Vatikanstadt - Mittwoch, 2. Juli 2025, 0:05 Uhr.
Die massiven Einschränkungen der überlieferten lateinischen Liturgie durch Papst Franziskus basieren einem Bericht zufolge nicht auf den Ergebnissen einer Befragung von Bischöfen in aller Welt, obwohl der verstorbene Pontifex 2021 so argumentiert hatte.
Die renommierte Vatikan-Journalisten Diane Montagna veröffentlichte am Montag die vatikanische „Gesamtbewertung“ der Befragung der Bischöfe. Der Vatikan hat sich bislang nicht zu dem Bericht geäußert.
Montagna schrieb, indem sie aus der „Gesamtbewertung“ zitierte: „Der bisher unveröffentlichte Text, der einen wesentlichen Teil des offiziellen Berichts der Glaubenskongregation über ihre Konsultation der Bischöfe zu Summorum Pontificum im Jahr 2020 darstellt, zeigt, dass ‚die Mehrheit der Bischöfe, die auf den Fragebogen geantwortet haben‘, erklärt habe, ‚dass eine Änderung der Gesetzgebung zu Summorum Pontificum mehr Schaden als Nutzen bringen würde‘.“
Papst Benedikt XVI. hatte im Jahr 2007 das Motuproprio Summorum Pontificum veröffentlicht, das die Verwendung der überlieferten liturgischen Bücher, die bis nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in Gebrauch waren, offiziell großzügig erlaubte.
In seinem Begleitbrief schrieb Benedikt damals: „Was nun die Verwendung des Meßbuchs von 1962 als Forma extraordinaria der Meßliturgie angeht, so möchte ich darauf aufmerksam machen, daß dieses Missale nie rechtlich abrogiert wurde und insofern im Prinzip immer zugelassen blieb.“ Und: „Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß; es kann nicht plötzlich rundum verboten oder gar schädlich sein. Es tut uns allen gut, die Reichtümer zu wahren, die im Glauben und Beten der Kirche gewachsen sind und ihnen ihren rechten Ort zu geben.“
Papst Franziskus ließ im Jahr 2021 ganz andere Töne vernehmen. In seinem eigenen Begleitbrief schrieb Franziskus: „Eine von Johannes Paul II. und mit noch weiterem Großmut von Benedikt XVI. gewährte Möglichkeit, um die Einheit der Kirche unter Achtung der verschiedenen liturgischen Sensibilitäten wiederherzustellen, ist dazu verwendet worden, die Abstände zu vergrößern, die Unterschiede zu verhärten, Gegensätze aufzubauen, welche die Kirche verletzen und sie in ihrem Weg hemmen, indem sie sie der Gefahr der Spaltung aussetzen.“
Hierbei berief er sich ausdrücklich auf die Befragung der Bischöfe: „Die eingegangenen Antworten haben eine Situation offenbart, die mich traurig und besorgt macht, und mich darin bestätigt, dass es notwendig ist einzugreifen. Leider wurde die pastorale Absicht meiner Vorgänger, denen es darum ging, ‚alle Anstrengungen zu unternehmen, um all denen das Verbleiben in der Einheit oder das neue Finden zu ihr zu ermöglichen, die wirklich Sehnsucht nach Einheit tragen‘, oft schwer missachtet.“
Dem Bericht von Diane Montagna zufolge ist dies jedoch nicht der Fall. In der von ihr im Wortlaut veröffentlichten fünfseitigen „Gesamtbewertung“ hieß es stattdessen: „Einige Bischöfe würden es vorziehen, zur früheren Indult-Situation zurückzukehren, um eine bessere Kontrolle und Steuerung der Situation zu haben. Die Mehrheit der Bischöfe, die auf den Fragebogen geantwortet haben, ist jedoch der Meinung, dass eine Änderung des Motuproprios Summorum Pontificum mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Jede Änderung – sei es durch Aufhebung oder Abschwächung des Motuproprios Summorum Pontificum – würde dem Leben der Kirche ernsthaft schaden, da sie die Spannungen, die das Dokument zu lösen geholfen hat, wieder aufleben lassen würde.“
Papst Franziskus, der immer wieder die Wichtigkeit des Zuhörens im Rahmen der Synodalität betonte, ließ sich nicht von den Bischöfen beeinflussen.
Montagna veröffentlichte auch eine Auswahl von Zitaten aus den Antworten der Bischöfe, die von der Glaubenskongregation zusammengestellt wurde. Neben vielen positiven Stimmen finden sich dort auch einige negative.
Von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) finden sich zwei Rückmeldungen. Zum einen hieß es: „Das derzeitige Angebot an Messen und Zelebrationen in der Außerordentlichen Form entspricht den pastoralen Bedürfnissen der Gläubigen. Die anfänglichen Konflikte um die Einführung von Messen in der außerordentlichen Form sind in den letzten Jahren friedlich beigelegt worden.“
An anderer Stelle schrieben die deutschen Bischöfe ausdrücklich: „Die bisherige Praxis [des Motuproprios Summorum Pontificum] hat sich bewährt und sollte aus pastoralen Gründen nicht geändert werden.“
Papst Franziskus handelte indes ganz anders und verbot die Feier der überlieferten Liturgie vollständig in Pfarrkirchen. Die nach Veröffentlichung des Motuproprios Traditionis custodes im Jahr 2021 geweihten Priester dürfen die überlieferte Messliturgie nicht feiern, wenn der Vatikan dies nicht ausdrücklich erlaubt, was in der Regel nicht geschieht. Alle anderen Priester müssen vom Diözesanbischof die Erlaubnis erbitten, auch wenn sie bereits jahrelang auch im klassischen römischen Ritus zelebriert haben.
Während in Deutschland die Feier der überlieferten Liturgie auch nach Traditionis custodes im Großen und Ganzen so möglich ist wie zuvor, haben Bischöfe besonders in den USA und in Frankreich zahlreiche florierende Gemeinden, gewöhnlich mit vielen jungen Familien, zerstört, um dem päpstlichen Edikt zu entsprechen. Mehr als 1.000 Gläubige sind etwa vom angekündigten Ende der alten Messe in den Pfarreien der Diözese Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina betroffen.
Zuletzt aktualisiert am 2. Juli 2025 und 15:28 Uhr.