Vatikanstadt - Dienstag, 27. Juni 2017, 11:34 Uhr.
Der Heilige Stuhl hat an die Einrichtungen appelliert, beim Kampf gegen die Abhängigkeiten mehr auf Prävention zu setzen, statt nur an Notlösungen zu arbeiten.
Der Aufruf wurde von Kardinal Peter Turkson unterzeichnet, dem Präfekten des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen, und anlässlich des Welttages gegen Drogenmissbrauch und illegalen Drogenhandel veröffentlicht.
Von harten Drogen bis zur Spielsucht
Die Botschaft betrifft eigentlich ein weiteres Feld und richtet ihren Blick auf alle Arten von Abhängigkeit. Sie bestätigt die umfangreichere Verbreitung von Heroin auf Kosten des Kokain, dessen Konsum sehr hoch ist. Sie betont auch, dass die Anwendung von Cannabis jedoch die am weitesten verbreitete sei, auch aufgrund einer "internationalen Debatte", die tendenziell diese Substanz ethisch weniger verurteile. Der Text weitet den Horizont und spricht auch die Spielsucht an, eine "sich ausbreitende Wunde, die das Spektrum der Abhängigkeiten erweitert."
Dieser Einschub ist wichtig, denn der Kardinal weist darauf hin, dass es in Wirklichkeit keine Legalisierung des Glücksspiels zu positiven Zwecken gebe, denn auch wenn das geschehe, um "die kriminelle Handhabung zu entlarven", steigt die Anzahl der süchtigen Spieler, außerdem sei "die Besteuerung durch den Staat als unvereinbar mit ethischen Maßstäben und im Widerspruch zur Prävention anzusehen."
Kardinal Turkson betont, dass es unterschiedliche Arten von Abhängigkeit gebe, aber vor allem "eine indirekte Komplizenschaft mit dem Phänomen", die "dazu beiträgt, die Aufmerksamkeit der öffentlichen Meinung und der Regierungen abzulenken." Die Notlösungen behalten so die Oberhand über eine ernsthafte Kultur der Prävention.
Die Anklage richtet sich an alle Länder "in denen jahrzehntelang die Bemühungen gegen die fortschreitenden Abhängigkeiten nur aus einem sehr geringen Schutzwall bestanden." Es gibt in der Tat "Lücken in der planerischen Fähigkeit, in der Politik, in den Perspektiven", die angesichts eines sehr kompetitiven Drogenmarkes nur "mit müden und unangemessenen Schritten" reagieren.
Den einzelnen Menschen niemals aufgeben
"Spezialisten-Strategien zur Schadensbegrenzung" reichten nicht aus und man dürfe die Droge auch nicht als nur "ein Phänomen, das mit sozialen Härtefällen und Abweichungen zusammenhängt" ansehen. Es brauche vielmehr "personalisierte therapeutische Programme."
Das Risiko bestehe darin, nur auf die Heilung einer Epidemie abzuzielen, die sich als "Strategie der sozialen Kontrolle und der hygienischen Prophylaxe" darstellt, in Wirklichkeit aber "auf kühlere und weniger sichtbare Weise zum psychologischen und sozialen Tod der Süchtigen führt, während man den physischen verzögert."
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Kardinal Turkson fügt hinzu, es sei "ein Akt der Kapitulation, zu glauben, die Personen seien nicht mehr zu retten."
Er weist auf die Notwendigkeit "guter Praktiken" hin, die "zur Pflicht der Prävention mahnen" als einer "Haltung der Zuvorkommenheit, die darauf gerichtet ist, sich um die Förderung der Gesundheit im weitesten und vollständigen Sinn zu sorgen."
Mangelnde Erziehung, weil Familie und Schule fehlen
Das Schwierigste ist, dass die erzieherische Rolle fehlt, die ursprünglich der Familie und der Schule übertragen ist, so der Kardinal. Für ihn ist klar: Die Erwachsenen sind oft nicht mehr Personen, die führen und leiten, daher muss man "Netze schaffen, die fähig sind, die sozialen, erzieherischen Synapsen wieder zu aktivieren und die unnützen Wettstreite, das Delegieren der Aufgaben an andere und die Formen von Verantwortungslosigkeit zu überwinden.
Das Gegenmittel zum "Rausch" der Droge ist der Rausch, der vom Ansporn zu all dem kommt, "was den Jugendlichen hilft, ihre Träume in Projekte zu verwandeln und zu entdecken, dass ihr ganzes Potential eine Brücke ist, ein Weg hin zu einer Berufung."
Der Kardinal schließt: "Bieten wir ihnen große Ziele, große Herausforderungen an und helfen wir ihnen, sie zu verwirklichen, ihre Ziele zu erreichen. Lassen wir sie nicht allein." Denn "um dem flüchtigen Glück der Abhängigkeit zu begegnen braucht es kreative Liebe und Erwachsene, die fähig sind, eine gesunde Selbstliebe zu lehren und zu praktizieren." Es bedarf letztendlich "einer geistlichen Sicht der Existenz, die auf die Suche nach Sinn ausgerichtet und für die Begegnung mit den anderen offen ist."
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— Hilde Wipfel (@HildeWipfel) June 1, 2017