft zu, „die Erfahrung der Ausgrenzung“ durch verschiedene kirchliche Stellen in der Anfangsphase habe „auf unserer Seite eine Tendenz des Schwarz-weiß-Denkens verstärkt“: „Komplexe Themen wurden von uns schnell vereinfachend in gut und schlecht, in Freund und Feind eingeteilt. Manchmal fehlte ein differenzierter Blick, der Schwächen oder Irrtum zwar sachlich benennt, aber am anderen auch das Gute anerkennt – und sich stets der eigenen Grenzen bewusst bleibt.“
„Wir mussten lernen, dass sich eigene Identität nicht durch negative Abgrenzung von anderen herstellen lässt“, erklärten die Diener Jesu und Mariens. „Wesentlich ist nicht, was wir anders machen als andere, sondern worin im positiven Sinn unser Selbstverständnis und Charisma bestehen. Dass es daneben viele andere Wege gibt, das Evangelium zu leben, bleibt davon unberührt.“
„Nicht alles in unserer Historie war perfekt; es wurden auch schwerwiegende Fehler gemacht“, so das Fazit. „Und gleichzeitig ist für uns deutlich das Wirken Gottes erkennbar, und voll Dankbarkeit erkennen wir ein wertvolles Erbe, das uns anvertraut ist und das wir weiter entfalten wollen – zur Ehre Gottes und zum Heil der Seelen.“