Redaktion - Donnerstag, 10. Juli 2025, 11:00 Uhr.
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich offiziell von dem Apartheid-Vorwurf gegen Israel distanziert, den der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) in einer umstrittenen Erklärung erhoben hat. Die EKD ist Mitglied des ÖRK.
Kirsten Fehrs, die Ratsvorsitzende der EKD, bezeichnete laut der Süddeutschen Zeitung solche Zuschreibungen als „sachlich falsch“ und kritisierte, dass sie „Gräben vertiefen“ würden.
In einer am 24. Juni im südafrikanischen Johannesburg verabschiedeten Erklärung brandmarkte der ÖRK-Zentralausschuss Israels Politik gegenüber den Palästinensern explizit als Apartheid-System, wie CNA Deutsch ausführlich berichtete.
So hieß es: „Wir nehmen das von Israel dem palästinensischen Volk auferlegte System als Apartheid wahr, das gegen das Völkerrecht und das moralische Gewissen verstößt, und prangern es an.“
Der Weltkirchenrat, der 352 Mitgliedsgemeinschaften mit mehr als 580 Millionen Christen repräsentiert, forderte zudem „gezielte Sanktionen, Desinvestitionen und Waffenembargos“ gegen Israel.
Offiziell ist die katholische Kirche kein Mitglied des ÖRK. Trotzdem besteht eine enge Zusammenarbeit: Die katholische Kirche ist Vollmitglied in mehreren Kommissionen des ÖRK, darunter in den Kommissionen für Glauben und Kirchenverfassung sowie für Weltmission und Evangelisation.
Seit 1965 gibt es außerdem eine „Gemeinsame Arbeitsgruppe“, die den Dialog und die Kooperation zwischen dem ÖRK und der katholischen Kirche fördert.
EKD hält an Position von 2022 fest
In einer offiziellen Stellungnahme distanzierte sich die EKD deutlich von der ÖRK-Erklärung. Sie hält an ihrer Positionierung von 2022 fest, nach der der Begriff „Apartheid“ die komplexe Realität in Israel und den palästinensischen Gebieten nicht angemessen beschreibt.
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„Der Begriff entstammt dem spezifischen historischen Kontext des südafrikanischen Systems der gesetzlich verankerten rassistischen Trennung und Unterdrückung. Eine Übertragung dieses Begriffs auf die Situation in Israel und den besetzten Gebieten greift aus unserer Sicht zu kurz und trägt nicht zu einer sachgerechten und verantwortlichen Debatte bei“, so die EKD.
Scharfe Kritik von Antisemitismus-Experten
Auch der Antisemitismus-Beauftragte der EKD, Christian Staffa, hatte die Erklärung des ÖRK scharf kritisiert. Der Apartheid-Vorwurf sei „einfach falsch“ und „nicht belegbar“. Im Staat Israel gebe es keine Rassentrennung, so Staffa. Er wies darauf hin, dass viele Ärzte und Pflegekräfte in Israel Palästinenser seien.
Die Situation im Westjordanland rechtfertige rechtlich nicht den Apartheidsbegriff – es handele sich um eine kritikwürdige Besatzung, aber keine Apartheid.
Staffa kritisierte zudem, dass der erste Bruch des Völkerrechts durch den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 erfolgt sei. Zudem warf er Bedford-Strohm vor, mit dessen Aussage über antisemitische Angriffe auf Juden weltweit „wegen des Handelns der israelischen Regierung“ eine „Täter-Opfer-Umkehr“ zu betreiben.
Kirchenvertreter gehen auf Distanz
Ebenfalls stellte sich der württembergische Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl entschieden gegen die ÖRK-Erklärung. Er bezeichnete den Apartheid-Vorwurf als „politischen Kampfbegriff“, der „sachlich falsch“ sei und die Debatte polarisiere.
Gohl wies auf die israelische Gesellschaft hin, in der beispielsweise palästinensisches Personal in Medizin und Pflege arbeite und Araber gleichberechtigte Staatsbürger seien.
Der Landesbischof kritisierte zudem, dass die Erklärung Empathie für Juden in Israel vermissen lasse und verschweige, dass die Hamas mit ihrem Massaker am 7. Oktober 2023 die Gewalt ausgelöst habe. Zudem fehle die Forderung nach einer bedingungslosen Freilassung der Geiseln.





